(Deutsch) Sommerfest auf Esperantoplatz

Während des Sommerfestes auf dem Esperantoplatz am 3. September 2014 von 15.00 bis 19.00 Uhr lädt die Ausstellung „111 Jahre Esperanto – Sprache und Kultur in Berlin und Brandenburg“ ein zu einer Zeitreise anhand interessanter Fotos aus verschiedenen Zeiten.

Bilder geschichte von Esperanto in Berlin

Die Gründer begegnen uns auf der ersten Ausstellungstafel. Im Kontakt zu Dr.. Zamenhof in Warschau, dem Initiator der Sprache Esperanto, begründeten sie die Traditionen der Verständigung, des Kulturaustausches und der Toleranz auch in unserer regionalen Sprachgemeinschaft.

Die Gründer der Berliner Gruppe waren Pazifisten, Mitglieder der Deutschen Friedensgesellschaft. Das war keine Empfehlung für eine Karriere im Wilhelminischen Kaiserreich, dennoch waren sie erstrangige, weltoffene, zukunftsträchtige Leute – Prof. Adolf Schmidt, der erste Vorsitzende der Gruppe, war Leiter des Geomagnetischen Instituts auf dem Potsdamer Telegrafenberg, ein Wissenschaftler von Weltrang, Wilhelm Wetekamp – Schulreformer und Naturschutzpionier hatte im Preußischen Abgeordnetenhaus 1898 als erster staatliches Engagement für den Naturschutz verlangt und in Berlin-Schöneberg ein Gymnasium gegründet, in dem er als erster Gymnasialdirektor in Preußen eine Schülerselbstverwaltung einführte und fakultativ Esperanto unterrichtete, Alfred Hermann Fried, der österreichische Pazifist und Schriftsteller, Friedensnobelpreisträger 1911 und Jean Borel, Schweizer Journalist und Verleger, der die Gründung der Esperanto-Gruppe initiierte.

Wie warb man 1947 für das Erlernen der Sprache? Ein Foto von der Belegschaft einer Neuköllner Druckerei mit ihrem Lieferfahrzeug zeigt es. Welche Gedanken machten sich Berliner Arbeiter-Esperantisten im Jahr 1916 über den 1. Weltkrieg. Ein Artikel in der handgeschriebenen selbst illustrierten Zeitschrift „La Rondiranto“, die damals nicht vervielfältigt sondern von Hand zu Hand weitergegeben wurde, kann auf der Ausstellungstafel „Geschichten von Krieg und Frieden“ gelesen werden und gibt Auskunft.

Auf weiteren Tafeln lernt der Betrachter einige Menschen kennen, die in Berlin und Brandenburg Esperanto-Kultur prägten. Schriftstellerinnen wie Lena Karpunina, die original in Esperanto verfasste Erzählungen veröffentlichte, Übersetzer wie Will Firth, der an einer Übersetzung des originalen Esperanto-Romans „Tilla“ der kroatischen Schriftstellerin Spomenka Štimec über die Schauspielerin Tilla Durieux arbeitet, Esperanto-Liedermacherinnen und Sängerinnen wie Lena Wilke aus Schwedt, Wissenschaftler wie Dr. Hermann Simon aus Eberswalde, der mit seiner Arbeit am Lexicon silvestre die Entwicklung und Veröffentlichung des Fachwortschatzes der Esperanto-Sprache förderte, wie den Lehrer Ludwig Schödl aus Neuruppin, der auch in der Zeit des Esperanto-Verbots in der DDR an seiner Schule Esperanto unterrichtete, sich couragiert für die Legalisierung der Sprache einsetzte und 1967 ein Lehrbuch veröffentlichte.

Natürlich gibt es auch Fotos aus der Arbeit der Gesellschaft für Interlinguistik, zu deren alljährlichen Fachtagungen Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern nach Berlin kommen, für die das Esperanto in seiner Funktion als internationale Sprache und die Sprachgemeinschaft mit ihrer Kultur ein wichtiger Forschungsgegenstand sind.

Begegnungen der Esperantosprecher sind ein weiteres Thema. Fotos vom Brückenfest in Frankfurt/Oder, wo nicht nur Polen und Deutsche sich begegnen, vom Auftritt einer Gesangsgruppe aus Nowy Sącz in den Kostümen ihrer Region beim Gemeinsamen Deutsch-Dänisch-Polnischen Esperanto-Kongress in Berlin, vom Esperanto-Wochenendkurs für Jugendliche in Berlin im Juni dieses Jahres, den Chuck aus den USA und Mélanie aus der Schweiz leiteten, von der Lesung des australischen Esperantoschriftstellers Trevor Steele im Berliner Esperanto-Kulturhaus, der Aufführung des Theaterstücks „Der Architekt und der Kaiser von Assyrien“ durch eine Pariser Theatertruppe in Berlin oder von dem Ehepaar Hedwig und Karl Maier, das sich auf einem Esperantoball kennenlernte, in Yokohama heiratete, über 20 Jahre in China lebte und sich in ihrer Berliner Wohnung mit chinesischer Kultur umgab.

Die Ausstellung gibt auf 9 Tafeln einen kleinen aber vielschichtigen Einblick in die 111-jährige Geschichte der Sprache Esperanto und der damit verbundenen Kultur in Berlin und Brandenburg.

Fritz Wollenberg

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