Bei einem Titel wie „Wanderungen durch die Markt Brandenburg“ denkt man unwillkürlich an lange Fussmärsche über staubige Landstrassen. Aber Theodor Fontane nutzte bei den Nachforschungen zu seinen Reiseberichten auch die Verkehrsmittel seiner Zeit: Fuhrwerke und die Eisenbahn.
Auch Wasserfahrzeuge, wie die Segeljacht „Sphinx“ für eine Tour auf der Dahme von Köpenick nach Teupitz oder er liess sich in einem Kahn durch die Torfstiche im Wustrauer Luch staken. Die einzelnen Beiträge, die in Zeitungen erschienen, wurden später zu Bänden zusammengefasst, die sich an den Gewässern in Brandenburg orientieren: Spree, Havel und eben die Oder.
Ein Dampfschiff brachte ihn von Frankfurt (Oder) nach Schwedt. Das dauerte acht Stunden.
Die Oder war zu Fontanes Zeit kein Grenzfluss, sondern am östlichen Ufer erstreckte sich die Neumark. Wenn er dabei die Orte berührte, die für die preussische Geschichte von Bedeutung waren, traf er nur auf deutsche Namen.
In seiner Beschreibung des Oderbruchs erinnert er auch an „Die alten Bewohner“ und stellt fest „wahrscheinlich waren alle seine Bewohner, bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts, von ziemlich unvermischter slawischer Abstammung“, muss aber mit Bedauern feststellen, dass es dazu kaum schriftliche Quellen gibt.
Neben den Orten am westlichen Oderufer (Freienwalde, Gusow, Friedersdorf, Quilitz) beschreibt er auch Tamsel (Dabrozyn) im Kreis Gorzow Wielkopolski der heutigen Woidwodschaft Lebus, Zorndorf (heute Sarbinowo), das ihn vor allem wegen des Schlachtfelds von 1758 interessiert hat, und Küstrin, aber allein wegen der militärischen Bedeutung der Festung und der Katte-Tragödie, weniger wegen der Landschaft.
Im 21. Jahrhundert ist es schwierig die Reise von Fontane nachzuvollziehen. Passagierschiffe verkehren schon lange nicht mehr zwischen Franfurt und Szczecin. Nur das Motorschiff „Zefir“ fährt gelegentlich bis Küstrin und das auch nur, wenn es der Wasserstand erlaubt.
Fontane hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, etwas über die internationale Sprache Esperanto zu erfahren.
Die Broschüre von Zamenhof wurde im Sommer 1887 veröffentlicht. Also mehr als ein Jahrzehnt von Fontanes Tod am 20. September 1898 in Berlin. Obwohl schon von September 1889 bis Juni 1895 die Zeitschrift „La Esperantisto“ in Nürnberg herausgegeben wurde, war die Resonanz in der Öffentlichkeit eher gering.
Weder Sprachwissenschaftler noch Esperantisten haben bisher einen Hinweis gefunden, dass Fontane etwas von Esperanto vernommen hätte oder sich Gedanken zum„Weltsprachproblem“ gemacht hat.
Umgekehrt sind auch die Texte von Fontane, die bisher in Esperanto übersetzt wurden, überschaubar.
In Buchform gibt es die Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“ (Sub la pirarbo) in der Übersetzung von Reinhard Haupenthal aus dem Jahr 2001.
Das Gedicht „John Meynard“ wurde 1989 in die zweisprachige Sammlung „Tra(nskon)dukoj“ von Guido Holz im Verlag Armin Gmeiner mit 80 Gedichten aufgenommen.
Der deutsch-polnische Esperanto-Kongress an Pfingsten 2020 in Frankfurt (Oder) bietet einen passenden Anlass, einige Texte zu übersetzen, die sich auf nahegelegene Orte beziehen. Neben der bereits in Übersetzung vorliegenden Novelle „Unterm Birnbaum“ kommt dafür der Roman „Vor dem Sturm“ in Frage, in den real existierende Orte eingeflossen sind.
Von Turganys Wohnung bis an den Fluß waren kaum hundert Schritt. Eine sonntägliche Stille herrschte den Kai entlang, der in großen Abständen mit uralten Pappelweiden besetzt war. Eingefroren im Eise lagen Oderkähne und größere Kielboote, die nach Stettin hin gehörten und hier vor der Zeit vom Winter überrascht worden waren. Nach rechts hin lief die Brücke über den Fluß, zwanzig Joche oder mehr, zwischen denen unsere Freunde des großen, zum Brückenschutz errichteten Eisbrechers ansichtig wurden. Alle Arbeit ruhte; die Glocken der Oberkirche gingen, und einzelne geputzte Frauen, die zur Nachmittagspredigt wollten, eilten an ihnen vorüber.
[…]
So kamen sie bis an die Brücke und gingen in die Dammvorstadt hinüber. Die Welt hier schien nur noch aus Franzosen zu bestehen; einige, als ob draußen die Junisonne schiene, balancierten auf den Querhölzern der offenstehenden Fenster, während sich andere mit Bockspringen vergnügten oder sich auf Flur und Diele mit Kindern und jungen Mädchen unterhielten. So namentlich auch vor dem großen Gasthofe »Zum goldenen Löwen«, hart an der Brücke, der in eine Kaserne umgewandelt war. An der Ecke dieses Gasthofes vorbei bogen jetzt unsere Freunde nach links hin ein und wandten sich dem großen Herzog-Leopold-Denkmale zu, das sie schon vorher, als sie von Turganys Wohnung aus auf den Fluß zugeschritten waren, in aller Deutlichkeit gesehen hatten. Es lag jener Stelle gerade gegenüber; nur der breite Fluß dazwischen.