Bericht des transgalaktischen Zeitmaschinennavigators „Phila“,
alias Alien aus dem Sonnensystem arkturo, alias Esperantist und Literat in Berlin, alias Dr. Philipp Sonntag (ein Mensch), zu Gast im „Haus am Mierendorffplatz“ in Berlin, am Freitag 5. Mai 2023 bei einem Treffen zur
Suche nach neuen Esperantisten.
Als Alien begrüße ich hier alle anwesenden Lebewesen, also wie es sich gehört inklusive Ameisen, Bakterien, und weiter über Läuse, Menschen, bis hin zu Viren, Wanzen und Zecken:
Mi salutas ĉiujn vivantajn estaĵojn.
In Berlin wird ein UFO ausgegraben, das ist die „c-base“ in Ostberlin, in der Rungestraße 20, nahe Jannowitzbrücke. Dort bin ich Mitglied, in meiner gesellschaftlichen Rolle als Zeitmaschinennavigator „Phila“, also ein reisender Alien, unterwegs in Welt-räumen und Welt-zeiten. Meine Erfahrung ist:
Aliens verwenden gerne Esperanto.
Sie sagen, es sei die einzige vernünftige und transgalaktisch zumutbare Sprache. Hier rede ich heute weitgehend auf Deutsch, aber ich füge immer mal wieder ein paar gut nachvollziehbare (wie ich hoffe) Worte auf Esperanto ein, zum Beispiel
„bonan tagon“,
das heißt „guten Tag“.
Niemand braucht sich zu fürchten, all die Monsterfilme aus Hollywood sind fake, sind eine üble Verleumdung. Wir Aliens sind schon dreißig Millionen Jahre lang zivilisiert!
Und ihr, die Erdlinge auf Planet Erde? Ich sag‘ mal freundlich, ihr seid immerhin in einer
Vorstufe von Zivilisation.
Jes, la sekvanta validas por homoj sur la planedo tero:
Ili estas en prepara stadio de civilizo.
Menschen müssen überhaupt erst noch lernen, sich richtig zu schämen. Richtig heißt ehrlich, und ehrlich heißt, wenn ich mich wirklich schäme, dann versuche ich sofort, alles wieder in Ordnung zu bringen! Das gilt in fast jeder Galaxis. So eine Humanität strebt Esperanto mit „Homaranismo“ schon über hundert Jahre an:
Ili ankoraŭ devas lerni kiel honti pri si mem. Ĝuste honti signifas honesta, kaj honesta signifas, kiam mi vere hontas, mi tuj provas ĝustigi la aferojn! Ĉi tio estas vera en preskaŭ ĉiu galaksio. „Ĉi tio estas vera en preskaŭ ĉiu galaksio. Esperanto strebas al tia homaro kun “Homaranismo”, jam de pli ol cent jaroj.
Übrigens, ich könnte euch ja viel erzählen, aber ich muss die Kausalität einhalten, also wie Physiker gerne betonen: Bitte erst Ursache, dann Wirkung; genau das verlangt die transgalaktische Zensur: Da darf ich zwar über Wahrheiten in der Zukunft berichten – aber nur wenn sie kaum jemand glaubt.
Ich empfinde Gespräche mit Menschen durchaus als aufschlussreich. Sie sind nicht einfach, denn ich bin ein Alien mit 30 Millionen Jahren augeprägter Zivilisation; das sind nicht wie bei Menschen überhaupt erst 15.000 Jahre einer armseligen Vorstufe. Immerhin sind einige Menschen „schon“ sensibel, das zeigte ein Interview mit einem Menschen, bei dem ich als ein transgalaktischer Zeitzeuge die Fragen stellte und die feinfühlige Margrid als Mensch mir antwortete:
„Weltmacht Ich
Was spürst du?
Wie die Welt sich macht.
In dir?
Dort icht sich die Weltmache.
So formst du dich als ein Ich. Bist du ein fallender Engel, ein steigender Dämon?
War ich mal.
Und jetzt?
Eines dieser vielen Niedlichkeitsbiesterchen.
Ach, ein Mensch?
Höchstergötzlich!
Wie macht sich die Welt in dir?
Mit Gottes Wille und des Teufels Ideen.
Und da machst du mit?
Ich lass‘ es sich machen.
Und es macht sich?
Solange ich mag.
Wie lange noch?
Mehr wird schwer.
Aber so wenig?
Ist Ohnmacht.
Also?
Mich loslassen
Auf alles?
Ja.
Schon begonnen?
Schon –…
Doch?
Macht macht sich allzumächtig …
Du spürst das schon?
Ach ja, schon, ich soll wohl, irgendwie …??
Ja mach!! Vielen Dank für dieses Interview.
Andere Lebewesen kennen den Menschen natürlich besser, als so ein Alien wie ich. Das zeigt ein typisches Gedicht aus einem Schweinestall1 und ich zitiere es aus meinem aktuellen Buch zur Erinnerungskultur – für einen Alien wie mich ist es eine gute Übung, als Zeitzeuge auf besuchten Planeten mal sowas drolliges wie ein ernsthaftes Buch zu schreiben, über Begegnungen mit Lebewesen vor Ort:
„Ich fühl mich so schweinsam
Mein Herz klopft
eine Metzgergesellenfaust nun vollends mürbe.
Als ob es
euch Menschen nicht genüge, dass man stürbe.
Ausblutend
Verströmen wir uns im finalen Wutanfall.
Doch: ‚Du Mensch!‘
soll nicht unser stärkstes Schimpfwort bleiben, im Schweinestall.
Menschenskind!
Wälz’ dich doch mal genüsslich im Schlamm, mit unseren Frischlingen.
‚Du Ferkel‘,
wirst du uns dann liebevoll nennen, so mag es gelingen.“
Auf Esperanto wird die Stimmung dieses Gedichtes schon nach wenigen Zeilen klar:
“Estinte porko
Mian koron nun
ĝismole batas
buĉista pugno
Kvazaŭ al vi homoj
ne sufiĉas
ke oni mortas
Sangante
ni disfluigas nin
en fina koler-atako
Tamen: „Vi homo!“
ne restu nia plej forta
ofenda vorto
en la porkejo
Homido!
Refoje ruliĝu
ĝue en la slimo
kun niaj porkidoj
„Porkido vi!“
vi ame nomos nin
voje al sukceso.“
Tiere sind klar und direkt. Bei Menschen sind allein schon die Sprachen unzivilisiert, umständlich, sie trennen anstatt zu verbinden: Da ist es kein Wunder, dass Staaten gegeneinander Krieg führen. Die einzige Sprache, die für Aliens zumutbar ist, die also galaxisweit akzeptiert wird, ist: Esperanto. Weil es so einfach, so versöhnlich, so brauchbar ist – und ich werde hier immer wieder ein paar Worte auf Esperanto einstreuen.
Jede Stunde kommen galaxisweit ein paar Millionen Esperantisten neu dazu, das ist wenig, wenn man bedenkt: Es gibt Milliarden Sonnensysteme in jeder Galaxis (so auch in der Milchstraße) und es gibt Milliarden Galaxien.
Bei Esperanto gilt nämlich: Alle Hauptwörter enden auf „o“, zum Beispiel hundo für Hund, kato für Katze, Muso für Maus. Alle Tun-Wörter enden auf „i“, wie saluti für begrüßen, und weiter mit einfachen Formen wie: Mi salutas = ich begrüße, ili salutas sie begrüßen. „a“ gilt für Eigenschaftswörter, bona = gut, und nun für heute das letzte Stückchen Grammatik: ein „n“ am Wort-Ende ist die Form für den Akkusativ. Also:
„Sehr verehrte Damen und Herren“ wird zu
„Mi salutas la honoritajn vivantojn“,
das bedeutet nämlich: „Ich begrüße die verehrten Lebendigen“.
Und es passt, denn es gibt in Welt-Raum und -Zeit fast nirgends nur zwei Geschlechter, wie Frau und Mann: Ich komme vom sechs-einhalb-ten-Planet von Arkturo, dort gibt es 128 (= 2 hoch 7) unterschiedliche Geschlechtsteile. Jeder Alien hat selbst mindestens fünf davon, sonst würde er sich impotent fühlen. Manche Mode zeigt alles, andere verdeckt leicht schamvoll (demo).
Das hilft mir, die Menschheit zu verstehen, als Phila“ bin ich immer auch ein Zeitzeuge zu „Nur zwei Geschlechter“. Also
Nur du seksoj,
sowas polarisiert, es macht Freunde zu Gegnern:
tio polarizas, ĝi ŝanĝiĝas amikojn al malamikojn.
Amiko, der Freund, malamiko, das schlechte Gegenteil, also ein Feind – wobei so ein Wort wie „Feind“ überhaupt auch nur zu denken – sowas denkt kein zivilisiertes Lebewesen, eben kein Alien und auch kein Esperantist.
Auch Gruppen polarisieren, ja sie konkurrieren und schrecken einander ab, oft kriegerisch. Das ist das Gegenteil von Zuwendung. Für Vertrauensbildende Maßnahmen könnte „Wohlwollen“ zum Zauberwort der Menschheit werden. Eben deshalb ist „Wohlwollen“ das Fazit, das allerletzte Wort in meinem Buch:
Philipp Sonntag: “Erinnerungskultur – Die gesellschaftliche Rolle von Zeitzeugen”. Frank & Timme – (2023), 196 Seiten, 29,80 €.
https://www.frank-timme.de/de/programm/produkt/erinnerungskultur
Da geht es um:
kulturo de memoro – La socia rolo de nuntempaj ĉeestintoj
Ich frage die Menschen neugierig nach der Spannweite von real bis fake, von “menschlich reden” bis “unmenschlich wüten”. Dazu möchte ich freundlich sagen, Planet Erde sei bereits in einer Vorstufe von Zivilisation. Darüber können wir gerne miteinander diskutieren, ähnlich wie ich damals mit den Sauriern.
Die Saurier waren eine brauchbar zivilisierte Gruppe. Sie hatten nämlich 150 Millionen Jahre überstanden, bis ein allzu großer Meteor hier einschlug. Ich besuche sie gerne in ihrer Weltzeit und musste lernen, ihnen möglichst nicht zu erzählen, wie sich etliche Menschen hier benehmen: die mussten sich ihre großen Dino-Bäuche halten, vor lachen, einige wurden ohnmächtig und brauchten rasche erste Hilfe. Sie lachen, gerade weil das Potenzial der Menschheit riesig ist, so hat die Menschheit nach etwa 15.000 Jahren Vorstufe von Zivilisation doch schon Satelliten, die den Weltraum auf gefährlich nahe Meteore absuchen. Das ist womöglich typisch für die zwangshaft streitsüchtige Menschheit: Technisch gelingt viel mehr, als gesellschaftlich.
Solche Episoden erzähle ich gerne in meiner Heimat, im Sonnensystem Arkturo. Aber wie erzählen? Was ich dort von Planet Erde berichte, ist eine Fülle von Protesten, oft durchaus gewaltbereit, was ja alles nur immer schlimmer macht. Deshalb habe ich im Netzwerk Zukunft ein paar Hinweise für galaxis-erprobte Proteste publiziert2:
„Der tierische Reflex, ein Revier zu verteidigen,
Dieser Reflex wird von Tieren meist zivilisiert gepflegt. Da tragen Tiergruppen Konflikte etwa so friedlich aus, wie Menschen beim Fußball. Aber der Mensch ist misstrauisch, wo es ernst wird. Er steckt in seiner vertrauens-armen Vorstufe von Zivilisation. Daher sind Großgruppen, wie Nationen, selbst das gewalt-strotzende Problem. …“
„Bundesverflixtkreuz
In unserer modernen Gesellschaft spüren wir reichlich Stress. Es gibt herausragende Verursacher enormer Schäden an Gesellschaft und Ökologie, denen gebührt in Deutschland das Bundesverflixtkreuz, kurz: BUFLIX.
Wir gewöhnen uns nämlich nicht an Willkür aller Art. Wir mögen weder schlechte Produkte, noch mangelhafte Dienstleistungen, öffentliche Skandale oder Umweltverschmutzungen, und wir verabscheuen Gewalt. Die Verleihung eines Bundesverflixtkreuzes an aufschlussreiche Verursacher ist eine moderne DEMO mit öffentlichem Tam-tam.
Die Verleihung soll öffentlich möglichst spektakulär – wie Journalisten dies mögen – inszeniert werden. Damit der Empfänger eines BUFLIX angemessen gequält werden kann, wäre emotional eigentlich eine glatte, satte Straftat vom Verleihungsgremium „angemessen“. Das geschähe dann tatsächlich durch wahre Extremisten einer „Letzten Generation“. Im Rechtsstaat macht sich so etwas jedoch nicht gut.
Als Alternative empfehle ich deshalb eine literarisch immer zulässige Darstellung von Kidnapping, Reizen und Triezen des Empfängers eines BUFLIX. Das bietet reichlich spektakuläre DEMO Möglichkeiten. Um also staatstragische Aktionen frustrierter Staatsanwälte schon im Ansatz zu vermeiden, begnügt man sich mit einer rein literarischen oder schauspielerischen Darstellung. Die darf „auf der Bühne“ rechtsstaatlich durchaus drastisch und deftig sein.“
Alia opcio: “Avizo pri Perforta Imposto“
Eine weitere Option ist der „Gewaltsteuerbescheid
Diesen Bescheid (vom Viehnanzamt) darf jede/r versenden, gegen alle Arten von Gewalt. Insbesondere gegen die übermäßige Betonung von Gewalt in den Medien. Allerdings, mit Satire hat es nichts mehr zu tun, wenn es um ganz reale Taten wie bei Kriminalität, Mord, Folter geht. Dafür ist die Strafjustiz zuständig. … „
„Ich empfehle als Gewaltsteuer einen Euro Strafgebühr für jeden Revolver, den man in einem Film eine Minute lang sehen kann (muss). Das summiert sich dann durch jede Person, welche so einen Film im Kino oder Fernsehen anschaut. Sehen zum Beispiel hundert Zuschauer an einem Tag drei Minuten lang im Kino einen Revolver, so beträgt die Gebühr 300.- €. Ist der Film „jugendfrei“, so gilt das Doppelte.
Ein Kriegsfilm kann – und soll –ohne weiteres ein paar Millionen Euro wöchentlich kosten. Nach oben unbegrenzt sind Bescheide, welche wahre Kriegstreiber empfangen.“
Ĉiuflankaj decaj sugestoj ankaŭ estis efektivigitaj, kiel ekzemple:
Neniu maksimuma salajro povas esti pli alta ol kvinoble la mini-salajro
Realisiert wurden auch rundum anständige Vorschläge wie:
Kein Maxi-Lohn darf höher sein als das Fünffache des Minilohns
und prompt sorgten Manager und hohe Beamte dafür, dass die Minilöhne enorm anstiegen.
Schließlich zum Geheimnis: Wie kann Esperanto galaxisweit gelten, wenn doch nichts schneller als die Lichtgeschwindigkeit sein kann? Aber was heißt „nichts“?
Fine, la mistero: Kiel Esperanto povas validi tra la galaksio, kiam nenio povas vojaĝi pli rapide ol la lumrapido? Sed kion signifas “nenio”?
Ganz einfach, ich wünsche mich schwupp-di-wupp woanders hin, stelle meine Absicht in Raum und Zeit, Motto „ich bin hier – ich bin dort“.
Der Trick ist, ich nehme keine Materie mit,also kein so haariges Stück Fleisch, sprich Körper lasse ich immer dort, wo sie sind, wo ich sie unterwegs gefunden habe. Ich bin mit mir in Harmonie. Meine sämtlichen Bewusstseine vertragen sich schon im Ansatz gut. Für mich ist es kein Problem, eines davon fürsorglich und – zumindest die meiste Zeit – quietschvergnügt im Körper zu lassen. Dieses Bewusstsein wird selbstverständlich auf und davon schweben und eilen, sobald der Körper mal tot geworden ist. So eine Form von Evolution ist nicht einfach, wenn man damit leben und sterben muss – ich nenne es ein skurriles Abenteuer.
Sowieso verbinde ich mich harmonisch mit Lebewesen aller Art – das gelingt locker, außer auf Planet Erde: Dort ist nämlich in jedem Körper ängstlich nur immer „ein jemand“. Und weil es also wie hier üblich meist nur ein einziges Bewusstsein in jedem Körper gibt, bleiben diese armseligen Lebewesen egomanisch getrennt, trotz starker Bemühungen um Anstand und Zivilisation.
Der Schlüssel für Fortschritt sind VBM (Vertrauens-Bildende-Maßnahmen): Da vereinigen sich mehrere Lebewesen rundum harmonisch miteinander. Sie pflegen mit- und zueinander das zauberfhafte
Wohlwollen.
1 Philipp Sonntag: “Erinnerungskultur – Die gesellschaftliche Rolle von Zeitzeugen”. Frank & Timme – Verlag für wissenschaftliche Kultur, Berlin, (2023), S. 188-189
2 Philipp Sonntag: Künstlerische Werkzeuge für Protest in Demokratie und Diktatur
/ Netzwerk Zukunft, siehe http://www.netzwerk-zukunft.de/index.php/news-reader/kuenstlerische-werkzeuge-fuer-protest-in-demokratie-und-diktatur.html