Gedenken Metzger 17. April

Am 17. April, dem Todestag von Max Josef Metzger, finden in Wedding Veranstaltungen zu seinem Gedenken statt. Er hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg für Esperanto engagiert.

Er war 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet worden, nachdem er wegen Hochverats verurteilt worden war. Er hatte versucht ein Schreiben (Manifest) mit seinen Vorstellungen über die Gestaltung von Deutschland nach dem Krieg ins neutrale Schweden schmuggeln zu lassen. Leider war hatte er sich einer Agentin der Gestapo anvertraut. Bis zu seiner Verhaftung wohnte er in Räumen der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph hinter der Kirche. An der Gedenktafel in der Willdenowstraße 8 (Parallelstraße zur Müllerstraße) findet im Anschluß an die Heilige Messe, die um 12 Uhr beginnt, eine Kranzniederlegung statt. Bericht von 2019

Vor der Messe gibt es ab 11 Uhr ein Frühstück im Pfarrsaal oder im Garten, wenn es das Wetter erlaubt.

Der Esperanto-Aspekt im Leben von Metzger wird von der Esperanto-Liga Berlin Brandenburg im Anschluß der Kranzniederlegung auf dem Max-Josef-Metzger-Platz (genüber der Kirche, Ausgang in Richtung Tegel der U6 Wedding oder S-Bahn) gewürdigt.

Der Vorsitzende des Deutschen Esperanto-Bundes hat ein Grußwort (PDF) geschickt, in dem er ausdrücklich auf das Engagement von Metzger als Pazifist und seinen Kampg gegen Kriege hinweist. Text

Ostern 1944 (9./10. April) hat Metzger im Gefängnis ein Ostergedicht verfaßt, das Gerd Bussing in Esperanto übertragen hat.

Während seiner Zeit in Graz hat er einen Esperanto-Kurs für Kinder erstellt, der in der von ihm herausgegebenen Kinderzeitschrift abgedruckt wurde. Er war beim ersten Esperanto-Weltkongress nach dem Krieg im Jahre 1920 in Den Haag dabei. Dort konnte er der durch die Kriegsjahre etwas deprimierten katholischen Esperanto-Bewegung neuen Mut einflößen. Mit großer Begeisterung wurde sein Vorschlag für eine “Katholische Internationale IKa” (als Gegenbewegung zur kommunistischen) aufgenommen. Im Büro in Graz wurden Kongresse organisiert und das Organ “Katolika Mondo” im Zeitungsformat herausgegeben. Bekannte Esperantisten waren Mitarbeiter.

Ein Beitrag in der Jugendzeitschrift Kontakto nennt Einzelheiten.

Mitte der 1920 sah sich Metzger gezwungen seine Tätigkeit in Graz aufzugeben und übernahm die Leitung einer ehemaligen Trinkerheilstätte in Meitingen bei Augsburg. Er warb auch in Esperanto-Zeitschriften (etwa Heroldo de Esperanto) für Wellness-Urlaub ohne Alkohol und mit vegetarischer Verpflegung. Schon seit seiner Studentenzeit hatte Metzger dem Alkohol und dem Nikotin abgeschworen und lebte selbst als Vegetarier.

Hier befindet sich heute noch das von Metzger 1919 gegründete Christkönigs-Institut, ein Säkularinstitut, das dem Plan seines Gründers als „Kirche im Kleinen“ alle Lebensbereiche umfassen will. Hier befindet sich auch die Grabstätte von Metzger.

Viele Einzelheiten aus dem wilden Leben von Max Josef Metzger werden am 17. April beim Gedenken zur Sprache kommen. Im Gedenken steht oft seine Haltung in den letzten Monaten im Gefängnis im Mittelpunkt, wo er als Märtyrer erscheint, der gottergeben seinem Schicksal entgegensieht. Tatsächlich war Metzger zeitlebens eine Kämpfernatur, die auch harte Auseinandersetzungen nicht gescheut hat.

Grußwort von Ulrich Brandenburg, Vorsitzender des D.E.B.

Die Esperanto-Bewegung in Deutschland denkt am heutigen Tage zurück an den
Priester Dr. Max Joseph Metzger, der nach seiner Verurteilung durch den Volksgerichtshof am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet wurde.

Schon in seiner Jugend hat Metzger die damals neue Weltsprache Esperanto gelernt. In den folgenden Jahren – insbesondere in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg – hat er an
zahlreichen Friedensinitiativen mitgewirkt und sich dabei der Internationalen Sprache
bedient, u.a. als Herausgeber der Zeitschrift „Katolika Mondo“ und als Verleger von Esperanto-Literatur.

Wegen seines friedenspolitischen Engagements und seiner Parteinahme für Verfolgte
geriet er mehrfach in Konflikt mit dem NS-Regime. Bis zu seinem Tod blieb er der
Esperanto-Bewegung treu, die in Deutschland ihrerseits von den Nazis verboten und
aufgelöst worden war.

Max Joseph Metzger, der seine letzten Jahre in der Gemeinde St. Joseph im Wedding
verbracht hat, gehört zu den unerschrockenen Vorkämpfern einer Welt ohne Kriege und
einer Verständigung über Grenzen hinweg. Seinen Einsatz hat er mit dem Leben bezahlt.
Sein Ziel bleibt heute so aktuell wie damals. Wir werden ihn nicht vergessen!

Max Josef Metzgers Osterlied aus der Todeszelle 1944

Metzger hat nicht nur den Text geschrieben, sondern auch eine Melodie dazu. Der SWF hat es als “Lied zum Sonntag” am Palmsonntag (10. April 2022) gesendet.

Osterlied aus der Todeszelle

1944 war Ostern am 9. April

Nachdichtung auf Esperanto von Gerd Bussing, 2022

Christ der HERR ist auferstanden!

leibverklärt in Herrlichkeit.

Kündet laut in allen Landen

Freiheit! Friede! Freudenzeit!

Singt Triumph! Denn überwunden

ist der Feind! Der HERR gebeut!

Heiland aller Sünden Wunden,

bracht’ Er die Erlösung heut’.

Resurektis la SINJORO,

Tralumita de honor’;

Nun ekkantu ni en ĥoro:

Ĉiuj plagoj estas for!

Ni triumfu, ĉar venkita

Estas nia malamik’,

Ĉiu vundo sanigita,

La diablo sen efik’.

Christ der HERR ist auf erstanden!

Erstling Seiner heil’gen Schar.

Heil und Leiben alle fanden

an des Herren Kreuzaltar.

Die mit Ihm ihr war’t gestorben,

auferstanden seid ihr heut’.

Was im Tod Er euch erworben,

euer ist’s: die Herrlichkeit!

Resurektis la SINJORO,

Estro de la sankta ar’.

Savon, vivon ĉiuj trovis

Ĉe l’ sinjora krucaltar’.

Kiuj kun li mortis iam,

Releviĝis al majest’:

Kristo portis vin por ĉiam

El la tomb’ al granda fest’!

Christ der HERR ist auf erstanden,

jubelt, die ihr todgeweiht!

Der des Teufels Kampf bestanden,

uns aus Höllenfron befreit.

Nimmer in dem Leib, dem neuen,

Leben mehr im Grab verwest.

Heil’gen Lebens froh, ihr Freien,

hebt das Haupt: ihr seid erlöst!

Resurektis la SINJORO

Mortemuloj, ĝoju vi!

El infero nia koro

Flugis kiel lumradi’,

Kaj la nova korpo nia

Vivas nun sen peka hont’.

Ĝoju ni, ĉar – elsavitaj –

Nin atendas la estont’.

 

Max Josef Metzgers Osterlied aus der Todeszelle 1944: „Christ der HERR ist auferstanden! / leibverklärt in Herrlichkeit. / Kündet laut in allen Landen / Freiheit! Friede! Freudenzeit!

Über Roland Schnell

Eo ekde 1969, aktiva ekde 1974.
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