Metzger Kapelle 1989

In den 1980er Jahren hat Bernhard Eichkom, Pfarrer und Dekan in Meßkirch einen Spendenaufruf zur Einrichtung einer Kapelle zu Ehren von Max Josef Metzger im Esperanto-Kulturzentrum La Chaux-de-Fonds, Schweiz, veröffentlicht. Er liegt als ein mit Schreibmaschine geschriebenes Faltblatt mit vier Seiten A5 auf dünnen gelbllichem Papier vor. Möglicherweise wurde es vor Jahren von Gerd Bussing übergeben, der es von einem Besuch in La Chaux-de-Fonds mitgebracht hat. Darin lag ein A5-Zettel mit 10 Thesen zum Thema “Kirche und Esperanto” und Werbung für Radio Vatikan.

Infolge der Umstrukturierung in La Chaux-de-Fonds dürfte sich das Thema bis auf weiteres erledigt haben. Über die Geschichte in der Esperanto.Wikipedia, die allerdings nicht sehr aussagekräftig ist.

Grüß Gott!
Im Jahre 1987 hat sich zum hundertsten Mal der Geburtstag des Freiburger Diözesanpriester Max Josef Metzger gejährt. Die Presse hat vielfach darüber berichtet.

Eine beachtliche Ausstellung über sein Leben war zu sehen. Akademie-Tagungen in Weingarten und seinem Geburtsort Schopfheim/Wiesental zeigten die Bedeutung dieses Märtyrers des Friedens auf, der anno 1944 von den Nazis enthauptet wurde.

Auf das Prophetische in dieser interessanten Priestergestalt wies Professor Klaus Kienzier, Augsburg, in einem beachtens­werten Vortrag im Konradihaus, Konstanz, hin. In diesem kirchlichen Studienheim hatte M.J.Metzger seine Gymnasial­jahre verbracht. Liturgische Erneuerung, biblische Bewegung und Ökumene, vor allem auch soziale Aktivität erfüllten das Leben dieser Pioniergestalt der Kirche der ersten Jahrhun­derthälfte. Das von ihm gegründete Christ-Königs-Institut in Meitingen bei Augsburg trägt als Säkularinstitut weiterhin sein geistiges Erbe in unsere Zeit.

Die Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung erfüllten das Leben von M.J.Metzger seit dem 1.Weltkrieg. Dabei benützte er besonders die internationale Sprache Esperanto, in der er Bücher und Zeitungen herausbrachte und viele lebendige Kontakte zu Menschen vieler Sprachen unterhielt.

Die Pionierarbeit der Generation von M.J.Metzger hat bereits viele Früchte getragen, denken wir nur an die deutsch-fran­zösische Aussöhnung und an die wachsende europäische Inte­gration. Aber nun drängt die weltweite Dimension der Völkerverständigung. Und die europäische Einigung braucht weiteres Wachstum und geistige Vertiefung aus dem Reichtum der Kultur des christlichen Abendlandes. M.J.Metzger hatte erkannt, daß Esperanto als leicht zu erlernende Zweitsprache für jedermann in der Lage ist, den kulturellen Reichtum der Muttersprachen gegen Überfremdung zu schützen.

Im Sinn dieser Arbeit von Max Josef Metzger hat sich die Internationale Katholische Esperanto-Vereinigung (IKUE) zusammen mit evangelischen Christen das ökumenische Ziel gesetzt, innerhalb der weltweiten Esperanto-Bewegung den christlichen Glauben zu stärken. Esperanto ist eine relativ leicht zu erlernende Plansprache, die endlich eine weltweite Völkerverständigung von Mensch zu Mensch ermöglicht, ohne eine Nation zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Im Jahre 1987 feierte Esperanto (wie M.J.Metzger) seinen 100. Ge­burtstag. Heute eröffnet sich in dieser Sprache bereits ein weltumspannendes Netz von direkten Kontakten. Das wäre gerade für die Kirche als Weltorganisation dingend nötig. Esperanto lebt, und wer es nutzt, hat viele Vorteile. Dabei ist die kommunistische Welt, z.B. China, aktiver als die Christen. Dies muß anders werden.

Im Zug dieser missionarischen Arbeit möchten wir im Espe­ranto-Kulturzentrum La Chaux-de-Fonds, Schweiz, eine Kapelle zu Ehren von Max Josef Metzger einrichten. Dort treffen sich jedes Jahr tausende von Besuchern zu Esperanto-Kursen und Ferien. Die Entwicklung dieses Zentrums mit seinen 7 Häusern zu einer staatlich anerkannten Hochschule wird durch die rasch wachsende Zahl der Besucher gefördert.

Die Kapelle Max Josef Metzger ist in einem der Häuser mitten im Zentrum untergebracht (siehe umseitige Skizze). Sie wird allen Besuchern – Christen und Nicht-Christen – zu Gottes­diensten wie zu persönlichem Gebet und zur Besinnung immer offen stehen. Bei christlichen Treffen werden wir dort unse­re Gottesdienste halten. So wird das Esperanto-Kulturzentrum einen christlichen Akzent erhalten.

Zu diesem wichtigen Vorhaben brauchen wir die Hilfe vieler Menschen guten Willens, denn die Kapelle kann nur über Spenden und durch Arbeitseinsätze eingerichtet werden. Der Roh-Ausbau ist Anfang 1988 bereits geleistet.

Bitte: Helfen Sie uns jetzt weiter?

Mit Spenden an: Postgiro Stuttgart 211 93-704 B. Eichkorn: 7790 Meßkirch, Kolpingstr. 8 07575/3620
Die Spenden werden vom kath. Pfarramt St.Martin, Meßkirch, verwaltet. Spender erhalten zum Jahresende Spendenquittung und Rechenschaftsberichte.

10 Thesen zum Thema Kirche und Esperanto

These 1

Grenzüberschreitender Verkehr und internationaler Nachrichtenaustausch rufen in Kirche und Welt immer dringender nach einer einheitlichen Zweitsprache zwischen den Nationen und Kulturen. Der Leidensdruck des Weltsprachenproblems wächst, ist aber durch Gewöhnung und mangelnde Aufklärung meist nicht bewußt.

These 2

Für die überwältigende Mehrheit der Bürger dieser Welt ist eine Lösung des Sprachenproblems mit den traditionellen Mitteln Fremdsprachenunterricht und Dolmetscherwesen zu schwierig, zu zeitraubend und zu teuer. Nur geistige und ökonomische Eliten behelfen sich damit auf Kosten der Allgemeinheit, und dadurch baut sich deren kulturelle Vorrangstellung noch weiter aus.

These 3

Ohne eine einheitliche verbindende Kirchensprache zerfällt auf Dauer die weltweite Einheit der katholischen Kirche, wie es in den Einflußbereichen von Griechisch gegenüber Latein (Ostkirche – Römische Westkirche) geschehen ist.

These 4

Latein verliert seine Funktion als Kirchensprache mehr und mehr. Es ist für zu viele Mitglieder der Kirche nicht erlernbar. Immer weniger beherrschen es; und die meisten, die es gelernen haben, benützen es nicht für internationale Kontakte.

These 5

Glaube an eine freie und friedliche Zukunft der Menschheit führt zur Bejahung einer Plansprache, weil nur Gerechtigkeit Frieden in Freiheit schaffen kann (Vgl. Prof.Tammelos Plädoyer für lingvistische Gerechtigkeit in Herderbücherei Initiative 25). Pessimismus über die geschichtliche Entwicklung führt zur Hinnahme eines Übergewichts der jeweiligen Sprache des wirtschaftlich und politisch jeweils dominierenden Volkes zum Nachteil des kulturellen Reichtums aller anderen Völker.

These 6

Eine Plansprache Esperanto hat als Kirchensprache gegenüber jeder Nationalsprache, z.B. Italienisch oder Spanisch, die unerreichbaren Vorteile der relativen Lernleichtigkeit und der Gerechtigkeit: Keine Muttersprache wird wesentlich bevorzugt oder benachteiligt. Esperanto hat sich als einzige lebendige Plansprache durchgesetzt und wurde in 100-jähriger Praxis erprobt.

These 7

Die allgemeine Einführung des Esperanto als erste zu erlernende Fremdsprache bedeutet eine mindestens ebenso große Revolution wie die Erfindung des Buchdruckes oder des Telefons. Denn die Wirkungen von Druck und Funk werden über den Bereich der Muttersprache hinaus unmittelbar auf die ganze Welt erweitert.

These 8

Die Vorteile, die der Einzelne schon jetzt aus dem Gebrauch des Esperanto für sich ziehen kann, sind beträchtlich. Beispielsweise erleichtert es das Erlernen einer weiteren Fremdsprache, etwa des Englischen für uns Deutsche um 45 % (Siehe Y. Fukuda, Universität Paderborn, 1980).

These 9 ‘

Die Kirche kann durch die Benutzung des Esperanto mit geringen Mitteln sich und der Welt einen großen Dienst erweisen. Wie bei der Entwicklungshilfe wird die Kirche wieder einmal einem wahren Fortschritt zum Nutzen der Menschheit dienen. Auch in der Ökumene wird eine neutrale und relativ leichte internationale Sprache von großem Vorteil sein.

These 10

Esperanto als Zweitsprache für jedermann wird Weltkirche jedem interessierten Kirchenmitglied relativ leicht persönlich erfahrbar machen. Direkten multikulturellen Austausch haben heute fast nur die führenden Schichten der Kirche. Wenn diese sich um die Behebung der Sprachbarrieren in der Welt kümmern würden, nähmen sie ihre Verantwortung wahr, dem ganzen Kirchenvolk die Weltkirche unmittelbar erfahrbar zu machen.