Der Pfarrsaal von St. Joseph in der Willdenowstr. 8 war am Freitag, den 19. April, gut gefüllt. Nach der Abendmesse waren um 19.00 Uhr recht viele Mitglieder der Gemeinde gekommen, die einen Vortrag über die Bedeutung von Esperanto im Leben von Max Josef Metzger hören wollten.
Die ganze Woche hatte es rund um den Todestag am 17. April Gottesdienste, einen Rundgang im Kiez, die Eröffnung einer Ausstellung in der Krypta und eine Kranzniederlegung an der Gedenktafel gegeben.
In der Einladung war Espereranto ausdrücklich erwahnt worden: Stark engagierte sich Metzger in dieser Zeit auch für die
internationale Kunstsprache Esperanto, in der er ein Gegenmodell zum Nationalismus jener Zeit sah.
In seinem Vortrag ging Roland Schnell nicht nur auf die Zeit in Graz als Geschäftsführer des Kreuzbündnisses ein, sondern erwähnte auch seinen Auftritt beim 8. deutschen Pazifistenkongress in Berlin, wo er sagte, was im Protokoll vermerkt ist: Als besondere praktische Arbeit konkreter Art für die Friedensorganisationen empfehle ich die Durchführung des Esperanto in allen Vereinen, dadurch erhalten wir auch am ehesten internationle Beziehungen.
Metzger war von Prof. Ude nach Graz geholt worden, da beide ähnliche Ansichten in der Friedens- und in der Abstinenzfrage teilten. Eine Reihe von Organisationen bezog Büros in einem Gebäude am Karmeliterplatz und bei vielen war Metzger als Geschäftsführer genannt: Etwa beim Paulusverlag oder beim “Weltfriedenswerk zum Weißen Kreuz”. Eine Postgkarte zeigt das Haus mit der Bezeichung in Esperanto.
In Graz bestand eine seiner vielen Aufgaben in der Betreuung von Jugendlichen des “Schutzengelbundes” unter anderem als Redakteur der “Katholischen Jugendzeitung. In dieser Funktion hielt er Vorträge, über die die Tagespresse lobend berichtete. Er sprach kaum über theologische Fragen sondern in jugendgerechter Weise über Fragen des täglichen Lebens, über Politik und Naturwissenschaft.
Hier erwähnte er in einem Bericht über eine internationale Tagung in der Schweiz zum ersten Mal Esperanto. Das scheint bei den jugenlichen Lesern auf ein derartiges Interesse gestoßen zu sein, daß bald ein Esperantokurs in dieser monatlichen Zeitschrift eingerichtet wurde.
Im Jahr 1920 bereitete er eine Reise in die Niederlande vor, wo er an verschiedenen Kongressen teilnehmen wollte. In Den Haag fand im August der Esperanto Weltkongress statt, der erste nach dem Weltkrieg, und zeitgleich der VI. katholische Esperanto-Kongress. Davor nahm er an einem Ökomenischen Kongress teil und danach mußte er sofort weiter zu einem Kongress der internationalen Abstinenzbewegung.
In der katholischen Esperanto-Bewegung stand eine Reform der in die Jahre gekommenen Organisation IKUE (Internacia Katolika) an. Metzger hatte eine Fusion mit dem von ihm geleiteten “Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz” vorbereitet. In den Sitzungen des VI. Katholischen Esperanto-Kongresses wurde diese Idee begeister aufgegriffen und schließlich eine Organisation namens “Internacio Katolika” gegründet, die ein Gegengewicht zur Kommunistischen oder Sozialistischen Internationale bilden sollte.
Nach einigen Monaten der Aufbruchstimmung trübte sich das Verhältnis im Jahr 1921, da man im Vorstand von IKUE meinte, das alles sei so nicht gemeint. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Rolle der Mitgliederzeitschrift, als die bei IKUE die ökonomisch angeschlagene “Espero Katolika” diente. Metzger wurde vorgeworfen, daß er mit der “Katolika Mondo” eine Konkurenz aufbauen wollte. Weitere Kritikpunkte waren, daß Metzger beim ersten IKa-Kongress in Graz 1922 nicht dogmatisch auf Esperanto bestand, sondern auch Beiträge in anderen Sprachen zuließ.
In der folgenen Zeit verschärften sich die Konflikte. Die Katolika Mondo erschien bis 1928 als Monatzeitung im Zeitungsformat. Max Josef Metzer war stets als Herausgeber genannt, obwohl er nur noch gelegentlich über seine Aktivitäten berichtete. Er nahm an vielen internationalen Friedenskongressen und ökumenischen Konferezen teil.
Das ebenfalls von ihm angestoßene Projekt einer Jugendorgansation (MOKA), entwickelte sich weitgehend unabhänig,aber das war so geplant. MOKA veranstaltete Kongresse und Jugendlager bis das Vordringen der Nazis die Arbeit erschwerte und dann ganz unmöglich machte.
In den Zwanziger Jahren verschärfte sich die Lage in Graz für Metzger. Er wurde zunehmend in Rechtsstreigkeiten verwickelt, teilweise arbeitsrechtlich Probleme mit Mitarbeitern, aber auch das Scheitern der WIGE, der von ihm gegründeten Wirtschaftsgesellschaft auf katholischer Grundlage. Die sozialdemokratische und kommunistische Tagespresse nutzte das um über den raffgierigen Priester zu lästern, der seine hehren Prinzipien verrät.
Selbst die Gefahr einer Ausweisung aus Österreich drohte, da er die deutsche Staatsbürgerschaft nicht abgelegt hatte.
Metzger entschloß sich das Angebot der Übernahme einer Heilanstalt für Trinker in Meitingen bei Augsburg anzunehmen, die dann zum bis heute bestehenden Sitz der ebensfalls von im gergründeten “Christkönigsgesellschaft” wurde. Er versuchte noch in einer Esperanto-Zeitschrift für einen “Wellness-Urlaub” an frischer Luft, mit körperlicher Betätigung und vegetarischem Essen zu werben. Natürlich ohne Alkohol und Tabak.
In Meitingen fand er nach Jahren seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof, nachdem sein Leichnam nach der Hinrichtung in Brandenburg zeitweise in Berlin bestattet worden war.
In der katholischen Esperanto-Welt galt er bis in die 1960er Jahre als sehr umstrittene Persönlichkeit. Die Auseinandersetzungen mit IKUE wirkten nach und durch die Hinrichtung galt er als zu recht verurteilter Straftäter.
Zum Esperanto-Weltkongress (UK) 1987 in Augsburg erschien eine 24-seitige Broschüre von Walter Mudrak, der Metzger noch persönlich gekannt hatte und bei einigen seiner Projekte mitgewirkt hatte.
Schon 1971 war in “Kontakto” der Jugendzeitschrift der Welt-Esperanto-Organisation(tejo) ein längerer Beitrag von Ulrich Lins erschienen, der auf dem damaligen Stand der Informationen beruhte.
1964 hatte Mudrak in “Espero Katolika” der Monatszeischrift von IKUE einen Aufsatz über das Leben von Metzger (MARTIRO POR LA PACO KAJ UNUECO EN KRISTO ) veröffentlicht.