Anfang November fand an der FU Berlin (Freie Universität in Berlin) eine wissenschaftliche Tagung mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 7. November statt. Sie wurde unter dem Titel »Das Ende von Babel?« mit dem Text angekündigt.
- Wie können wir bei über 6000 unterschiedlichen Sprachen auf der Welt eigentlich miteinander kommunizieren?
Auf dem Podium war unter anderem Federico Gobbo, der mit »Interlinguistik und Esperanto, Universiteit van Amsterdam« eingeführt wurde.
Es gab ein Interview mit Prof. Simon zu dieser Tagung in RBB Kultur und es wird eine Sendung im Deutschlandfunk Ende November (27. N0vember 2019, 19:05) geben.
Zum Inhalt der Diskussion heisst es:
- Sollten wir alle als Zweitsprache eine Sprache sprechen, die leicht zu erlernen und für alle Menschen neu ist? Dafür plädieren Verfechter des Esperanto, einer Plansprache, die bereits im 19. Jahrhundert entwickelt wurde.
- Oder sollten wir auf eine bestehende Sprache zurückgreifen und diese als „Weltsprache“ deklarieren, wie es mit dem Englischen der Fall ist?
- Oder ist es vielleicht gar nicht mehr nötig, eine gemeinsame Sprache zu haben, da wir dank Künstlicher Intelligenz und maschinellen Übersetzungsprogrammen auch mittels unterschiedlicher Sprachen miteinander kommunizieren können?
Nach dem Bericht eines Teilnehmers (auf Esperanto in der Esperanto-Version dieses Beitrags).
Demnach konnten bei der Podumsdiskussion etwa 100 Teilnehmer gezählt werden (darunter fünf Esperanto-Sprecher) darunter der polnische Botschafter Andrzej Przyłębski, der mit der provokativen Forderung nach »Esperanto statt Englisch« im Sommer 2019 von der Presse zitiert worden war.
In dem Bericht heisst es, dass die Professoren der auf Latein basierten Sprachen sehr positiv auf Esperanto reagiert hätten und gar gefragt hätten »Warum sprechen wir eigentlich nicht alle Esperanto?«
Ein nicht namentlich genannter Professor, Spezialist für Englisch, soll angemerkt haben, dass die EU ja Esperanto als erste Sprache für alle Schüler einführen könne, wenn sie den Mut dazu hätte. Das sei nicht das, was man von einem Anglisten normalerweise erwarte.
Es gäbe offensichtlich mehr Unterstützer des Esperanto, zu denen aber die Espeanto-Community keine Verbindung hätte.
Weitere Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren:
- Barbara Seidlhofer
(Englisch als Lingua franca, Amerikanistik und Anglistik, Universität Wien) - Josef van Genabith
(Multilinguale Technologien, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Saarbrücken)
Moderation: Matthias Hüning & Horst Simon (Freie Universität Berlin)
- Begrüßung:
Anita Traninger (Stv. Sprecherin Dahlem Humanities Center, Freie Universität Berlin - Georg Bertram (Dekan des FB Philosophie und Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin)
Prof. Horst Simon wurde am 4. November von RBB Kultur zu der Tagung befragt.
Mitschnitt in der Mediathek als MP3-Datei 5 MB ca. 6:30 min
Sein Gebiet sei zwar die historische Sprachwissenschaft, aber er blicke auch in die Zukunft. Er spricht sich ausdrücklich für Englisch aus, weil es so einfach sei und weil der englische Kulturraum mächtig sei. Aber das könne sich ändern.
Es wird direkt nach Esperanto gefragt und Prof. Simon brilliert mit solidem Wissen über die Geschichte im 20. Jahrhundert und die aktuelle Zahl von Esperanto-Sprechern. Er weiss sogar, dass es Muttersprachler gibt und Esperanto heute in Familien gesprochen wird.
Die zweite Hälfte des Gesprächs dreht sich um den Niedergang von Latein und Griechisch zugunsten von Nationalsprachen und die Rolle der Künstlichen Intelligenz.
Dann wird zu der Verantstaltung an der FU eingeladen, die insgesamt öffentlich sei, darunter wird explizit ein Esperanto-Kurs erwähnt.