Im Rahmen des zweitägigen „Blut-Festivals“ wurde am 28. April 2018 das Spektakel „Verda Sango“ („Grünes Blut“) mit den Liedern des Musikers und Esperanto-Sängers Carsten Schnathorst (Kaŝi) vor einem größtenteils nicht-Esperanto-sprachigen Publikum aufgeführt.
Das Kellergewölbe hatte sich in eine Notaufnahme verwandelt. Peter Kühnel spielte einen Vampir, der festgestellt hat, wie schmackhaft das grüne Blut begeisterter Esperanto-Sprecher ist und deshalb das Publikum von seinen Qualitäten als Esperanto-Lehrer überzeugen will. Aber obwohl sich die Leute an seinem „Vampirkurs“ beteiligen, er den berühmten Forscher und Esperanto-Schriftsteller Tibor Sekelj mit Geschichten über das Kontaktieren möglicher Kannibalen im brasilianischen Urwald zitiert, und er den Esperanto-Land-Tango einschmeichelnd tanzt, bleibt das Misstrauen gegenüber dem wohl doch nur nach grünem Blut Gierenden.
Kaŝi, der Musiker und Esperanto-Sänger aus Hamburg verkörperte am Keyboard mit seinen Liedern aus dem Esperanto-Leben die Lebendigkeit und Gefühlstiefe der Sprache Esperanto, ob er nun über die Liebe sang (Amu min!), über Erlebnisse bei Esperanto-Treffen (Renkontiĝa kanto) oder zum Tanz aufspielte ‚ (Esperanto-Rock ‘n’ Roll). Er verkörperte den „Grünblütigen“, der sich für das Esperanto begeistert, das als Sprache der Hoffnung mit der Farbe der Hoffnung in Verbindung gebracht wird. Er erhielt viel Applaus. Die Texte seiner Lieder konnte das Publikum in Deutsch und Esperanto auf dem Bildschirm mitlesen.
Doktor und Krankenschwester befassten sich mit Sprache und Kultur der „Grünblütigen, weil sie in ihrer Notaufnahme mit dem Opfer des Vampirs konfrontiert wurden.
Wera Blanke, die eine Krankenschwester spielte, die sich immer mehr für Perlen der Esperanto-Literatur begeistert, brillierte mit dem Vortrag des Gedichtes „Sopiro“ (Sehnsucht) des ungarischen Esperanto-Poeten Kálmán Kalocsay und von Texten aus dem Epos des schottischen Esperanto-Schriftstellers William Auld „La infana raso“.
Als Doktor entwickelte ich bei dem Spektakel ein eher wissenschaftliches Interesse an dem Verhalten und der Kultur der „Grünblütigen“, moderierte aber auch das Spektakel.
Vor allem musste ich die Versuche des Vampirs zurückweisen, sich als Esperanto-Lehrer zu etablieren, um an das grüne Blut zu kommen. Ich erinnerte an das Schicksal des Esperanto-Lehrers aus der Erzählung „La verda puno“ (Die grüne Strafe) von Louis Beaucaire und wies darauf hin, dass es wesentlich ungefährlicher ist, sich an die Kurse im Internet zu halten, z.B. bei edukado.net und duolingo oder an bewährte Esperanto-Lehrerinnen wie Katalin Kovács.
An der Entstehung des Spektakels war Gerd Bussing beteiligt, der Texte aus der Esperanto-Literatur auswählte. Ihm gebührt Dank ebenso wie Horst Gruner, der die Bilder und Texte einblendete, und dem Kulturverein, der den Auftritt des Musikers Carsten Schnathorst aus Hamburg finanzierte und die notwendige Technik zur Verfügung stellte.
Ich hatte auch Gelegenheit, einige andere der auf- und anregenden Beiträge des „Blut-Festivals“ aus verschiedenen künstlerischen Bereichen zu erleben und war besonders beeindruckt von dem gruselig-amüsanten Programm des „Erzählkunst e.V.“ am zweiten Tag.
Das Blut-Festival soll es auch im nächsten Jahr wieder geben.
Fritz Wollenberg