Metropoliteno – ein Roman mit Berlinbezug kehrt zurück

Der Roman “Metropoliteno” gehört zum vielgenannten, aber selten gelesenen Grundbestand der Esperanto-Literatur. Die erste Auflage erschien 1933 und wurde in Amsterdam gedruckt, was so nicht geplant war.

Dort erschien 2023, also 90 Jahre nach Erscheinen des Orginals auf Esperanto die niederländische Übersetzung. Diese kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Eigentlich sollte der Roman in den 1930er Jahren in Berlin erscheinen, wo auch ein großer Teil der Geschichte spielt. Aber der Herausgeber, die kommunistische EKRELO (Eldon-Kooperativo por Revolucia Esperanto-Literaturo) wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sofort verboten und mußte ins Exil. Die erste Auflage war bald vergriffen, der Verlag siedelte dann nach Moskaus über und wurde 1936 aufgelöst. Es gab dann 1977 einen Nachdruck in Dänemark und in den 1980er Jahren Neuauflagen bei den rusischen Verlagen IMPETO und SEZONOJ. Auch eine russische und eine englische Übersetzung sind erschienen.

Das Manuskript auf Niederländisch

Wie die Online-Publikation “Libera Folio” am 21. Märu 2023 berichtet, hat Bert de Wit in den 1980er Jahren das Buch gelesen und fand es so spannend, daß er A. Kooij-Van Holst bat einige Passagen zu übersetzen. Sie tippte es, wie es damal üblich war, sauber auf ihrer Schreibmaschine ab.

Da es nicht gelang einen Verlag für das Werk zu interessieren blieb das Manuskript auf dem Dachboden von Bert de Wit, wo er es nach seiner Pensionierung entdeckte. In der Corona-Zeit hatte er genug Zeit zum abtippen und abzuspeichern. Er sagt, daß er nur einige stilistische Änderungen am Text vorgenommen habe. Es wurde von  Terry Vogelaar (Rotterdam) in Form gebracht, der auch ein neues Titelbild entworfen hat.

Berlinern wird nicht entgehen, daß er als Motiv unverkennbar eine “S-Bahn” gewählt hat, und nicht eine “U-Bahn” der Bau sich leitmotivisch durch das gesamte Buch zieht.

U-Bahn, Klassenkampf und deutsch-russische Liebschaft

Der Vorwand für den Roman ist der junger russische Ingenieur Vitalij Zorin, der sich in Berlin sachkundig machen soll, wie man die Probleme des Nahverkehrs angeht. Die sowjet-kommunistischen Funktionäre haben den Bau einer “Metro” in Moskau verschlafen. Die tägliche Elend mit der Tram wird geschildert.

In Berlin findet sich der junge Russe offentsichtlich ohne Sprachprobleme bei den deutschen Genossen der KPD perfekt zurecht und nimmt an Diskussionen und Agitation teil. Dabei verliebt er sich in die blonde Junggenossin Alice.

Passagen auf Deutsch

Einige Passagen wurden übersetzt. So wurde die anschauliche Beschreibung des U-Bahnhofs Hermanplatz 1998 von der Zeitschrift “SIGNAL” übernommen. (Einblicke in den U-Bahn-Bau Der Roman “Metropoliteno“ von W. W. Warankin). Da sich dort nicht viel verändert hat, kann man das heute noch nachvollziehen.

Die Passage, die den “Blutmai 1929” behandelt, wurde als Broschüre mit ergänzendendem Bildmaterial und Kommentaren zur korrekten Einordnung der fiktiven Erzählung veröffentlicht. Es gab auch mindestens zwei öffentliche Veranstaltungen dazu.

Eine Fassung, die 2002 als “LEA/G MAGAZINO” erschien, ist im Internet verfügbar.

Gerade zu Berlin enthält der Roman weitere Passagen, die es wert wären übersetzt und veröffentlicht zu werden (zmu Kraftwerk Rummelsburg (Klingenberg), zum Schloss), während andere (politische Auseinandersetzung unter Kommunisten und Sozialdemokraten) nur noch ausgesprochene Spezialisten interessieren.

Roland Schnell

Der vollständige der neueren Ausgaben ist im Internet in den üblichen Formaten.

https://archive.org/stream/metropolitenovladimirvarankin/Metropoliteno%20-%20Vladimir%20Varankin_djvu.txt

 

 

 

 

Über Roland Schnell

Eo ekde 1969, aktiva ekde 1974.
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