Ulrich Brandenburg lebt mit seiner Familie in Berlin-Pankow. Er hat 21. Februar dem ZDF ein Interview gegeben, weil er Esperanto mit der Muttermilch aufgesogen hat. Er war lange im diplomatischen Dienst, darunter als Botschafter in Moskau (2010-2013) und Lissabon (2014 – 2016).
Er erzählt, dass er als Kind mit Esperanto aufgewachsen sei. Sein Vater Willi habe mit ihm und seinen zwei Geschwistern ausschließlich Esperanto gesprochen. Nach vier Jahren mit mehreren Verwundungen im Krieg sei sein Vater fest entschlossen gewesen, sich für Völkerverständigung einzusetzen. Er hat Esperanto gelernt und selbst Kurse gegeben. Dabei hat er auch Margret, die Mutter von Ulrich und Guido kennengelernt. Beide Söhne haben seit ihrer Jugendzeit wichtige Funktionen in der deutschen Esperanto-Bewegung inngehabt. Ulrich ist Vorsitzender des Deutschen Esperanto-Bundes
Was hat es gebracht?
Auf die Frage nach dem Nutzen des frühkindlichen Erwerbs von Esperanto, meint Ulrich Brandenburg, dass es ihm in der Schule leichter gefallen sei andere Sprachen zu lernen.Darüberhinaus meinte er: »Außerdem sind Esperantisten weltoffen und reiselustig. Meine Geschwister und ich haben schon früh eine Menge von der Welt gesehen.«
Unterm Strich habe es nur Vorteile gebracht, so dass sich seine Frau Barbara und er entschieden haben, es mit den eigenen Kindern genauso zu machen.
Er wird auch nach dem Nutzen von Esperanto während seiner berufliche Karriere als Diplomat gefragt. Es werde im offiziellen Verkehr nicht benutzt, sagt aber: »….es gibt tatsächlich eine Anzahl von Diplomaten, die fließend Esperanto sprechen«. Darunter ist Seán Ó Riain der in den 1980er Jahren als kleiner Angestellter der irischen Botschaft im damaligen West-Berlin zuverlässig an der Donnerstagsrunde in der Falkstrasse 25 teilnahm. Heute ist er Vizebotschafter der Republik Irland in Österreich, nachdem er sein Land einige Jahre in Brüssel bei der Europäischen Union vertreten hat.
Nutzen im Privaten
Aber gerade jenseits der professionellen Kontakte zeigt sich der Nutzen von Esperanto, denn Brandenburg sagt: »Über Esperanto gewinnt man im Ausland außerdem viele private Kontakte – über diplomatische Kreise hinaus. Die Sprache hat mir Türen und Möglichkeiten eröffnet, Menschen kennenzulernen«.
Brandenburg teilt nicht die Skepsis des Fragestellers bezüglich der Zukunftsfähigkeit von Esperanto. Er berichtet, dass er über Neujahr an zwei Veranstaltungen teilgenommen hätte: Novjara Renkontiĝo mit über 200 und, Luminesk’ mit 60 Teilnemern, zu denen ganze Familien kommen. Er sagt: » ….es ist beeindruckend zu sehen, wie sich auch Kinder aus vielen Ländern untereinander ausschließlich in dieser Sprache unterhalten« und das macht er auch nun mit seinem Enkel.
In einem Beitrag der Deutschen Welle (dw) auf kroatisch sind Opa und Enkel zu sehen und zu hören (Quelle: Pressemitteilung des DEB vom 22. August 2018, Beitrag im Medienzentrum der DW.
Das ZDF hat mit diesem Interview auf eine Pressemitteilung des Deutschen Esperanto-Bundes mit dem Thema »Seit 115 Jahren: Esperanto als Muttersprache – Zum Tag der Muttersprache, 21. Februar« reagiert und mit Informationen der Deutschen UNESCO-Kommission ergänzt. Aus deren Pressemitteilung vom 6. Februar wurde übernommen:
Weltweit werden rund 6.000 Sprachen gesprochen. Nach Angaben der deutschen Unesco-Kommission ist die Hälfte vom Verschwinden bedroht. Der Internationale Tag der Muttersprache am 21. Februar – die UN-Kulturorganisation rief ihn 2000 ins Leben – soll auf die Bedeutung sprachlicher und kultureller Vielfalt aufmerksam machen und zum Erlernen neuer Sprachen animieren. Dabei wird die Bedeutung der Muttersprache für den Zusammenhalt einer Gesellschaft betont.
Auf der Website von »Lingustic Rights« gibt es einen Aufruf von 2017 zum »Internationalen Tag der Muttersprache«, der sehr stark auf die Rolle eingeht, die man sich für Esperanto wünscht.
Der Text knüpft ebenfalls an den Protest 1952 in Bangladesh an, der 1999 von der UNESCO zum »Tag der Muttersprache«erklärt wurde. Es werden verschiedene Personen der Öffentlichen Lebens zitiert, die sich wohlwollend zu Esperanto geäussert haben.
Bemerkenswert ist die Aussage des österreichischen Bundespräsidenten, Dr. Heinz Fischer (bis 2017), der am 10. Februar 2016 in der Wiener Zeitung bekannt hatte: »Ich spreche die international gültige Sprache Esperanto. Meine erste Frau habe ich in einem Esperanto-Kurs kennengelernt. Darum haben wir unseren beiden Kindern auch von klein auf diese Sprache beigebracht« und damit dem Beispiel von zwei Generartionen der Familie Brandenburg folgt.