Die Esperanto-Freunde in Graz haben eine Papierausgabe ihrer Zeitschrift “Voko el Stirio” (Ruf aus der Steiermark) geschickt. Mehr als vier Seiten sind Max Josef Metzger gewidmet.
In Graz lebt noch Pfarrer Josef Gschanes, der Metzer persönlich begegnet ist. Offensichtlich hat Metzger in den 1930er-Jahren Graz besucht, wo er von 1915 bis 1928 gewirkt hat. Nach der Messe frühstückte er mit dem “Knabenseminar” und scherzte mit den Schülern.
Der Beitrag geht speziell auf Geschehnisse in Graz ein, die in der deutschen Rezeption von Metzger meist ausgeblendet wurden.
Der steirische Fürstbischoff Ferdinand Pawlikowski wollte den Unruhestifter loswerden, den man wegen seines sozialen Engagements der Kumpanei mit Kommunisten verdächtigte. Den Grazer Theologen, Pazifisten und Lebensreformer Johannes Ude, der Metzger nach Graz geholt hatte, belegte Pawlikowski mit Berufsverbot, da sich jener nicht der Politik des Priesterkanzlers Ignaz Seipel, des “Prälaten ohne Milde”, unterordnen wollte (Stadtportal Graz). Der Fall Ude wird in der Diplomarbeit (PDF) von Andreas Predikaka (Uni Wien) näher (Kapitel 3.4) betrachtet.
Die Ideen und Ziele von Ude finden sich auch im Leben von Max Josef Metzger.
Die Entwicklung seiner Tätigkeitsfelder beschrieb Ude folgendermaßen:
„Zuerst bekämpfte ich den Alkoholismus und Nikotinismus, dann die Unsittlichkeit, vor allem die Reglementierung der Prostitution, beschäftigte mich mit der Genuss- und Warenerzeugungsfrage, setzte mich für den Vegetarismus ein, bekämpfte den Krieg und arbeitete für den Friedensgedanken, und stemmte mich mit aller Macht gegen die politische Verderbtheit und gegen den Kapitalismus.“
Sein seelsorgerliches Ziel war es zunächst, dem Menschen zu einem naturgemäßen Leben zu verhelfen und auf Veränderung des persönlichen Lebensstils hinzuwirken. Ude lebte konsequent – was er auch von anderen forderte. Er war überzeugter Nichtraucher, Vegetarier und Totalabstinzenzler. Im Vegetarismus sah Ude zunächst die Basis einer gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Gesundung sowie die Erfüllung christlicher Werte. Der Vegetarismus könne – angesichts seiner volkswirtschaftlichen Vorteile hinsichtlich Bodennutzung und der Arbeitskraft- und Zeitersparnis – einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung des Kapitalismus leisten. Je stärker er sich jedoch mit den Wirtschaftswissenschaften beschäftigte, um so deutlicher wurde ihm, dass die Ursache des Kapitalismus tiefer liegt und nicht durch Appelle zur Verhaltensänderung zu bekämpfen ist.
Auch Metzger kam in Schwierigkeiten, wie Hugo Ott (Badische Biographien NF 4, 206-210) erwähnt:
Metzger geriet in den frühen zwanziger Jahren in Graz in enorme wirtschaftliche und juridische Schwierigkeiten, als eine von ihm gegründete Wirtschaftsgenossenschaft zusammenbrach und die Spareinlagen vieler kleiner Leute verlorengingen und in Österreich zahlreiche Schadensersatzklagen erhoben wurden, kommentiert von der sozialistischen und kommunistischen Presse. Metzger galt diesen und anderen kirchenfeindlichen Organen als Skandalpriester schlechthin. Im Herbst 1926 forderte der Seckauer Fürstbischof zu Graz die Rückberufung Metzgers.