Peus 1907 in den Sozialistischen Monatsheften

Etwa zeitgleich, als Walter Borgius seine kleine Schrift Das Weltsprache Problem veröffentlichte, wurde von einem anderen Sozialdemokraten in den »Sozialistischen Monatsheften« (dem Nachfolger der Zeitschrift “Der Sozialistische Akademiker) in dem Borgius einst selbst publiziert hatte) eine Aufforderung an die Arbeiter, sich mit Esperanto zu beschäftigen, veröffentlicht.

Ihr Autor Heinrich Peus war zu dieser Zeit Redakteur des Volksblattes für Anhalt und anderer sozialdemokratische Zeitungen. Er setzte sich für Bodenreform ein, gründete einen Konsum- und einen Sparverein. Er verstand sich als Monist und sympathisierrte mit der Abstinenzbewegung. Damit entsprach er einem häufigen Muster damaligen Esperanto-Bewegung. Allerdings wechselte er bald zu IDO und wird deshalb vergessen.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat im eine Festschrift gewidmet (Ein Politiker aus dem Kraftfeld der Moderne PDF), in der seine Rolle bei der Etablierung des »Bauhaus« in Dessau als Folge seines Engagements für Bodenreform ausgeführt wird. Es heisst dort: Ohne Heinrich Peus wäre das Bauhaus wohl nicht nach Dessau gekommen. Und ohne das Bauhaus in Dessau würde sich das Land Sachsen-Anhalt heute nicht zum Land der Moderne bekennen. Etwa 75 Jahre später wurde das Bauhaus zum Weltkulturerbe erklärt. Auch seine sprachlichen Interessen werden erwähnt: Peus engagierte sich darüber hinaus für die internationale Verständigung. Er setzte sich zunächst für die Kunstsprache Esperanto und später für Ido ein, übernahm Funktionen in der Ido-Gesellschaft und entwarf eine Ido-Kurzschrift.

Die Rolle von Peus wurde schon 2004 von der Zeitschrift »sehpunkte« gewürdigt, die schreibt: Die große Entdeckung dieser Arbeit ist zweifellos Heinrich Peus, Organisator der anhaltischen SPD und Partner des Dessauer Bürgermeisters Fritz Hesse in der sozialliberalen Koalition, die Dessau bis 1933 regiert. Peus setzt sich neben Hesse für die Übersiedelung des Bauhauses nach Dessau ein und ist an den meisten der genannten Entwicklungen beteiligt – nicht zuletzt als Redakteur des “Volksblattes für Anhalt”. Das Wenige, was über Peus bekannt war, entstammte vor allem Hesses Autobiografie – während Scheiffele auf Grund von unveröffentlichten Quellen und Zeitungsartikeln ein umfassendes Lebensbild entwirft.

Er hat sogar etwas in IDO veröffentlicht:

Die Weltsprache IDO. La mondolinguo. (=Zweisprachige Bibliothek in deutscher u. in Weltsprache; Nr. 1), Dessau, Selbstverlag, 1914

Mensch und Sonne: Homo e suno, Ed. Unesma, 1917 – 31 Seiten

Deutscher Monistenbund, Band 10 von Zweisprachige Bibliothek in internationaler und in deutscher Sprache

Das Problem der Weltsprache. La problemo dil mondolinguo. (=Zweisprachige Bibliothek in deutscher u. in Weltsprache; Nr. 27).
Dessau, Ido-Verlag, 1922.

Die Schaffung einer internationalen Weltsprache, die auf dem ganzen Erdenrund Anerkennung fände, dünkt den meisten Menschen ein ganz unmögliches Ding. Besonders die, die sich mit der Frage nicht näher befasst haben, pflegen es als eine ganz tolle Utopisterei zu bezeichnen, wenn man überhaupt ein solches Ziel steckt. Das rührt aber in der Hauptsache daher, dass das Problem nicht klar, nicht richtig vorgestellt wird. Es sei daher gleich hier ausdrücklich festgelegt: Es handelt sich nicht um Verdrängung und Ersetzung der vielen auf natürliche Weise entstandenen Nationalsprachen durch eine einzige, die für alle Völker zu gelten hätte, son­dern das Ziel ist neben den unberührt bleibenden Nationalsprachen eine künstliche Hilfssprache zu schaffen, die zwischen den Nationalsprachen als eine auf dem ganzen Erdenrund von jedem einigermassen gebildeten Men­schen verwandte Brücke als Bindeglied zu dienen hätte, so dass jeder Mensch, der über den Rahmen seiner Nationalsprachc hinausgehen wollte, zunächst diese eine Hilfssprache zu erlernen hätte, um dann erst nach Belieben sich dem Studium der anderen Nationalsprachen zuzuwenden.

Auch die Schrift ist auf dem Wege natürlicher Entwickelung entstanden. Eine Weltschrift, die für den selben Laut überall das selbe Zeichen setzen würde, wäre auch etwas Künstliches. Wer aber wollte behaupten, dass das etwas rein Unmögliches wäre? Jedenfalls ist klar, dass das Problem solcher zweiten internationalen Hilfssprache ein unendlich viel einfacheres ist als das ganz unlösbare der Schaffung einer Sprache überhaupt für den ganzen Erdball. Durch die Wahl einer solchen Hilfssprache würde vor allem mit einem Schlage alle Eifersüchtelei zwischen den verschiedenen Nationalsprachen aus der Welt geschafft, da sogar jede natürliche Sprache in der zweiten künstlichen Hilfssprache einen gewissen Schutz fände. Die eine Sprache würde nicht mit der andern kämpfen, vielmehr würde die Hilfs­sprache als freundliche Vermittlerin zwischen beiden stehen. Andrerseits aber will die Hilfssprache auch nur dem gebildeten, dem kultivierten Teile der Menschheit Dienste leisten, diesen allerdings im weitesten Sinne gedacht.

Jede künstliche Sprache kann einfacher, also leichter als jede natürliche sein. Keine natürliche Sprache ist ein Ausdruck einheitlicher Logik, aus dem ein­fachen Grunde, weil alle natürlichen Sprachen Schöpfungen von Millionen Köpfen sind, die sich über das, was sie schufen, nicht vorher einigten, also auch kein Werk einheitlicher Systematik zu stände bringen konnten. Eine künst­liche, von einem genialen Kopf geschaffene Sprache kann diese logische Ge­schlossenheit und Einheitlichkeit haben und damit eine ausserordentlich leichte Erlernbarkeit gewinnen. Die Sprache ist der Ausdruck des Denkens, und da (das Denken an feste, scharf von einander geschiedene Begriffe und deren eindeutige Beziehungen zu einander gebunden ist, so ist das Ziel und kann es sein ganz bestimmte Ausdrucksregeln zu schaffen, für die es keine Aus­nahmen gibt.

Von dieser Aufgabe ging Dr. L. Zamenhof aus Bialystok in Polen aus. Die vier Nationen, die in diesem durch den Pogrom in traurigem Andenken stehenden Orte neben einander leben (Polen, Russen, Deutsche und Juden), sind gleichsam der soziale Boden, aus dem Zamenhof das Problem erwuchs. Zamenhof schuf für die aus einer Wortwurzel abzuleitenden Wortarten ganz bestimmte sich stets gleich bleibende Endungen: o für das Substantiv: amo (— Liebe), a für das Adjektiv: granda (— gross), e für das Adverbium: bele (= schön), i für das Verbum im Infinitiv: ami (—lieben).

Die Mehrzahl­bildung lässt er einheitlich durch angehängtes j, die Akkusativbildung durch angehängtes n zu stände kommen. Genetiv und Dativ finden ihren Ausdruck durch die Präposition de und al. Alle Präpositionen regieren den Nominativ, nur die Richtung Wohin? wird, falls dieser Begriff nicht schon in der Prä­position selbst liegt (al — zu, ĝis = bis) durch den Akkusativ ausgedrückt. Beim Verbum finden Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, Bedingungsform und Wunschform ihren für jede Zahl und Person sich gleich bleibenden Aus­druck in den Endungen as, is, os, ns, n. Die aktiven respektive passiven Parti­zipien der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft werden unterschieden durch die Endungen anta, inta, onta, ata, ita, ota. Damit ist nahezu alles gesagt, was hinsichtlich der Grammatik gesagt werden muss. Das Übrige ist Auswendiglernen einer Anzahl unveränderlicher Wörter. Man schreibt genau wie man spricht und spricht genau wie man schreibt. Der Ton liegt immer auf der vorletzten Silbe.

Von grosser Bedeutung ist ferner die höchst geniale Wortbildungslehre, auf grund deren mit wenigen Präfixen und Suffixen aus den Wortstämmen eine unermessliche Zahl Wörter abgeleitet werden, so dass also das Gedächtnis ausserordentlich wenig belastet wird. So wird aus dem Wortstamm frat ge­bildet frato = Bruder, frata — brüderlich, frate = brüderlich (Adverbium), fratino — Schwester, frateto — Brüderchen, fratineto — Schwesterchen, bofrato = Schwager, bofratino = Schwägerin, frateco = Brüderlichkeit, gefratoj = Bruder und Schwester. Bei anderen Stämmen könnten wir noch viel zahlreichere Ableitungen aufweisen. Die Frage des Wortschatzes hat Zamenhof in der Weise gelöst, dass er die Wortwurzeln möglichst unverändert den heutigen Hauptkultursprachen entnahm, so dass jede Nation eine grosse An­zahl ihr völlig vertrauter Wortstämme vorfindet, wodurch gleichzeitig den einzelnen Nationen die Brücke zu den anderen Nationalsprachen auf die natür­lichste Weise von der Welt geschlagen wird.

Die überaus einfache Grammatik, die reguläre Wortbildung und die Wahl der Wortstämme machen Zamenhofs Welthilfssprache zu einer Sprache, die jedem einigermassen gebildeten Menschen zugänglich ist. Es gibt keinen mit städti­scher Volksschulbildung ausgerüsteten Arbeiter von einiger Intelligenz, dem es besonders schwer werden könnte Esperanto (auf Deutsch Der Hoffende, unter welchem Pseudonym Zamenhof zuerst seine Schöpfung veröffentlichte) zu erlernen. Insbesondere aber kann es nicht die geringste Schwierigkeit machen auf der Schule, auch auf der Volksschule, etwa im letzten Schuljahre Esperanto zu lehren. Wenn jeder fremdsprachliche Unterricht zugleich ein praktischer Unterricht in der Logik ist, dann auch sicher der in Zamenhofs Hilfssprache. Jedes 13 jährige Schulkind mit Durchschniftsintelligenz kann in einem Schuljahr so viel von der Welthilfssprache lernen, um ein unvergessliches Fundament für die Weiterbildung zu schaffen.

Wenn das aber alles wahr ist, dann haben wir Sozialdemokraten die aller­stärkste Veranlassung auf die Verbreitung des Esperanto in jeder Weise hin­zuwirken. Denn eine internationale Hilfssprache kann gerade uns die grössten Vorteile bieten. Ich bitte bei dem folgenden vor allem an die führenden Per­sonen der Arbeiterbewegung (Schriftsteller, Redakteure, Parteisekretäre, Ar­beitersekretäre, Gewerkschafts- und Genossenschaftsbeamten usw.) zu denken, obwohl ich die Bedeutung der Sache keinesfalls auf diese beschränkt wissen möchte. Sie aber können den grössten Vorteil davon haben.

Der erste Vorteil wäre die Schaffung internationaler Revuen über die zahl­reichen Zweige der Arbeiterbewegung. Welch grosse Bedeutung müsste es haben, wenn wir auf die Weise internationale Zeitschriften bekämen, an denen Genossen aller Länder auf dem Erdenrund mitarbeiteten! Wie wichtig wäre diese Mitarbeit wegen ihrer Originalität! Die Genossen schrieben unmittelbar aus den ihnen bekannten Verhältnissen heraus. Und die Existenzmöglichkeit solcher Revuen scheint gesichert, weil die ganze Welt die Abonnenten stellen würde. Wollte man cinwenden, es sei nicht möglich in der künstlichen Sprache, die nicht organisch mit einem verwachsen sei, so gewandt zu Schriftstellern wie in der Muttersprache, so ist das ein grosses Vorurteil. Die mehr als 30 esperan- tistischen Zeitschriften, die schon existieren, beweisen das Gegenteil. Und das würde noch ganz anders werden, wenn die Hilfssprache schon auf der Schule gelehrt würde, was im Auslande schon vielfach geschieht. Unser ganzes Wissen von den politischen und sozialen Zuständen, den Parteiverhältnissen des Auslandes könnte dadurch mindestens für viele Tausende unserer Parteigenossen, insbesondere für alle führenden Genossen, ganz ausserordentlich erweitert wer­den. Dass wir heute vom Auslande nur sehr wenig wissen, dass von diesem Wenigen obendrein die verkehrtesten Vorstellungen obwalten, wird wohl jeder zugeben. Dass wir aber durch genauere Kenntnis des Auslandes viel Agitations­stoff gewönnen, dass das ganze Weltbewusstsein der Parteigenossen dadurch mächtig gehoben würde, auch das wird jeder begreifen. Der erste Ansatz zu einer internationalen sozialistischen Revue ist durch die Internacia Socia Rez’uo gegeben, doch geben wir zu, dass dieser Anfang noch wenig Wert hat. da bisher mehr Esperantisten als Sozialisten in ihr schreiben. Erst wenn die berufenen Interpreten des Sozialismus Esperanto schreiben, wird diese Revue zu einer wirklich sozialistischen.

Ein zweiter Vorteil wäre der wichtige Schriften des internationalen Sozialis­mus durch Übersetzen in die Welthilfssprache der ganzen Kulturwelt zugänglich machen zu können. Man bedenke, dass die Frage der finanziellen Möglichkeit solcher Übersetzung, falls auf ein über den ganzen Erdball verbreitetes Pu­blikum gerechnet werden kann, weit schneller gelöst ist. Wieviel Aufsätze und Schriften des internationalen Sozialismus könnten dadurch vor ein ganzes Welt­publikum gebracht werden ! Obendrein ist die Übersetzung ins Esperantistische leichter als in jede Nationalsprache, wie umgekehrt niemand eine National­sprache leichter als Esperanto lesen kann, wenn er nur einige Monate darauf verwendet hat. Sodann bedenke man stets, dass uns die Welthilfssprache die ganze Welt, eine Nationalsprache aber nur einen ihrer Teile erschliesst.

Ein dritter Vorteil, der uns durch Esperanto geboten werden könnte, wäre eine sehr erhebliche Erleichterung unserer internationalen Arbeiterkongresse. Zu­nächst würde jede schriftliche Auslassung einer Nation, wenn überhaupt in einer Übersetzung, dann in Esperanto geboten. Sodann aber würde das sehr wichtige Privatgespräch zwischen den Angehörigen der verschiedenen Nationen durch Benutzung des Esperanto ungemein erleichtert werden. Man hätte gleich­sam den Dolmetscher immer bei sich. Und endlich wäre es möglich bei der offiziellen Debatte statt der Übersetzung in zwei der drei Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch, eine Übersetzung in Esperanto zu geben, die dann gleichzeitig weit besser von allen verstanden würde. Denn sobald Esperanto als offizielle Kongresssprache angenommen wäre, würden wohl alle nur einiger­massen im Vordergründe stehenden Sozialisten sich der geringen Mühe unter­ziehen Esperanto zu lernen. Auf die Dauer würde es sogar möglich werden, dass jeder Redner nur in der Hilfssprache redete. Dass das möglich ist, haben die bisherigen Esperantistenkongresse in Genf, Bologna und Cambridge be­wiesen, und der Kongress in Dresden am 16. August dieses Jahres wird es aufs neue beweisen. Dass solche Kongresse in einer Sprache sehr viel erfreu­licher verlaufen müssen als die heutigen mit ihrem umständlichen übersetzungs­verfahren, liegt auf der Hand. Es ist nichts als ein grosses Vorurteil zu meinen, man könne in der Hilfssprache nicht ebenso klar und energisch sich ausdrücken wie in der Muttersprache. Das ist nur Sache der Übung. Wenn die Hilfssprache neben der Muttersprache erst eine Selbstverständlichkeit ge­worden ist, wird sich auch die erforderliche Gewandtheit im Ausdruck ein- stcllen. Was unsere heutigen Kongressdolmetscher darin leisten, werden die Esperantisten ganz sicher fertig bringen.

Es ist hier nicht der Ort alle die Vorteile aufzuzählen, die die Welthilfssprache sonst noch bieten kann. Nur auf einen Umstand sei noch hingewiesen, der uns als internationale Sozialdemokraten besonders angeht. Es ist gewiss, dass die mangelnde Kenntnis fremder Sprachen für die Arbeiterklasse ein schweres Hemmnis bedeutet, durch das ihre soziale Geltung sehr gemindert wird.. Esperanto, das jedem intelligenten Arbeiter zugänglich ist, könnte diesen Mangel in hohem Grade ausgleichen. Auch für die Arbeiterschaft wird durch die Welthilfssprache eine Brücke zu den fremden Nationen geschlagen, und zwar erfreulicherweise gleich zu allen. Und diese Brücke brauchte nicht nur dem rein geistigen Verkehr reserviert zu bleiben. Durch die Verbreitung der Hilfssprache über alle Länder würde das dem einzelnen Arbeiter zugängliche Wirtschaftsgebiet auf die ganze Erde erweitert. Heute bleibt der Arbeiter im Bezirk seiner Nationalsprache. Er scheut vor der Einwanderung in andere Länder wegen der sprachlichen Schwierigkeiten zurück. Wie klein ist deshalb das Vaterland des Arbeiters in Europa gegenüber dem des amerikanischen Ar­beiters ! Durch Esperanto könnte solch ein durch keine sprachlichen Schwierig­keiten begrenztes, weiteres Vaterland auch dem europäischen Arbeiter eröffnet werden, wie es für den Grosskapitalisten heute schon tatsächlich besteht. Die Bedenken, die gegen die unbeschränkte internationale Freizügigkeit der Arbeiter vom gewerkschaftlichen Standpunkt aus bestehen, und die unsere inter­nationalen Kongresse in immer steigendem Masse beschäftigen werden, wiegen für die Esperanto sprechenden Arbeiter leichter, weil sie schon einen höheren Bildungsgrad darstellcn, daher nicht zu Lohndrückern prädestiniert sind, und weil ihre Einreihung in die Organisation geringere Schwierigkeiten macht. Ge­rade die Bedeutung, die die Welthilfssprache für die Arbeiterklasse nach dieser Richtung hin gewinnen kann, sollte uns Sozialdemokraten veranlassen uns mit Eifer auf die Propaganda für Esperanto zu werfen. Welche Erweiterung des Gesichtskreises, welche Befreiung der Gemüter kann der Arbeiterklasse am solcher Vergrösserung ihres Arbeitsgebietes erwachsen, wenn auch nur eine Elite der Arbeiter Erfahrungen und Eindrücke in aller Welt sammelt, was durch die Welthilfssprache ermöglicht würde. Wer durch eigenes Schauen und Er­fahren freiheitlichere Einrichtungen des Auslandes kennen und schätzen lernte, ist sicher ein besserer Kämpfer für Rechte und Freiheiten des Volkes als wer durch Gewöhnung stumpf geworden die Ketten der Unfreiheit als etwas Un­vermeidliches hinnimmt.

Ich empfehle aus allen diesen Gründen jedem Parteigenossen, besonders aber den jüngeren, die Erlernung des Esperanto. Wer erst einmal einige Wochen darauf verwandte, der lässt nicht wieder davon ab. Ein hervorragendes Mittel der Propaganda für das Esperanto in Parteikreisen wäre es, wenn in unseren Zeitschriften immer auch ein in Esperanto geschriebener Artikel erschiene. Möglicherweise würde der Abonnentenkreis dadurch nicht wenig erweitert. Artikel ausländischer sozialistischer Zeitschriften könnten den Stoff dazu bieten. Das Zentralorgan der englischen Genossenschaften hat, wie den Lesern der Sozialistischen Monatshefte in der letzten genossenschaftlichen Rundschau mitgeteilt wurde, diesen Weg bereits beschritten. Es wäre meines Erachtens erfreulich, wenn wir Deutsche diesem Beispiel folgten.