Projekt „HOMU“ von Philipp Sonntag – Update zur Anwendung von Homaranismo für Gegenwart und Zukunft.

Update zur Anwendung von Homaranismo für Gegenwart und Zukunft.

Projekt „HOMU“ von Philipp Sonntag / Stand 28. 9. 2023 und bei JHV 2023.

Mit der Bitte an alle um Hinweise, Empfehlungen, Anregungen!

Wir Esperantisten spüren und wissen:

  • Einmalig ist unser Esperanto.

  • Alltäglich sind „schon immer“ Spannungen wie in Bialystok.

  • Ungewöhnlich sind die global aktuellen Leiden und Gefahren.

  • Grundlegend müssen die erforderlichen Veränderungen sein.

  • Ähnlich grundlegend sind schon längst die Empfehlungen von Homaranismo. Es gibt keinen Anlass, diese zu verändern. Wohl aber brauchen wir ein Update für die Anwendung, bezogen auf aktuelle Entwicklungen.

Würde L. L. Zamenhof heute sein Homaranismo mit einem Update für realistische Verwendung versehen? Thematisch einbeziehen könnte er moderne Technik, klimatische Gefahren, gesellschaftliche Systeme mit ihren enormen Verflechtungen von ganz unterschiedlichen Gruppen, akute Sprachentwicklungen und vieles mehr, bis hin zu mentalen Verunsicherungen. Das würde zugleich den Umgang mit Esperanto verändern.

Akute Herausforderungen und Optionen:

  • Sprachen: Amerikanisches Englisch war lange dominant. Global werden die USA längst kritischer gesehen als bisher. Abgelehnt werden, so aktuell von der BRIC-Staaten: „erschlagende“ Rüstung, übergriffiger Kapitalismus, breites Hegemoniestreben, erstarrende Moral mit Rechtsruck usw. Dominanz ist OUT! Ähnlich wird Frankreich in Afrika als unfair ausbeuterisch wahrgenommen. Es wird also mehr und mehr „verabscheut“, Sprachen wie Amerikanisch, oder Französisch zu verwenden.

  • Insgesamt gibt es keine Sprache, die global Englisch rasch ersetzen könnte. Eine gewisse Trägheit aus Gewohnheit wirkt zunächst noch bremsend. Aber es gibt keinen Ersatz: Sowieso werden Sprachen wie Chinesisch, Arabisch, Indisch, Französisch als umständlich und mühsam empfunden. Das gilt im Grunde für alle bisher noch als „natürlich“ bezeichneten Sprachen, denn ohne Ausnahme verletzen sie allesamt mehrfach die jeweils eigenen Regeln der Grammatik durch „starke Verben“ usw. Außerdem fehlt bei allen Staaten eine verantwortliche Weltinnenpolitik. Allein schon die Sprachen sind von Willkür mit ausufernder Gewalt durchdrungen.

  • Moderne Technik eröffnet Optionen. Da zeigt sich, zwar kulturell fein, jedoch unpraktisch und aufwendig ist eine Sprache wie Latein; deren Verwendung in Medizin, Botanik usw. entspricht nicht modernen Standards der digitalen Sprach-analyse und –flexibilität. Sowieso, wenn Schüler „denken“ lernen sollen, dafür sind Esperanto und Computersprachen und –systeme (bis hin zu Apps auf smartphones), also systematische Plansprachen, besser geeignet und auch praktischer. Vor allem: OpenAI bereitet vor, dass man (über KI, Cloud und smartphone) bald Fremdsprachen in Echtzeit sprechen wird. Bald genügen zwei Apps, qualitativ effektiv und breit preiswert, um

    • Sprachen wie Muttersprache, Esperanto und Englisch life hin und her zu übersetzen. So wird der „Vorteil“, dass jede/r doch Englisch kann, marginal

    • und laut sprechen zu lassen (App für Schrift und Sprechen, an persönliche Ton-Eigenheiten angepasst). Dabei besser etwas über- als unterschätzen: Esperanto ist mit bereits vorhandenen linguistischen Ausarbeitungen gut (!) vorbereitet.

  • Wir haben eine Fülle von Erfahrungen mit Ausarbeitungen von Zeitzeugen und Wissenschaftlern. In den letzten Jahren wurden im Internet digitale Plattformen eingerichtet, welche Institutionen vernetzen und eine systematische Suche ermöglichen. Für Deutschland eine Musterbeispiel ist das Projekt Oral-History.Digital der FU (Freie Universität Berlin), siehe https://www.oral-history.digital/ – Es ist zunächst eine Erschließungs-Plattform: Interviewprojekte, Museen, Universitäten und Stiftungen können ihre Audio- und Video-Interviews mit Begleitmaterialien hochladen, mit Werkzeugen für Transkription oder Verschlagwortung bearbeiten und für Bildung und Wissenschaft bereitstellen.

  • Ausgehend von üblich streitsüchtigen Menschen wie in Bialystok, nun hin zur laufend komplexeren Welt-Gesellschaft, empfiehlt es sich neue Herausforderungen wahrzunehmen und auf diese einzugehen. Denn es entstehen laufend ganz neue Gruppen, die überhaupt nicht an lokale Regionen und/oder Sprachen gebunden sind, sondern durch spezielle gemeinsame Interessen gekennzeichnet sind. Die Interessen können beruflich bedingt sein, oder sportlich, künstlerisch usw. Nichts darf existenziell vernichtend sein. Gewalt und Klimakrisen haben Kipppunkte in Richtung resignierender Verzweiflung. Hingegen könnte weltweit klare und wohlwollende Kooperation zu Wohlstand und Sicherheit führen. Um dazu beizutragen, bevorzugen auch KI und Roboter grammatisch klare Plansprachen.

  • Beispiel Erziehung: Global wird die Fülle umständlicher Sprachregelungen allenfalls halbwegs instinktiv wahrgenommen, dabei kaum verstanden. Das gilt insbesondere für Grammatik, wegen der Fülle von sprachlichen Ausnahmen. Mit Esperanto hingegen ließe sich Grammatik, vor allem für Schüler, spielend und spielerisch lernen! Zu erforschen wäre: womöglich genügen dazu zwei Jahre Esperanto, wöchentlich intensiv wie in Gymnasien Englisch oder Latein bis zu neun Jahren. Für Kultusministerien wäre das ein neues Thema. Würde noch dazu Esperanto in Restaurants und Hotels, auch auf Bahnhöfen, bei Museen usw. für Schilder usw. genutzt, so würde es ausbaufähig. Im Grunde genügen für jede Sprache ein oder zwei Jahre, um einen ausbaufähigen und bereits praktisch verwendbaren Eindruck zu gewinnen. Ganz anders bei privater Vertiefung für Kultur: Im Grunde kann man für Beruf und/oder Hobby sich für Vertiefung bei jeder beliebigen Sprache entscheiden, in der man gute bis hin zu professionellen Fähigkeiten haben möchte, so etwa auf Französisch, wenn man vorhat, den Job oder Wohnort dorthin zu verlegen – so etwa auf Italienisch, wenn Opernaufführungen wichtig sind. Privat soll jede Freiheit gewährt werden! Im Sinne von Homaranismo ist wertvoll, dass automatische Übersetzungen laufend besser werden. In der Schule war mein Eindruck: Die mathematisch Begabten quälen sich mit allzusehr Sprachen, die sprachlich Begabten mit Mathemati und Physik.

  • Bei Religion zeichnet sich eine Tendenz ab in Richtung: „Leben und leben lassen, Übergriffe vermeiden“. Etliche Religionen verlangen „Glauben“ und enthalten dramatische Anregungen zu Gewalt. Solche inhaltliche Botschaften sind nicht evidenzbasiert und werden inzwischen stärker als „kaum göttliche“ Willkür durchschaut. Allerdings ist Religion für die Tradition und Aufrechterhaltung einer jeweils eigenen Identität grundlegend. Worauf es ankommt, ist – ganz im Sinne von Homaranismo – Religionen als wertvolle Kultur wahrzunehmen und zu pflegen. Bereits Kinder wissen rasch und instinktiv im Sinne von Homaranismo, verständnisvoll mit symbolisch wertvollen Märchen wie „Hänsel und Gretel“ umzugehen; sie wissen, dass eine kannibalische Hexe nicht real, sondern rein literarisch zu verstehen ist. Der grässliche Horrorfilm „Hänsel und Gretel“ dazu konnte 2013 nur den Erwachsenen einfallen. Auch wer die „Heiligen Schriften“ wörtlich als Anleitung nimmt, das sind zumeist Erwachsene. Homaranismo kann helfen, den Blick für die märchenhaft symbolisch wertvollen „Heiligen Schriften“ zu öffnen. Das ist der Weg von Inquisition, Pädophilie, insbesondere von nicht evidenzbasiertem, krass starrem Glauben, nun neu hin in Richtung Befreiung und Toleranz, vor allem zum wertvollen Beitrag von Religion im Rahmen von Kultur.

  • Rechtspopulismus wächst durch die Suche nach und Betonung eigener Gruppen-Identität: Faschismus sind die mörderischen Auswüchse. Bei Homaranismo wird wichtig, deutlich zu machen, wie eigene Identität einer Gruppe nicht in starren Regeln einer Weltgesellschaft untergehen muss, sondern vielmehr kulturell und ethisch für deren gesunde Vielfalt unverzichtbar bleiben soll und so auch gepflegt werden kann, insbesondere an der Basis. Das wird jedoch nur durch Eindämmung von Gewalt auf Dauer erfolgreich und überzeugend sein. Homaranismo betont im Ansatz die Toleranz dafür, es kann als ein „Handbuch für Vermittlung“ verwendet werden.

  • Fazit: Kennzeichnend für Esperanto ist die eigene Struktur. Sie ist im Ansatz vermittelnd, ausgleichend, beruhigend. Sie ist dabei fair, neutral und vom Aufwand her relativ einfach. Sie kann zu einer globalen „Mode“ werden. Aber Vorsicht, was bei Esperanto missionarisch, moralisierend oder wissenschaftlich abschreckend wirken könnte, behindert jede natürliche, entspannte Atmosphäre: Etliche Esperantisten streiten auffallend humorlos miteinander, ohne bemerken zu wollen, wie irrsinnlich peinlich das wirkt – nach Außen und nach Innen. Das könnte und sollte sich von der Basis her spontan besser entwickeln. Die Herausforderung gilt es ernstzunehmen. Nicht nur für uns Esperantisten gilt: Wir Menschen sind die „Einander Überfordernden“. Insgesamt erscheint Esperanto als die einzige wirklich natürliche und emotional zumutbare Sprache, mit deutlichen Alleinstellungsmerkmalen.

Umfrage an Esperantisten und Linguisten: Kann das sein? Wenn nicht, was sonst kann sein? Was kann – insbesondere für junge Esperantisten – attraktiv sein? In welchen Formen können Esperanto und Homaranismo – können Esperantisten und Homaranisten – zukunftsfähiger werden? Wer in der Gesellschaft für Interlinguistik e.V. (GIL) könnte womöglich Verständnis für meinen Ansatz haben? Gibt es spezielle Schriften zu diesem Thema? Gibt es Utopien von einer mit Homaranismo erfolgreichen Zukunft?

Bitte Antworten an mich, auch Bereitschaften zur Mitarbeit im Projekt; möglichst via – zu Fragen Tel 030 / 791 97 77