Der Berliner Tagesspiegel erinnert am 28. September 2017 an den Geburtstag von Walter Rathenau vor 150 Jahren. Er wurde am 24. Juni 1922 von Rechtsradikalen in der Königsallee ermordet.
Rathenau ist eine der wenigen Persönlichkeiten, die nachweislich mit einem Esperantisten Kontakt hatten. Der Berliner Ernst Kliemke begleitete Rathenau 1907 beim Besuch des Staatsekretärs Dernburg in der Kolonie Ostafrika. Kliemke war damals Direktor der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft. Er verstand es der Delegation mit wohlgesetzten Worten die Finanzierung des Weiterbaus bis zum Tanganjikasee schmackhaft zu machen. Rathenau ist auf die Rolle der Eisenbahn im Kapitel »Deutsch-Ostafrika« seines Buches »Reflexionen« (Seite 173 ff) eingegangen. Man darf annehmen, dass die sachkundigen Ausführungen nicht ohne Beratung mit dem Direktor der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft entstanden sind. Niedergeschrieben 1907 auf dem Dampfer »Prinzregent« auf dem Weg von Daressalam nach Neapel.
Gerade war die Strecke von Daressalam bis Morogoro fertig geworden, aber sie würde sich nur rechnen, wenn sie nicht nur eine Stichstrecke für Ausflüge ins Gebirge blieb. Wenige Wochen vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Bahn fertig und konnte zum Transport eines Dampfschiffs benutzt werden. Die heute noch verkehrende Liemba war von der Meyer-Weft in Papenburg gebaut, zerlegt und in hunderten Kisten verpackt nach Afrika geliefert worden.
Da hatte Ernst Kliemke seinen Posten bei der Ostafrikanischen Eisenbahn schon aufgegeben und betätigte sich als freier Schriftsteller. Er hatte schon vorher kleinere Beiträge, auch über Esperanto, in heute kaum noch bekannten Zeitschriften veröffentlicht und war in der Berliner Gruppe aktiv. Er war Mitarbeiter der Zeitschrift »Rund um die Welt«, in der er 1911 einen Beitrag unter dem Titel »Esperanto und der Kaufmann« veröffentlichte.
1925 wurde er zum Vorsitzenden des Deutschen Esperanto-Bundes gewählt.
1926 betreute er die »Biblioteko Tutmonda« und gibt als Kontaktadresse Schützenstrasse 24 in Berlin SW 68 an.
Er starb am 20. Februar 1929 in Berlin an einer Darmverschlingung. Im “Germana Esperantisto” vom März 1929 gibt es einen ausführlichen Nekrolog mit seinen Veröffentlichungen.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=e1a&datum=1929&page=41&size=45&qid=M1FGE5PLSEZKWRIRDWR0LNBLVHFWXN
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=e1a&datum=1929&page=42&size=45&qid=M1FGE5PLSEZKWRIRDWR0LNBLVHFWXN
Noch bevor Kliemke in den Dienst der Finanz- und Kolonialwirtschaft trat, interessierte er sich für Literatur. Er war im Vorstand einer »litterarischen« Gesellschaft und schrieb selbst Gedichte, wie dieses:
Erschienen in der Novemberausgabe der Zeitschrift »Der Zuschauer« 1893
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