Bericht Öffenlichkeitsarbeit 2021

Bericht des Beauftragten für Öffenlichkeitsarbeit

Esperanto-Liga Berlin-Brandenburg e.V.

zur Jahreshauptversammlung 2021

Roland Schnell

 

Einleitung

Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit ist 2021 wenig zu sagen. Es haben kaum Veranstaltungen stattgefunden, über die man die Öffentlichkeit hätte informieren mögen.

Die Pandemie hat dazu geführt, daß regelmäßige Veranstaltungen nicht mehr stattfanden. Sie wurden teils als Reaktion auf die verordneten Maßnahmen, teils in vorauseilenden Gehorsam, abgesagt oder ohne expliziten Hinweis einfach eingestellt.

Man hätte annehmen können, daß als Ersatz für das Ausbleiben der persönlichen Kontakte die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation intensiver genutzt würden.

Für Berlin und Brandenburg kann man sagen, daß dies nicht der Fall oder nicht erkennbar war. Die Benutzung von Mailinglisten durch die Mitglieder ging massiv zurück. Selbst auf direkte Anschreiben kam keine Antwort. Auch das Angebot die Plattform für ZOOM-Konferenzen, die vom DEB eingerichtet wurde, zu nutzen, wurde nicht angenommen. Von anderen Städten (z.B- Hamburg, Herzberg, Freiburg, Hameln) ist bekannt, das virtuelle Klubabende stattfanden. Von Hameln wurde sogar ein Anfängerkurs mit einem Dutzend Teilnehmer durchgeführt.

Da die Treffen in Lietzensee in der Herbartstrasse 25 unter Beachtung der gewisser Einschränkungen (Abstand, Maske) praktisch durchgehend stattfinden konnten, wurde versucht sie als Hybrid-Veranstaltung anzubieten. Obwohl die Mitglieder mehrfach direkt per Mail zur Teilnahme eingeladen worden waren, gab es eine sehr geringe Resonanz. Offensichtlich wurde dieses Format in Berlin nicht angenommen, allerdings gab es keinerlei Begründung für das Desinteresse und keine Vorschläge, wie man es besser machen könnte.

Auch das Angebot verschiedene virtuellen Kongresse und Konferenzen im Esperanto-Laden gemeinsam zu verfolgen, wurde nicht angenommen. Rückmeldungen gab es nicht. Die Zahl der Berliner, die sich von Zuhause aus als Zuschauer eingeschaltet hatten, war gering.

Roland Schnell hat sowohl bei PSI, als auch bei TRAKO mit einer Präsentation zu dem Berliner Erich Kliemke (Direktor der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft) teilgenommen. Abrufbar über YouTube.

Zamenhoffest-2020 virtuell

Wegen der Absage der Kiezspinne wurde das Zamenhof-Fest im Dezember 2020 über die ZOOM-Plattform angeboten. Es war ein erster tastender Versuch aus dem Schlafzimmer von Peter Kühnel. Es haben aber praktisch nur diejenigen teilgenommen, die selbst einen Beitrag angeboten hatten.

Von der früher bei dieser Veranstaltung zu verzeichnenden Beteiligung von polnischer Seite war nichts zu erkennen. Direkte Anschreiben an polnische Adressen blieben unbeantwortet und es kamen keine Informationen über Aktivitäten.

Womit an die Öffentlichkeit

Während der Pandemie hat sich das Problem weiter verschärt, womit man mit Esperanto an die Öffentlichkeit gehen könnte. Die monatlichen Veranstaltungen im Esperanto-Laden, insbesondere die Ĵaûda rondo, richten sich praktisch nur an „Insider“ (Thema, Sprachkenntnisse) und sind für einen Erstkontakt kaum nutzbar. Die Themen sind auch in der Regeln nicht geeignet einen größeren Kreis außerhalb eines harten Kerns de Berliner Esperantisten anzusprechen. Aber auch dieser Kern ist sehr klein und abnehmend.

Das Sommerfest auf dem Esperanto-Platz, mit dem zumindest theoretisch ein externes Publikum erreicht werden könnte, wurde abgesagt. Das Brückenfest in Frankfurt / Oder hat nicht stattgefunden. Ein kritische Prüfung der Resonanz früherer Jahr hat nicht stattgefunden, so daß die Wirksamkeit zumindest zu bezweifeln ist.

Eine Werbewirksamkeit des Kongresses in Frankfurt/Oder (TRAKO) ist durch die Umstellung auf ein virtuelles Format nicht zu verzeichnen. Kurse an der VHS wurden nicht nachgefragt, aber auch nicht intensiv beworben.

Eine gewisse Außenwirkung, die allerdings nicht dokumentiert ist, scheint das Treffen im Lichtblick zu haben, da gelegentlich Teilnehmer von Duolingo-Kursen (einmalig) auftauchen oder über Amikumu davon erfahren haben.

Die Sprachmesse Expolingua, wurde bisher von ELBB finanziell unterstützt, wurde aber auf ein virtuelles Format umgestellt. Zumindest theoretisch wird damit eine wertvolle Zielgruppe (Sprachinteressierte, Sprachwissenschaftler, Schüler, Studierende) erreicht. Die Nachverfolgung der Kontakte funktioniert allerdings seit Jahren nicht. Eben einer dieser vertanen Chancen.

Mangelnde Kommunikation

Das tendenziell seit längerem bestehende Problem mangelnder interner Kommunikation hat sich durch die Pandemie weiter zugespitzt. Das hängt möglicherweise damit zusammen, daß die Funktionsweise der elektronischen Kommunikation vielen aus Altersgründen nicht bewußt ist. Häufig hört man Aussagen wie „Was, das weißt Du nicht, das steht doch im Internet?“ oder noch schlimmer „kannst Du auf Facebook sehen“. Dabei wird nicht verstanden, daß ein Hinweis in einer privaten Mail oder einer Mailinglise keinesfalls jedem bekannt sein kann. Facebook ist ein privater Nachrichtendienst, der üblicherweise nur eingetragenen Teilnehmern zugänglich ist.

Selbst die an sich öffentlich zugänglichen Informatione (das „normale“ Internet, Protokoll HTTP) kann jemand nur finden, wenn er ausdrücklich darauf hingewiesen wird (Link). Als rein passive Veranstaltung funktioniert die elektronische Kommunikation nicht. Kapitalstarke Anbieter können sich die Präsenz in Suchmaschinen (z.B. Google) kaufen. Andere Inhalte werden verbreitet, weil die Suchmaschinen ständig überprüfen, welche Themen gesucht sind und sich bei ihren Anworten anpassen. Auch da ist Esperanto nicht beteiligt.

Die Grundlage der Funktion der Suchmaschinen ist die Vernetzung von Information. Wenn etwas hoch vernetzt (Verlinkung) ist, ist es für die Suchmaschinen relevant. Bei rein private Kommunikation ist per Definition keine Vernetzung (Datenschutz) erkennbar und sie wird damit nicht berücksichtigt.

Ein leider viel zu wenig genutztes Medium ist die Esperanto-Version der Wikipedia, Es können auch Hinweise auf Esperanto in die nationalsprachigen Versionen von Wikipedia eingebaut werden, wenn man es nicht übertreibt.

In Berlin hat sich nur Fritz Wollenberg in Wikipedia eingearbeitet und bearbeitet Themen aus der lokalen Esperanto-Geschichte. (Leider anonym).

Esperanto.berlin

An der Website (www.Esperanto.berlin)“ könnten sich theoretisch viele beteiligen. Tatsächlich kommen nur von Fritz Wollenberg, Ronald Schindler und Roland Schnell gelegenlich Beiträge. Es gibt eine Verlinkung von der im Menü schwer zu findenden Seite der Landesverbände des DEB (www.esperanto.de).

Bei den E-Mail-Adressen kommen gelegenlich (1-2 mal im Jahr) Anfragen an (, ). Falls es Anfragen an das Büro des DEB, das auch offizielle Postadresse der ELBB, gibt, werden die nicht weitergeleitet.

Anfängerkurse werden nicht nachgefragt. Es gibt einen Vielzahlf von Angeboten im Internet.

Wo ist die Vision

Esperanto hat bei diesem Spiel denkbar schlechte Karten. Esperanto ist ein extremes Randthema, das es mit seiner klassischen, seit über 100 Jahren unveränderten „Botschaft“ (message) kaum in die Kommunikationskanäle schafft. Selbst in den theoretisch modernen Formaten (Podcast, YouTube, Instagramm) sind die Beiträge inhaltlich antiquiert und meist technisch miserabel. Kritik an diesem Zustand wird nicht angenommen, sondern man freut sich unbändig über jeden Beitrag und diffamiert Kritiker als „Miesepeter“.

Nach wie vor liegt ein Schwerpunkt auf der „Literatur“, die aber nicht wegen ihres Inhalts (content) oder ihrer Relevanz, sondern um ihrer selbst willen, gegenüber der Öffentlichkeit hervorgehoben wird. Eine sich selbst referenzierende, zahlenmäßig übersichtliche Szene versichert sich wechselseitig ihrer Bedeutung für die Welt. In einem Kommentar in Libera Folio zu der über 50 Jahre nach Veröffentlichung des Orginals erschienenen Übersetzung von „Solaris“ wurde unterstrichen, daß ihr Bedeutung im ästhetischen Wert der Sprache liegen würde, nicht im zweifellos diskusionswürdigen Inhalt,

Insgesamt bietet Esperanto sowohl vom Inhalt, als auch von der technischen Umsetzung wenig Attraktives. Zumindest bei gedruckten Büchern wurde durch die modernen Reproduktionsverfahren (bod) ein akzeptables Niveau erreicht, da heute keine hohen Auflagen abgenommen werden müssen. Soweit das überhaupt bekannt gegeben wird, sind die Auflagen wenige 100 Esemplare, was etwas über das Volumen des Markt aussagt. Andere Formate (etwa Hörbuch) werden bislang nicht genutzt.

Durch die Pandemie fiel ein weiteres Argument in der Werbung für Esperanto unter den Tisch: Die direkte Kommunikation auf Augenhöhe bei Veranstaltungen, vom Familien- oder Jugendtreffen bis zum Weltkongress. Die Werbewirksamkeit große Weltkongresse ist ohnehin seit Jahren fragwürdig, da internationale Kongresse (auf Englisch oder mit Dolmetscher) für viele Menschen schon lange nicht Außergewöhnliches mehr sind. Die Existenz verschiedener Sprachen, Religionen und Lebensweisen ist zumindest in Europa bis ins letzte Dorf wahrnehmbar, kann aber in anderen Weltgegenden durchaus Sinn machen.

Die Argumentation von Esperanto verharrt auf dem Stand der 1920er Jahre, als die Vorboten der Globalisierung über die Eliten hinaus erkennbar (z.B. Arbeiterbewegung) wurden. Eine neue Vision wurde nicht entwickelt, sondern die traditionellen Inhalte und Formen werden beharrlich weiter fortgeschrieben.

Seit den 1950er Jahren wiederholen sich in Berlin die Klagen über falsche Wahrnehmung durch Print- und elektronische Medien, Desinteresse von staatlichen Einrichtungen und mangelde Bereitschaft der Mitglieder zur aktiven Mitwirkung.

Den Niedergang aufhalten

Den Niedergang in Berlin kann man seit Jahrzehnten nur zähneknirschend verfolgen. Mitgliederzahlen stagnieren nicht mehr, sondern sind im freien Fall. Allein angesichts der Altersstruktur sind dramatische Verluste vorhersehbar.

Trotzdem gibt es lediglich die Tendenz Bestehendes, auch hinsichtlich der Formate, zu bewahren. Dazu gehört auch der Wunsch Vergangenes (Archiv, Bücher) durch Überführung in staatliche Strukturen zu sichen. Autonome Strukturen, die durch eine lebendige Gemeinschaft tragfähig wären, können nicht mehr in Erwägung gezogen werden. Der Aufwand, der für die Bewahrung des Erbes betrieben wird, fehlt bei der Entwicklung und Umsetzung zukunftsweisender Visionen.