Berliner Wissenschaftler ist Thema der Esperantologischen Konferenz beim Weltkongress in Lissabon

bildo de detlev blankeDie »Esperantologische Konferenz« während des Esperanto-Weltkongresses 2018 in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon wird sich dem Lebenswerk und Wirken des Berliner Wissenschaftlers Dr. Detlev Blanke widmen. Der Nestor der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Esperanto in Deutschland ist 2016 überraschend verstorben.

Ein Gebäude der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (Quelle:Wikipedia)

Die Veranstaltung findet am 2. August 2018 in der  rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon statt.

Die vier Vorträge im ersten Themenblock werden von Persönlichkeiten des Esperanto-Lebens gehalten, die Blanke persönlich kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben. So Prof. Sabine Fiedler (Leipzig) in der von Blanke gegründeten Gesellschaft für Interlinguistik, Prof. Humphrey Tonkin als Vorsitzender des Esperanto-Weltbundes UEA, oder Alberto Fernández-Calienes aus Kuba, wo Blanke von 1979 an beratend beim Aufbau der »Kuba Esperanto-Asocio« mitgewirkt hat.

Blanke wurde zu Vorträgen an die philologischen Fakultät des »Centro Universitario Marta Abreu de Las Villas (Santa Clara)« und der »Universidad de Oriente (Santiago de Cuba)« eingeladen, wo er ein Interesse an Plansprachen im Allgemeinen und an Esperanto im Speziellen wecken konnte, das bis heute andauert.

Im zweiten Vortragsblock nach der Mittagspause berichtet Patience Haggin über ihre Forschungen zur Dreyfus-Affäre und der Rolle von Esperantisten, wie dem Pazifisten Gaston Moch, der Dreyfus verteidigt hat, und die Herausbildung des Konzepts der politischen Neutralität des Esperanto als Reaktion auf den Antisemitismus in Frankreich.

Zum Leben und Werk von Dr. Blanke

Erste Ausgabe in der DDR

Blanke arbeitet von 1970 an als Sekretär des Esperanto-Verbandes im Kulturbund der DDR. In dieser Funktion genoss er das Privileg an Esperanto-Veranstaltungen (vor allem den Weltkongressen) im nichtsozialistischen Ausland teilnehmen zu dürfen. Gleichzeitig war er für die Zeitschrift »der esperantist« zuständig, die auch im Ausland interessiert verfolgt wurde. Er konnte Dissertation und Habilitation abschliessen. Die Dissertation erschien als Buch 1985 unter dem Titel »Internationale Plansprachen. Eine Einführung« im renommierten Akademie-Verlag. Es  ist bis heute ein Standardwerk der Interlinguistik. Blanke hoffte auf  mit eine Karriere im Akademischen Bereich in Form einer Professur für Interlinguistik.

Durch das Ende der DDR musste er seine Lebensplanung an die neuen Verhältnisse anpassen. Sein Arbeitgeber wurde abgewickelt und von den einst tausenden Esperanto-Sprachfreunden der DDR blieb nur eine Handvoll. Um weiter im wissenschaftlichen Bereich publizieren zu können, gründete er 1991 die Gesellschaft für Interlinguistik (GIL), die jeden Herbst in Berlin eine wissenschaftliche Tagung durchführt, und in deren Vorstand er 20 Jahre wirkte. In dieser Zeit entstanden weitere Veröffentlichungen und er wurde als Referent weltweit zu Tagungen eingeladen.

Er machte kein Hehl daraus, dass die normale Esperanto-Bewegung seinen wissenschaftlichen Kriterien nicht genügte. Er versuchte einen Abstand zwischen »kauzigen« Esperantisten und der Sprachwissenschaft zu halten, da einen Imageverlust fürchtete. Die Tagungen der GIL sollten sich von schlichten Esperanto-Veranstaltungen positiv, weil hoch wissenschaftlich, abheben. Tendenziell sollte das die Beschäftigung mit Plansprachen innerhalb der Sprachwissenschaften stimulieren mit dem Fernziel eines Lehrstuhls oder Instituts an einer angesehen Hochschule.

Diese hohe Anspruch konnte nicht eingelöst werden, da das Aufkommen an wirklich bedeutenden Beiträgen zu gering war und jegliche aggressive Information über das Wirken der GIL peinlich vermieden wurde, denn das wäre ja unwissenschaftlich.

Die Versionen in Wikipedia auf Deutsch und Esperanto zeigen deutliche Unterschiede und sollten überarbeitet und vor allem aktualisiert werden.

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