Im Sommer 2020 hat Hans Moser seinen Sohn in Konstanz besucht. Markus ist in Berlin geboren und “denaska Esperantisto”. Er brachte eine Kopie aus der Speisekarte des Resaturants im Hotel Volapük mit.
Das Hotel liegt 5 km vom Stadtzentrum entfernt und (Im Loh 14, Litzelstetten, 78465 Konstanz) in der Nähe der Blumeninsel Mainu. Dort füttert Markus Moser die Schmetterlinge.
Mehr auf den Fotos von der Website volapuek.de
Es ist vermutlich weltweit das einzige Hotel mit diesem Namen, während es ein Dutzend Hotels mit dem Namen »Esperanto« gibt.
Herzlich Willkommen im Restaurant Volapük
“Menade bal – püki bal” – Einer Menschheit eine Sprache.
Zum Gedächtnis von Prälat Johann Martin Schleyer (1831 -1912)
Schleyer war nach seiner Priesterweihe (1856) an verschiedenen Pfarrstellen des Erzbistums Freiburg tätig, ehe er 1867 seine erste eigene Pfarrei bei Meßkirch übernahm. In dieser Zeit war er bereits mit eigenen Dichtungen hervorgetreten, die ihm eine gewisse Bekanntheit einbrachten und einen Platz in zeitgenössischen Literatur-geschichten und Anthologien sicherten: Philatetes (1864), Die Liebe in hundert Gestalten (1873), u.v.m.
Dann folgte jedoch ein entscheidender Einschnitt in Schleyers Leben.
Nach der Rückkehr von einer Italienreise (mit Privataudienz bei Pius IX) im Frühjahr 1875 gerät Schleyer wegen einer Predigtäußerung in arge Bedrängnis (es ist die Zeit des Kulturkampfes) und muss 4 Monate Festungshaft in Rastatt verbüßen.
Nach seiner Entlassung übernimmt er die Pfarrstelle in Litzelstetten, wo er weiterhin reichlich Muße für seine Dichtungen und die Fortsetzung seiner Sprachstudien findet. In diese Zeit fällt auch die Herausgabe der Zeitschrift “Sionsharfe”, ein Monatsblatt für katholische Poesie. Kein Wunder, dass Schleyer dieses Blatt benutzt, um sein Weltspracheprojekt VOLAPÜK zu lancieren, mit dessen Ausarbeitung er – wie Tagebuchaufzeichnungen bestätigen – am 31.03.1879 begonnen hat. Sein Ruhm als Poet weicht dem des Weltspracheerfinders, der fast zwei Jahrzehnte lang im Gespräch bleiben wird, bis es gegen Ende des Jahrhunderts immer stiller um Volapük wird und Schleyer in Vergessenheit gerät.
Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er in seinem Konstanzer Haus (Schottenstraße), das er in der Glanzzeit des VOLAPÜK als “Weltsprache-Zentralbüro” tituliert und von wo aus er sein Weltspracheblatt (bis 1908), Lehr- und Wörterbücher, religiöse Lyrik und gesammelte Lebensweisheiten verschickte.
So wurde VOLAPÜK zum bekanntesten und bedeutendsten Vorläufer des ESPERANTO, das der jüdische Augenarzt Dr. Lazarus Zamenhof entwickelte. ESPERANTO (1987 hundertjähriges Bestehen) ist in der Tat die einzige Plansprache, die sich über einen so langen Zeitraum hinweg in der Praxis bewährt hat. Sie hat sich insofern durchgesetzt, als es ihr gelungen ist, die Stürme der Zeit zu überdauern und zu einem miniaturhaften Modell für eine effiziente Lösung des Sprachproblems zu werden.
Johann Martin Schleyers Andenken (er war Urgroßonkel des 1977 ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer) ist in seiner näheren Heimat nie erloschen.
In Konstanz, Litzelstetten und Oberlauda (Geburtsort) tragen Straßen seinen Namen. In der Konstanzer Schottenstraße und am Litzelstetter Pfarrhaus erinnern Gedenktafeln an ihn.
Und natürlich das HOTEL VOLAPÜK.
Die Plansprachen Volapük und Esperanto in Konstanz
Rezension eines Buches von Reinhard Haupenthal.
Der Schlußsatz des vorliegenden Buches (S. 120) lautet: „Vivu Esperanto!“ (Es lebe Esperanto!) Diese Exklamation bestätigt auf ihre Weise die Rolle des Autors: ein Foto auf der Seite zuvor ordnet ihn dem „harten Kern“ (was immer dies heißen mag) der Esperanto-Gruppe Konstanz (ohne Rechtsstatus) zu.
Kuhn hat sich eine doppelte Aufgabe gestellt, nämlich aufzuzeigen, welches soziale Substrat die Universalsprache des Konstanzer Prälaten Johann Martin Schleyer (1831 – 1912) und das Esperanto des jüdischen Warschauer Augenarztes Lazar Markovic Zamenhof (1859 – 1917) in der Bodenseestadt gefunden hat. Aus dem Vorwort (S. 6) geht hervor, daß sich Kuhn zunächst lediglich auf Konstanzer Zeitungsberichte (Konstanzer Zeitung, 1886 – 1935, Südkurier, 1946 – ) stützen konnte. Leider bestätigt seine Bibliographie (S. 128 – 132), daß wichtige Dokumente offensichtlich unberücksichtigt blieben, so z.B. die Grundlagenwerke von Couturat/Leau, Drezen und Stojan.
Die Volapük-Bibliographien von Schmidt (S. 131) sind inzwischen zweimal im Druck erschienen und damit allgemein zugänglich. Wichtige Periodika scheinen nicht eingesehen worden zu sein, z B. die Jahrbücher (Jarlibro) von Universala Esperanto-Asocio und Sennacieca Asocio Tutmonda (Anationaler Weltbund, d.h. Arbeiter-Esperantisten), Schleyers Weltspracheblatt (1881 – 1908), Germana Esperantisto (1905 – 1935), Esperanto (ab 1905) (UEA), Esperanto in Baden-Württemberg (1985 – 1991). Von Heroldo de Esperanto (ab 1920) wird nur der Jahrgang 1947 aufgeführt.
Eine entscheidende Quelle war Kuhn naturgemäß nicht zugänglich: Schleyers Tagebücher. Naturgemäß? Der Verfasser hat den Rezensenten nie konsultiert, obwohl er einige meiner einschlägigen Veröffentlichungen zum Thema Schleyer/Volapük nennt.
Der sehr summarische Abriß über Esperanto (S. 13 – 22) reproduziert einige gängige Klischees: Zamenhof sei Pole gewesen (S. 13), das Fundamento de Esperanto sei ein „Standardwerk“ (S. 13) (es gilt vielmehr als Systemurkunde des Esperanto), Louis de Beaufronts „bürgerlicher Name“ (S. 16) sei Louis Chevreux gewesen, die fiktive Esperanto-Akademie habe „Aufnahme und Orthographie“ neuer Wörter zu empfehlen (S. 22). All dies ist aus der Luft gegriffen.
Der erste Teil (S. 26 – 59) des Buches, der zeitgleich im Hegau-Jahrbuch 2010 erschien, mischt ebenfalls Dichtung und Wahrheit. Es ist sachlich falsch (S. 28), daß Schleyer bereits in seiner Zeit vor Litzelstetten „Entwicklungsarbeiten für die erste Weltsprache“ vornahm. Selbst wenn man seinen „Völkerdolmetsch“ mit berücksichtigt, entstand dieser nicht in Krumbach (wie behauptet), sondern in Litzelstetten. Die Interlinguistik wurde nicht durch Veröffentlichung des Volapük (S. 29) hervorgerufen, sondern aufgrund sprachwissenschaftlicher Auseinandersetzungen (oft polemischer Art) „auf Anlaß des Volapüks“ (so z.B. ein Titel von Hugo Schuchardt).
Daß Schleyer seine letzten Lebensjahren „verbittert und zurückgezogen“ (s. 51) verbrachte, entbehrt der Grundlage: das Tagebuch zeigt, daß er bis zuletzt regen Anteil am Weltgeschehen und seinem Konstanzer Umfeld nahm. Verdienstvoll ist, daß Kuhn die im Zusammenhang mit der Arbeit des PrälatSchleyer-Komitees (2001 – 2008) entfaltete Tätigkeit einigermaßen zur Kenntnis nimmt. Allerdings läßt er zwei Vorträge über Volapük in Litzelstetten (1979 aus Anlaß des 100-jährigen Bestehens und 2001, letzterer im Druck erschienen) unerwähnt.
Der zweite Teil des Buches (S. 60 – 120) geht der Frage nach, welche Rolle die Welthilfssprache Esperanto in Konstanz spielte bzw. noch spielt. Dabei unterscheidet Kuhn mehrere Phasen, die z.T. aber durch überregionale Treffen gekennzeichnet sind, die in Konstanz stattfanden, so z.B. 1923 ein katholischer Kongreß, in dessen Mittelpunkt der „Wolkensegler“ (Erzbischof Gröber) Max Josef Metzger (1887 – 1944) stand, dessen Seligsprechung jetzt das Erzbistum Freiburg betreibt, und 1950 ein Jugendkongreß.
Zu Beginn der 1950er Jahre wird ein gewisser Michael Schmidt (später „Botschafter in mehreren außereuropäischen Ländern“, S. 86) zu einer Art Kultfigur und Faktotum für Esperanto in Konstanz. Das Beispiel zeigt die Personengebundenheit aller Esperanto-Tätigkeiten, die bis heute keinerlei Institutionalisierung erfahren haben.
Dieses Auf und Ab, der ewige Wiederbeginn beim Punkt Null (d.h. bei Kursen für Anfängern) kennzeichnet auch die Tätigkeit der wenigen Esperantisten in Konstanz. Ein fortgeschrittenes Sprachniveau, eine Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur des Esperanto, eine Internalisierung der Sprache, kulturelle Zweisprachigkeit mit Esperanto ist nirgendwo erkennbar.
So resümiert denn auch Kuhn: „In der Tat, Esperanto hat sein ureigenes Ziel bisher nicht erreicht!“ (S. 126), wobei durch eine unzulässige Personifizierung der Sprache davon abgelenkt wird, daß die Esperantisten ihr Ziel nicht erreicht haben, wobei Kuhn zudem unterstellt, daß dieses Ziel (der sog. „fina venko“, der Endsieg, d.h. die allgemeine weltweite Einführung des Esperanto) ausgemachtes Ziel aller Esperantosprecher sei. Dem ist jedoch nicht so.
Das Beispiel Konstanz zeigt wenig Glanz und viel Elend des Esperanto. Es hat den Anschein, daß es von der Zeit überrollt wurde.
Reinhard Haupenthal
Veröffntlicht bei ifb.bsz-bw.de unter
B KULTURWISSENSCHAFTEN
BD LITERATUR UND LITERATURWISSENSCHAFT
BDG Sonstige Sprachen und Literaturen
Esperanto; Volapük Deutschland Konstanz
11-1 Die Plansprachen Volapük und Esperanto in Konstanz :
Geschichte und lokale Ereignisse / Hans-Dieter Kuhn. – 1. Aufl. – Konstanz : Hartung-Gorre, 2010. – 132 S. : Ill. ; 22 cm. – (Hegau-Bibliothek ; 145). – ISBN 978-3-86628-357-2 : EUR 14.80 [#1637]
QUELLE
Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft
Das von Hauptenthal erwähnte Buch ist noch im Handel.
Der deutsche Esperanto-Buchversand hat es und hat Teile des Klappentext des Verlags übernommen. Beim Hartung-Gorre Verlag in Konstanz heißt es:
ISBN 978-3-86628-357-2.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen zur Schaffung einer Weltsprache im Zeitalter der Aufklärung und im 19. Jahrhundert gelang dem Litzelstetter Pfarrer Johann Martin Schleyer 1879 die Erfindung der ersten Weltsprache Volapük. Anfangs war der Erfolg der Sprache recht vielversprechend, doch schon nach wenigen Jahren meldeten sich Kritiker mit Verbesserungsvorschlägen zu Wort, und die leichtere Konkurrenzsprache Esperanto war bereits im Kommen. Volapük ging nach zwei Jahrzehnten unter. Esperanto hat sich, obgleich die Sprache nicht zur verbindlichen Weltsprache aufsteigen konnte, bis heute behauptet. Neben prägnanten Darstellungen über die Entwicklung der beiden Sprachen schildert der Autor die zahlreichen, bisher nicht erforschten Ereignisse, die in Konstanz und Umgebung diesbezüglich stattfanden. Er stellt diese in den Zusammenhang der allgemeinen und regionalen Geschichte. Einer der Schwerpunkte ist Schleyers Wirken in Konstanz auf dem Gebiet der Weltsprache, ein weiterer die Darstellung der kulturellen Entwicklung der Stadt während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung mit den zahlreichen Veranstaltungen der Esperantisten. Der Autor hat nach intensiven Forschungen viele bislang unbekannten Details zusammengetragen. Auch Fakten aus der neueren Zeit bis in die Gegenwart werden ausführlich behandelt, wie z. B. das kleine Esperanto-Zentrum des Hegaus, das Stockach in den 1980/90er Jahren war, und die Gründung der heutigen Esperanto-Gruppe Konstanz. Der Anhang enthält eine chronologische Übersicht und ein Literaturverzeichnis.
Es wird eine Buchbesprechung von Franz Hofmann im Jahrbuch HEGAU des Hegau-Geschichtsvereins, Band 71, 2014, S. 303-304. wiedergegeben, die weit weniger kritisch als der Verriß von Haupenthal ist.
Zu den „Plansprachen Volapük und Esperanto in Konstanz“ liegt damit eine umfassende Bearbeitung vor, die keine Wünsche offen lässt und zudem – das ist ja nicht selbstverständlich – gut zu lesen ist. Wer sich für das Thema interessiert, für den ist die Lektüre des Buches Pflicht. Zwar ist der Rezensent eher skeptisch, ob sich das Esperanto jemals als Weltsprache etablieren wird, doch soll diese Rezension mit denselben Worten enden, mit denen auch Hans-Dieter Kuhn sein Buch beschließt: „Vivu Esperanto!“
In der Liste von Gruppen in Baden-Würtemberg gibt es eine Adresse in Konstanz:
78459 Konstanz
Esperanto-Gruppe Konstanz
Kurs jeden Dienstag und Treffen jeden Samstag
Irmtraud Bengsch
07531 / 61094
Letzte Aktualisierung: 2013-01-03
Jubiläum 125 Jahre Esperanto in Konstanz
Zu einem fröhlichen Fest wurde der runde Geburtstag der Plansprache Esperanto (1887-2012), den der Esperanto-Verband Baden-Württemberg am 28. April 2012 im Kolpinghaus Konstanz beging.
Vollständiger Artikel und Bilder vom Esperanto-Tag Baden-Württemberg 2012 in unserer Fotogalerie.
Die Veranstaltung fand auch in der lokalen Presse Beachtung: