Welttag der Poesie mit Esperanto

2022 in Neuruppin – Neue Chance 2023 dezentral überall

Die UNESCO ernannte während der 30. Generalkonferenz in Paris 1999 den 21. März zum Welttag der Poesie, mit dem Ziel sprachliche Vielfalt durch poetische Ausdrucksformen zu fördern und bedrohten Sprachen mehr Gehör zu verschaffen. (zitat aus dem Aufruf der  deutschen UNESCO-Kommision 2022). Eigentlich Ziele, die von Esperantisten seit Jahren propagiert werden.

2022 wurden bei einer öffentlichen Veranstaltung im Zentrum von Neuruppin erstmals auch Gedichte in Esperanto vorgetragen. Philipp Sonntag, der stellvertretende Vorsitzende der Esperanto-Liga Berlin-Brandenburg  (ELBB e.V.) ist am Montag, dem 21. März 2022 auf dem Schulplatz in Neuruppin vor das Publikum getreten. Philipp schätzt, daß rund drei Dutzend Zuhörer dem kühlen Wetter getrotzt haben.

Er weckte das Interesse der Zuhörer für eine unbekannte Sprache mit einem bekannten Text: Einem Auszug aus “Max und Moritz” in der Übersetzung von Rudolf Fischer und berichtet: Es wurde eine muntere Veranstaltung, bei der sieben Sprachen zu Wort kamen: Deutsch, Plattdeutsch, Ukrainisch, Polnisch, Russisch, Englisch – und Esperanto, mit meinen Beiträgen aus “Maks kaj Morits” und meinem Gedicht “baza demo”.

Ho, ni ofte aŭdas, iam legas,

ke infanoj malbonegas.

Jen ekzemplo el la viconome

Makso kaj Morico.

Ach, was muss man oft von bösen

Kindern hören oder lesen!

Wie zum Beispiel hier von diesen,

Welche Max und Moritz hießen.

Er schreibt dazu in seinem Bericht:

Zur Vermittlung von Esperanto bei solchen Ereignissen habe ich eine eigene, locker einfach anwendbare Vortragstechnik entwickelt, nämlich mitten in einen Esperanto Text, wo es hilfreich sein kann, ein paar wenige ins Deutsche übersetzte Worte einzuflechten – und umgekehrt. Das können wenige Zeilen eines Gedichtes sein – so können Zuhörer kurze Textteile „erahnen“.

Esperanto soll „das Ich“, soll die empfindsame eigene Identität der Menschen ansprechen. Da geht es heutzutage global um die „einander Überfordernden“.

Ausgehend von meinem deutschen Gedicht „Basis Demo“ improvisierte ich dafür eine Übersetzung ins Esperanto, dabei durch Hinweise unterstützt von Gerd Bussing.

baza demo

Vi apenaŭ naskiĝis

estis via memo perdita;

vi nun estas memkonscia

kion vi ne faris.

Socio devus ripari ĝin

ŝi ne faras tion.

Kiel “antaŭa tigro”

vi ne estas militisto

staru kiel ĝardena gnomo

antaŭ la nuklea centralo

kaj vi estas ankoraû putrema

ĉar mense malforta.

Rigardu tra la fenestro

ne vidu fantomojn;

atentu la etulojn

konsiderata laŭ la spirito de la tempoj

nur unu kun rideto

kaj sulkoj de saĝo.

Übersetzung ins Esperanto, dabei durch Hinweise unterstützt von Gerd Bussing.

Basis Demo

Kaum warst Du geboren

ging dein Ich verloren,

du bereust jetzt befangen

was du nicht begangen,

die Gesellschaft soll’s richten,

das tut sie mitnichten.

Als ein „vor sich Tiger“

bist Du halt kein Krieger,

stehst als Gartenzwerg

vor dem Kernkraftwerk

und bist noch bestechlich

weil seelisch gebrechlich.

Schau raus aus dem Fenster

sieh keine Gespenster;

auf die Geringsten achtet

zeitgeistlich betrachtet

nur einer mit Schmunzeln

und WeishOitsrunzeln.

Deutsches Orginal von Phillip Sonntag

Die Veranstaltung fand vor dem Gymnasium statt, in dem der in Neuruppin geborene Theodor Fontane zur Schule gegangen ist. Von dem umfangreichen Werk von Theodor Fontane wurde ein Reisebericht über eine Damperfahrt auf der Oder übersetzt, was beim deutsch-polnischen Esperanto-Kongress in Frankfurt an Oder verwendet werden sollte.

Da der Kongress 2020 und 2021 nur virtuell stattfand, bleibt nur der Text im Internet oder die Broschüre.

Über Roland Schnell

Eo ekde 1969, aktiva ekde 1974.
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