In der Literaturzeitschrift “Penseo” Nr. 284 vom Juni 2015 ist ein Text von Alphonse Daudet (1840-1897), der von Liu Leming aus dem Französischen in Esperanto übersetzt wurde:
La sieĝo al Berlin
Ekde tiu ĉi tago, niaj militaj operacoj estis tre simpligitaj. Preno de Berlino estas nur demando de tempo. Post iom da tempo, kondiĉe ke la maljunulo malpacienciĝis de atendado, ni legis leteron de lia filo al li, kompreneble, la letero estas falsa, ĉar Parizo estis sieĝata hermetike kaj post kiam oni suferis malvenkon en Sedan, la stabo de marŝalo McMahon jam estis kaptita kaj eskortita al germana fortreso.
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Herausgegeben von der Redaktion Penseo, Chefredakteur: Yida Wei (Vejdo)
Auf Deutsch ist der Text im dem Buch Le siege de Berlin et Les emotions d’un perdreau rouge. Die Belagerung von Berlin und Die Ängste eines roten Rebhühnchens erschienen, das es nur antiquarisch gibt.
Aus der Zeitschrift “Der Salon für Kunst, Literatur und Gesellschaft” von 1879, Seite 860 – 865, Übersetzung C. Groddeck (Die Belagerungs von Berlin)
Eine interessante Rezension gibt es von der DKP aus dem Jahr 2004, die einen Beziehung zu dem Film “Good Bye Lenin” herstellt.
Aber ganz so originell ist die Sache nicht. Da gibt es die Erzählung “Die Belagerung von Berlin” des französischen Schriftstellers Alphonse Daudet (1840-1897). Eine kurze Inhaltsangabe: Der französische Kürassieroberst Jouve ist über 80 Jahre alt, ein Veteran aus der Armee Napoleons I. Als er 1870 von den ersten französischen Niederlagen in Krieg gegen die Deutschen erfährt, erleidet er einen Schlaganfall und bleibt tagelang bewusstlos. Er kommt wieder zu sich. Doch Frankreichs Niederlagen haben sich fortgesetzt. Enkelin und Hausarzt fürchten um sein Leben, falls er die Wahrheit erführe. Und so erzählen sie ihm, die Franzosen ständen längst in Deutschland und verlesen erfundene Siegesmeldungen. Sogar Briefe seines Sohnes, eines hohen Stabsoffiziers, der längst in einem deutschen Gefangenenlager sitzt, werden ihm vorgeschwindelt.
Das geht so lange weiter, bis die Deutschen Paris belagern. Jetzt erfinden die Enkelin und der Hausarzt eine Belagerung von Berlin durch die Franzosen. Als die Deutschen in Paris einziehen, glaubt der Oberst, dass nunmehr die große französische Siegesparade stattfinde. Inzwischen etwas zu Kräften gekommen, legt er seine alte Uniform an und schleppt sich auf den Balkon und muss sehen, wie die Deutschen in Paris einrücken. Da bricht er tot zusammen.