Gruss aus Paris

Es ist alles andere als Zufall, dass das Zamenhof-Fest in Paris am selben Tag (14. Dezember 2019) stattfindet, wie das Zamenhof-Fest in Berlin oder Wien.

Mit Paris verbindet Berlin eine besondere Beziehung: Ein Abkommen über die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Paris und Berlin wurde am 2. Juli 1987 im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin unterzeichnet. Dazu heisst es auf der Website des Senats: Die Partnerschaft wurde in dem Wunsch beider Städte begründet, die in der Geschichte verankerten Verbindungen zwischen den Metropolen zu verstärken und ihre Beziehung im Geiste der deutsch-französischen Freundschaft und der europäischen Identität zu vertiefen.

Diesem Anspruch werden die langjährigen Freundschaftlichen Kontakte gerecht, die zwischen den Esperanto-Freunde in Berlin und Paris bestehen. Eine nette Gemeinsamkeit 2019 ist, dass der in Berlin gefeierte Jonny M. (2017 und 2018 auf dem Esperanto-Platz in Neukölln, 2018 im Polnischen Institut) nun in Paris auftritt.

Raymonde Coquisart, die nicht nur in Paris für die Kontakte verantwortlich ist, sondern auch die Städtepartnerschaften (ĝemelurboj) für den Esperanto-Weltverband fördert, hat zu den Zamenhof-Festen ihre ganz persönlichen Erinnerungen an fünf Besuche in Berlin übermittelt.

Sie schreibt, dass sie in ihrem mehr als 40-jährigen Esperanto-Leben insgesammt fünfmal in Berlin war, unter anderem zum 84.  Esperanto-Weltkongress 1999 und erinnert sich speziell an die Familie Tautorat. Sie möchte gerne wieder Berlin besuchen, etwa zu einem Esperanto-Kongress, oder auch einfach so.

  • Antaù 40 jaroj, eble iom pli, mi deĵoris ĉe franca poŝto. Tie estis asocio pri ĝemeliĝoj inter pariza francaj poŝtoj kaj tiuj en Hamburgo kaj Berlino. Mi jam lernis Esperanton fine de 1972 kaj ege interesiĝis pri la mondaj kontaktoj. Tial havi pliajn rilatojn eksterlande multe allogis min kaj mi partoprenis vojaĝojn al tiuj du urboj. Mi foje renkontis la geesperantistojn kaj tiuj eventoj plifortigis la rilatojn inter ni.
  • Pere de la poŝtaj ĝemeliĝoj, mi vojaĝis 2 foje al Hamburgo kaj 2 foje al Berlino. Poste, mi ĉeestis la 58-an Germanan Esperanto kongreson en 1989, Silvestran Feston en 1989 kaj la 84-an UK en 1999. Do entute 5 vizitoj al Berlino … Renkontitaj geesperantistoj ofte estis niaj geamikoj Ge-Tautorat.
  • Dum tiuj 25 jaroj, mi kompreneble multon vizitis en Berlino kaj povis vidi la evoluon de la vivo en la urbo. Mia plej granda kaj profunda deziro estus denove vojaĝi al Berlino, prefere okaze de esperanto kongreson sed ne devige …. Eble iun tagon, mi esperu …. !!!

Vor fast 10 Jahren im Sommer 2010 erreichte das Motorboot »Esperanto« aus Berlin kommend die französische Hauptstadt und lag Anfang Juni mehrere Tage im Hafen »Arsenal« in der Nähe des Hauptquartiers der französichen Esperanto-Verbandes UFE. Es gab einen Abend, in dem sich ein Dutzend Esperanto-Freunde in der engen Kajüte des Motorboots drängten, weil das Wetter zu schlecht war um an Deck zu sitzen.

Nach dem fluchtartigen Aufbruch nahm die »Esperanto« den Weg die Seine hoch nach Moret-sur-Loing, wo Raymonde Coquisart wohnt. Sie konnte am Morgen des 12. Juni am Anleger des Ortes an Bord gehen und wenigstens die kurze Strecke zur nächsten Schleuse auf dem Canal-de-Loing nach Süden mitfahren.

Der Besuch der pariser Esperanto-Freunde auf dem Motorboot »Esperanto« im Hafen Arsenal.

Veröffentlicht unter Zamenhoffest | Verschlagwortet mit , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Montags am Viktoriapark – Dezember 2019 – Ostberlin-Brandenburger Esperanto-Frauenpower

Esperanto-Kulturabend im Esperanto-Laden, Katzbachstraße 25 (Kreuzberg, Vortrag und Diskussion in Esperanto – Für Gäste wird resümiert bzw. übersetzt.

Verkehrsverbindungen: U6, Buslinie 248 – Platz der Luftbrücke, Buslinien 104 und 140 – Dudenstraße/Katzbachstraße

2. Dezember 2019, 19.30 Uhr

“Ostberlin-Brandenburger Frauenpower in der Berlin-Brandenburger Esperanto-Sprachgemeinschaft” Gemeinsam schauen wir anhand vieler Fotos darauf, was Frauen aus Ostberlin und Brandenburg in der Berlin-Brandenburger Esperanto-Sprachgemeinschaft bewirkten.

Die Berliner Esperanto-Lehrerin  Hella Sauerbrey (1920-1981) bei einem Kurs 1980, Foto Fritz Wollenberg

Im Januar 2019 begann noch im Zentrum danziger50 zum Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht” in Deutschland eine Serie zu Frauen in der Berlin-Brandenburger Esperanto-Szene. Aus der Vielzahl der aktiven Frauen stellten wir vor bzw. erlebten: Wera Blanke, Judith Meyer, Ina Tautorat, Sabine Trenner, Lena Karpunina und Hildegard Stolpe.

Im März wurden Westberliner Frauen vorgestellt, unter ihnen Emmi Stox, die erste Frau an der Spitze der Esperanto-Liga Berlin. Ein Pendant dazu soll die Veranstaltung am 2. Dezember sein, mit der wir die Serie abschließen.

Hella Sauerbrey war nicht nur die erfahrenste Esperanto-Lehrerin in Ostberlin und unterrichtete dort an der Volkshochschule. Sie veröffentlichte Übersetzungen  und zahlreiche Rezensionen, gehörte ab 1976 dem Zentralen Arbeitskreis Esperanto an und wurde 1981 in den Zentralvorstand des DDR-Esperanto-Verbandes im Kulturbund gewählt. Auch in der Methodik-Kommission arbeitete sie mit. Nach ihrem Tod 1981 schrieb ihr französischer Freund Raymond Devendille “Leterojn al forestanta amikino” (Briefe an eine abwesende Freundin). In diesen Briefen wird ihre Persönlichkeit nochmal lebendig.

Wir werden aber auch auf Frauen schauen wie die Esperanto-Lehrerin und Übersetzerin Monika Ludewig, die Chemie-Ingenieurin Linde Knöschke, die sich schon ab 1968 in der ersten Jugendkommission des Zentralen Arbeitskreises Esperanto im Kulturbund engagierte und die langjährige Vorsitzende des Bezirksarbeitskreises Potsdam Hanna Scheffs.

Im Zusammenhang mit dieser Veranstaltungsserie sind schon einige Frauenbiografien in der Esperanto-Wikipedia ergänzt bzw. aktualisiert worden Das wird mit dieser Abschlussveranstaltung fortgesetzt.

Zum Treffen: Montags am Viktoriapark

 

Veröffentlicht unter Montags am Viktoriapark | Verschlagwortet mit | Hinterlasse einen Kommentar

Zamenhof-Fest 2019

Einladung zum Zamenhoffest der ELBB in Berlin: (PDF Esperanto Zamenhoffesto 2019)

Wie in den letzeten Jahren findes es in der Kiezspinne – Orangerie statt, Schulze-Boysen-Straße 38, D-10365 Berlin

Samstag, 14a Dezember 2019 – 15:00 – 19:00 h

mit der Ausstellung „10 Jahre Zamenhofpark

Vorläufiges Programm (Beiträge sind willkommen)

  • Begrüssung
  • Festvortrag „Esperanto-stacio“ in Halbe
  • Grussvorte von Gästen
  • Vorstellung von interessanten Büchern des Jahres 2019
  • Konzert mit Birke und Bertilo mit Alena (USA) | Video von NASK 2019
  • Halinka kantigas!

Während der ganzen Veranstaltung gibt es einen Büchertisch

Veröffentlicht unter Zamenhoffest, Fest, Kiezspinne | 2 Kommentare

Borgius Vision für einen Völkerbund

Im Jahr 1919 erschien als Nummer 9 in einer Reihe von »Flugschriften« des »Bundes Neues Vaterland« eine Schrift von Dr . Walter Borgius (*1870 in Frankfurt an der Oder) ein Text mit dem Titel »Der Völkerbund. Seine Kultur- und Wirtschaftsaufgaben«, die sich heute visionäre Beschreibung einer Entwicklung liest, die zumindest in Europa noch in Werden ist. Er schlägt ein Parlament und eine übernationale Verwaltung vor und erkennt klarsichtig, dass das zu Sprachproblemen führen wird.

In der Zeitschrift »Weltwirtschaftliches Archiv« 15. Bd. (1919/1920), pp. 430-432 hat  der Völkerrechtler Dr. Hans Wehberg (Berlin) die Schrift wie folgt kommentiert:

  • Borgius macht zunächst, im Anschluß an Erzbergers bekanntes Buch, dessen Grudgedanken ihm nicht radikal genug erscheinen.
    Vorschläge für die Organisation eines Völkerbundes. Die Minıster der auswärtigen Angelegenheiten aller Staaten sollen Stellvertreter ernennen, die im Haag zu einem internationalen Rat vereinigt werden sollen. Die bisherigen Gesandtschaften sollen dadurch überflüssig gemacht und die Verhandlungen von Staat zu Staat in einem Zentralpunkt geführt werden.
    Neben den internationalen Rat soll ein internationaler Parlamentsausschuß treten. Der Verfasser sieht ferner Grenzverschiebungen im späteren Völkerbund vor und tritt für eine radikale Abrüstung ein. Das internationale Heer zur Exekution soll nicht aus natioınalen Kontingenten zusammengestellt sein, sondern auf internationaler Grundlage organisiert werden. Weiterhin verlangt Verfasser die Einführung einer Weltsprache.
    Mit großer Schärfe versucht Borgíus schließlich den Nachweis zu erbringen, daß wir bisher keine Weltwirtschaft gehabt haben, sondern nur zwischenstaatliche Beziehungen zwischen den nationalen Volkswirtschaften.
    Das Ziel des Verfassers ist die möglichst umfassende Internationalisierung, insbesondere der Hochseeschiffahrt, des Post- und Telegraphenwesens. des Münzwesens, der Verteilung der wichtígstelı Rohstoffe, des Handels, der
    Kolonialverwaltung, der wichtigsten Versicherungszweige, des Auskunftswesens, der internationalen Rechtsverfolgung, des Patentwesens. des Ausstellungswesens usw. Es sollen also auf allen diesen Gehíeten keine nationalen Institute mehr bestehen bleiben, sondern Weltwirtschalftsämter, Weltpostämter usw. geschaffen werden. Borgius ist sich ganz klar darüber, daß dieses System schließlich zu einem Völkerbundesstaate führen und daher die Entwicklung über den Wilsonschen. Völkerbund hinausgehen wird. Diese Prognose erscheint mit zutreffend, doch wird nicht zu leugnen sein, daß sich gerade auf wirtschaftlichem Gebiet seine Ideen nur im Laufe langer Jahre werden verwirklichen lassen. Borgius geht durchaus eigene Wege. Seine Schrift ist daher weitgehende Beachtung wert.

Wehberg hat 1921 selbst einen Kommentar zur Satzung des Völkerbunds veröffentlicht und war  von 1924 bis  1962 der Herausgeber der Zeitschrift »Friedenswarte«, die von Alfred Hermann Fried begründet worden war.

Borgius erläutert im Abschnitt über Sprache seinen eigenen Werdegang und will das von ihm konstatierte »Scheitern der Weltsprachenbewegung« überwinden.

  • Ich bin weder „Esperantist“, noch „ldist“ (Reform-Esperantist), noch sonst Vertreter einer der zahlreichen Weltsprachensysteme. Im Gegenteil: Nachdem ich eine Reihe von Jahren hindurch eifriger Mitarbeiter erst des „Esperanto“, dann des „Ido“ gewesen war, habe ich schließlich die Überzeugung gewonnen, daß es auf diese ın Wege nicht geht. Immerhin stehe ich deshalb nicht dcm Gedanken einer künstlichen Neutralsprache grundsätzlich ablehnend gegenüber, bin vielmehr geneigt, die bisherigen Mißerfolge der Weltsprachenbewegung lediglich bestimmten Fehlern zur Last zu legen, die mir in der Weltsprachenbewegung entgegengetreten sind. Ihr bisheriger Mißerfolg liegt meines Erachtens hauptsächlich an zwei Umständen:

Er betrachtet die bisherigen Projekte als »Dilettantenarbeit« und macht sich damit bei Esperantisten keine Freunde. Seine umfassende Kritik an Esperanto hatte er 1908 mit  der Broschüre »Warum ich Esperanto verließ« veröffentlicht. Zuvor war er im Berliner Vorstand der Deutschen Esperantisten-Gesellschaft und trat zusammen mit weiter Vorstandmitgliedern wegen der »Reformunwilligkeit« der Deutschen Esperantisten zurück. Kurz zuvor hatte er noch in der Schrift »Das Weltsprache-Problem« die Vorzüge des Esperanto gerühmt.

Er fordert nun eine ernsthafte fachliche Herangehensweise von den Sprachwissenschaftlern, die sich mit wenigen (drei) Ausnahmen bisher nicht um das Problem gekümmert hätten. Zumindest einer der genannten (Jespersen)  hat es 1928 mit Novial versucht, das recht hübsch aussieht.

  • Zweitens aber hat die Sprachwissenschaft auf diesem wichtigen Gebiete bisher vollkommen versagt. Mit verschwindenden Ausnahmen vereinzelter Personen, die sich für die Bewegung interessierten [wie Schuchardt-Wien für das Volapük, Baudonin de Courtenay-Petersburg für das Esperanto, Jespersen~Kopenhagen für das Ido [Reform-Esperanto]]. haben die Sprachwissenschaftler aller Nationen dieser interessantesten Kulturerscheinung ihres Fachgebietes gegenüber nichts bezeigt, als den üblichen jede Berührung ablehnenden akademischen Dünkel gegenüber dem Nicht-Zunftgenossen, der an die Probleme der Zunftgelehrsamkeit zu rühren wagt, bzw., wo sie sich einmal mit der Frage befassen mußten, (wie z. B. Brugmann und Leskien auf Ansuchen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften) ihren Witz an einigen offenkundigen konkreten Mängeln gerieben, ohne dem Problem selbst irgendwie näher zu treten. [Ganz wie die Naturwissenschaftler gegenüber der Wünschelrute und dem Hypnotismus, die Techniker gegenüber der Luftschifffahrt) Hier wird der Völkerbund einzusetzen haben:
  • Er muß aus den wissenschaftlichen Neuphilologen aller Länder einen Sonderausschuß einsetzen, der mit der Aufgabe betraut wird, die bisherigen zahlreichen Entwürfe einer Neutralsprache zu prüfen; festzustellen, was an ihnen Gemeinsames und Brauchbares ist, was für Mängel und Grundfehler sie aufweisen, und endlich an der Hand der bislang im Laufe der Jahrzehnte gemachten Erfahrungen und Ergebnisse die Grundlagen für eine einwandfreie Internationalsprache zu schaffen. Dies ist keineswegs so schwierig und aussichtslos, wie der Laie auf den ersten Blick meint, wenn man nur erst einmal auf wirklich systematischem Wege und mit dem notwendigen wissenschaftlichen Rüstzeug an die Arbeit herangeht.

Aber bis dahin kann man übergangsweise weitermachen…..

  • Bis das Ziel erreicht ist, kann aber getrost das Esperanto oder Reform-Esperanto als provisoische Neutralsprache den Zwecken des Völkerbundes dienen

 

Veröffentlicht unter Frankfurt/Oder | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Montags am Viktoriapark – November 2019 – Bertha von Suttner (Vortrag)

Esperanto-Kulturabend im Esperanto-Laden, Katzbachstraße 25 (Kreuzberg, Vortrag und Diskussion in Esperanto – Für Gäste wird resümiert bzw. übersetzt.

Verkehrsverbindungen: U6, Buslinie 248 – Platz der Luftbrücke, Buslinien 104 und 140 – Dudenstraße/Katzbachstraße

4. November 2019, 19.30 Uhr

Bertha von Suttner – Zu Leben und Werk der ersten Friedens-Nobelpreisträgerin

Vortragender: Petr Chrdle, Autor des soeben erschienenen esperantosprachigen Buches “Sen laco por paco – Vivo kaj verko de Bertha von Suttner”. („Unermüdlich für den Frieden – Leben und Werk Bertha von Suttners“)

Petr Chrdle wird natürlich auch KAVA-PECH (Kongress- und Schulungs-Agentur von Petr Chrdle) vorstellen. Die Geschichte der 1991 gegründeten Agentur, die in Dobřichovice (Ĉeĥio) ihren Sitz hat und auch als Verlag tätig ist, beschreibt der Verleger selbst im KAVA-PECH-Blog. Bis 2017 hatte er schon mehr als 190 Buchtitel publiziert (80 in Esperanto, die anderen in Tschechisch, Englisch, Deutsch und Französisch

Vorbestellte Bücher bringt er mit nach Berlin.  Es besteht die Möglichkeit, Bücher des Verlags zu kaufen.

Berlin besucht der tschechische Verleger aus Anlass des Jubiläumsfestes der Esperanto-Gruppe Lietzensee, gegründet vor 40 Jahren unter Leitung von Hans Moser. Es findet statt am 6. November um 14.00 Uhr in der Trautenaustr. 6 (Berlino-Wilmersdorf).

Zum Treffen: Montags am Viktoriapark

Veröffentlicht unter Vortrag, Montags am Viktoriapark | Verschlagwortet mit , | Hinterlasse einen Kommentar

Werbung 1907

Bevor sich der Berliner Dr. Walter Borgius mit lautem Knall von Esperanto abwandte, hatte er 1907 eine der damals häufigen Propagandaschriften unter dem Titel »Das Weltsprache-Problem« verfasst.

Borgius ist einer der wenigen Esperantisten, die mit Frankfurt/Oder, der Stadt des Deutschen Esperanto-Kongresses 2020 in Verbindung gebracht werden können. Dort wurde er am 2. November 1870 geboren. Er studierte Volkswirtschaft, Jura und Philosophie in Tübingen, Berlin (bei Max Weber), Breslau (bei Werner Sombart) und Heidelberg.

Seine Promontion 1897 an der an der Universität Heidelberg hatte das faszinierende Thema »Die Fruchtmarktgesetzgebung in Kurpfalz im 18. Jahrhundert«. Es gibt eine Eintrag in der deutschen Wikipedia und sehr knapp in der Esperanto-Version.

Schon als Student war er politisch interessiert und veröffentlichte unter dem Pseudonym »Heinz Starkenburg« Beiträge in der Zeitschrift »Der sozialistische Akademiker« im Umfeld der Sozialdemokratie. Bleibenden Ruhm hat er sich durch eine Anfrage bei Friedrich Engels erworben, den er um eine Erklärung bat, was unter »ökonomischen Verhältnissen« zu verstehen sei. Engels antwortete am 25. Januar 1894 und das Schreiben wurde im Wortlaut in der Nummer 20, vom 15. Oktober 1895 (Seite 373/374 PDF) veröffentlicht. Das fand sogar Eingang in Marx-Engels-Werke (MEW) Bd. 39, S. 205–207.

Andere Beiträge von Borgius/Starkenburg in der Zeitschrift »Der sozialistische Akademiker« befassen sich mit Anarchismus und Freier Liebe. Die Zeitschrift war ursprünglich 1895 von Johann Sassenbach als »Organ der sozialistischen Studirenden und Studirten deutscher Zunge« gegründet worden. Zwei Jahre später kam es zu Differenzen und Sassenbach schied aus der Redaktion aus. Von da an führte Joseph Bloch die Zeitschrift unter dem Titel »Sozialistische Monatshefte« als Herausgeber bei neuer Zählung im Juli 1897 fort. Die Ausgaben sind in einer Datenbank der Friedrich-Ebert-Stiftung (mit Textsuche) zugänglich.

Von Heinz Starkenburg (Adresse: Mannheim) gibt es dann nur in Nummer 3 (1897) Seite 216 – 219 einen Beitrag mit dem Titel »Noch einmal Anarchismus und Sozialismus, aber nichts von Borgius.

Ein einziger Beitrag von Heinrich Peus. (1908), H. 6, S. 366 – 370 stellte »Die Welthilfssprache Esperanto« vor und es gab 1910 »Kritisches zur Weltsprachbewegung« von Franz Staudinger, wobei auch Esperanto explizit genannt wird.

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte Borgius eine Anstellung in Berlin als Geschäftsführer des „Handelsvertragsvereins“ in Berlin, später auch des „Deutsch-Französischen Wirtschaftsverbandes“ und des „Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsverbandes“ bis 1923.

Meyers Großes Konversations-Lexikon  von 1907 erläutert die Aufgabe dieser Organisation:

Damit hatte Borgius einen ganz handfesten professionellen Zugang zu den Sprachproblemen, die den internationalen Handel behinderten. Das zieht sich durch die Argumentation in seiner Schrift »Das Weltsprache-Problem«

Die dünne Broschüre war nicht in einem Esperanto-Verlag erschienen, sondern in der Reihe »Sozialer Fortschritt« m Verlag Felix Dietrich in Leipzig. In dieser Reihe hatte Borgius schon als Nummer 31/32 über »Handelspolitik und Handesverträge« geschrieben. In der Reihe veröffentlichten viele Wortführer der Bewegung, die sich für »Sozialen Fortschritt« in weitestem Sinne einsetzet. Darunter Adolf Damaschke, der Begründer der Bodenreformbewegung, der Friedensaktivist  Leopold Katscher (der 1902 auch eine Biografie von Bertha von Suttner verfasste), bzw deren Mitarbeiter und Esperanto-Pionier Alfred H. Fried. Es gab viele Vertreterinnen der Frauenbewegung (Henriette Fürth, Else Lüders, Alice Salomon, Adele Schreiber, Käthe Schirrmacher) und einigen davon ist Borgius später bei seinem Engagement für den „Bund für Mutterschutz“ begegnet.

Er war viele Jahre – relativ unbemerkt – im Vorstand und konnte sich offensichtlich aus den »Zickenkrieg« heraushalten, mit dem die Frauenrechtlerinnen versuchten ihre Position in dem Verein durchzusetzen. Die Initiative kam ursprünglich von der Dichterin Ruth Bré (Elisabeth Bouness), die aber  von dem Berliner Mehrheit im Vorstand bald an den Rand gedrängt wurde. In ihrer Dissertation (Matriarchale Utopien, freie Liebe und Eugenik (PDF).  Der Bund für Mutterschutz im Wandel zeitgenössischer Ideen und politischer Systeme) hat Julia Polzin den Einstieg und das Agieren von Borgus in den Bund für Mutterschutz auf den Seite 114 bis 344 untersucht.

Borgius hatte 1904 selbst vorgehabt einen »Verein zur Reform des gesamten Sexuallebens« zu gründen und war ziemlich enttäuscht, als ihm Ruth Bré  erklärte, dass sie diesen Verein schon gegründet hätte.

Julia Polzin schreibt:

  • Letztendlich erkannte Borgius das Potenzial des Bundes, ließ seinen Plan vom eigenen Verein fallen und bot Bré seine Mitarbeit an. Spätestens jetzt wird Borgius Bré wohl enthüllt haben, dass sich hinter  dem Pseudonym Heinz Starkenburg, den sie so häufig in ihren Schriften zitiert hatte, er selbst verbarg.
    Borgius alias Starkenburg wurde mit Meyer und Landmann bekannt gemacht. Borgius überzeugte sie, ihm die „fernere Propaganda (fast ausschliesslich in Berlin)“ zu überlassen.
    Dann plädierte Borgius dafür, den offiziellen Sitz, die Geschäftsstelle des Bundes in die Weltmetropole Berlin zu verlegen, statt ihn in der Provinz zu belassen.
    In Berlin sollte der BfM auch öffentlich groß eingeführt werden. Bei der Zusammenstellung einer offiziellen ErstunterzeichnerInnensliste drang Borgius darauf, diese ausschließlich mit prominenten Namen zu besetzen und Namen wie Metta Meinken und Heinrich Meyer davon zu streichen.
    Landmann, der mit Bré über konkrete Mütteransiedlungen in Eden korrespondierte, war einverstanden.

Zur Position von Borgius schreibt Polzin (Seite 114/115) unter Verwendung von Zitaten aus seiner Schrift »Die Ideenwelt des Anarchismus«, Leipzig 1904,

  • Auch forderte er die „absolute Autonomie der geschlechtlichen Persönlichkeit“ für Männer und Frauen. Das hieß für Borgius nicht nur die Zerschlagung der grundsätzlich verwerflichen Ehe, sondern auch der Familie, was der Idee Brés widersprach. Borgius’ Ziel war die „Atomisierung der Gesellschaft in freie Einzelindividuen“.
    Denn Ehe und Familie bedeuteten für AnarchistInnen Herrschaft und Ausbeutung der Geschlechtlichkeit und der Arbeitskraft der Schwachen: „Wem die Kuh gehört, dem gehört das Kalb.“ Das in sich widernatürliche, künstliche Konstrukt der Ehe töte zudem den eigentlichen Genuss des Liebeslebens, der auf den Hauptreizen des Neuen und des Überwindens von Widerstand respektive des Siegens bzw. des Besiegtwerdens basiere. Die „brutale Unzweckmäßigkeit“ der Ehe erschließe sich auch aus der unterschiedlichen physiologischen Veranlagung der Geschlechter: der „aufs äußerste beschränkten Fortpflanzungsfähigkeit“ der Frau und der nahezu un-
    beschränkten Zeugungsfähigkeit des Mannes.
    Zudem sei es unmöglich, erklärte Borgius, dass ein einziger Mensch alle sexuellen, emotionalen, sozialen und geistigen Bedürfnisse eines anderen dauerhaft erfüllen könne. Nach der Zerschlagung der sozialen Herrschaftsstrukturen spreche nichts gegen das Zusammenleben freier Individuen, so lange sie wollten, eventuell auch per Vertrag in den jeweiligen Einzelbereichen. Von weniger streng reglementierten Eheformen oder von der freien Liebe hielt Borgius aber nichts! Denn das Wesen
    der Ehe, das monogamische Prinzip (dieses staatlich eingebläute „hohle Heiligenbild“, dieser „Spuk“), bleibe auch bei leichter zu lösenden Arrangements erhalten.
    Die Freiheit der Frau ließe sich nur durch deren allgemeine Berufstätigkeit oder eine gesellschaftlich organisierte bedingungslose Existenzgrundlage als Gegenleistung zu ihrer Gebär-, Still- und Erziehungsleistung verwirklichen.

Inwieweit seine Ehefrau damit einverstaden war, ist leider nicht überliefert. Beim Esperanto-Kongress in Dresden findet man ihn jedenfalls in der Teilnehmerliste unter Nummer 1024 mit einer Hedwig(1025) im selben Quartier in der Dresdener Lockwitzerstrasse 16 (Strehlen) (Haus 3 bis 7 sowie 14 bis 26 denkmalgeschützte Wohnhäuser der Zeit um 1900 in geschlossener Bebauung, die sowohl im Jugendstil als auch im Stil der Neurenaissance gehalten sind und reichen plastischen Schmuck haben. Die Häuser 14 und 16 wurden 1905 von Schlossermeister Franz Wagenlöchter aus Dresden-Neustadt nach Plänen seines Bruders Wilhelm erbaut. Beide Gebäude sind dreigeschossig. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut. Bemerkenswert sind „[d]ie für Dresdner Verhältnisse recht ausgefallenen Fassaden der Wohnhäuser“,[4] so ist die Gestaltung des Eingangsbereiches Nummer 14 mit darüber befindlichem Balkon und Konsolen bemerkenswert; die Fassade zeigt Porträtreliefs. Ein Gutachten der Dresdner Baupolizei beanstandete ausschließlich die Dimensionierung und die Gestaltung der Dachaufbauten, die zum Beispiel am Haus Nr. 16 mit Ranken im Jugendstil geschmückt sind. Der Gestaltungsstil wurde jedoch von dem Amt akzeptiert und das Gebäude am 8. Dezember 1904 in dem Gutachten als zulässig betrachtet.)

 

Die Familie Borel hatte sich offensichtlich schon viel früher angemeldet.

Ausstieg aus Esperanto

Kurz nach dem Kongress in Dresden war es mit den Sympathien für Esperanto zuende. Borgius veröffentliche eine Abrechung mit Esperanto, in der er hauptsächlich die Reformunwilligkeit der führenden Persönlichkeiten anprangerte.

Druckerei und Verlag waren Liebheit & Thiese in Berlin, wo auch seine handelspolitischen Veröffentlichungen erschienen.

Borgius blieb politisch aktiv. Neben seiner Tätigkeit im Vorstand des „Bund für Mutterschutz“ stand er in Kontakt mit oppositionellen Kräften während des Ersten Weltkriegs. Er hatte aus gesundheitlichen Gründen eine Einberufung vermeiden können.

Bund neues Vaterland

Er wird unter den Mitglieder des Bund Neues Vaterland genannt, der  die bedeutendste deutsche pazifistische Vereinigung im Ersten Weltkrieg (am 16. November 1914 gegründet) war. Er hatte seinen Sitz in der Tauentzienstraße Nr. 9 (Charlottenburg?). Bis 1922 waren es nur etwa 200 Mitglieder, darunter aber illustre Namen.

Ende 1918 gab sich der Bund ein neues Grundsatzprogramm, in dem es hieß: „Der Bund Neues Vaterland ist eine Vereinigung, um ohne Verpflichtung auf ein bestimmtes Parteiprogramm an dem Aufbau der deutschen sozialistischen Republik auf demokratischer Grundlage und darüber hinaus an dem großen Werke der Völkerverständigung mitzuarbeiten.“

Trotz dem Bekenntnis zum »großen Werke der Völkerverständigung« scheint es keine erkennbaren Kontakte zur Esperanto-Bewegung gegeben haben, die über gewisse Sympathien von einzelnen Persönlicheiten hinausgehen.

 

 

 

 

 

4 Treffer zu starkenburg im Register Stichwort(5.10.2019)

Die Soziologie des ökonomischen Materialismus / [Heinz Starkenburg]. – [Electronic ed.].
In: Der Sozialistische Akademiker. – 1(1895), H. 11, S. 193 – 196
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006
Das Dokument im HTML-Format

Agrar-Programm und Land-Agitation / [Heinz Starkenburg]. – [Electronic ed.].
In: Der Sozialistische Akademiker. – 1(1895), H. 17, S. [309] – 311
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

Freie Liebe : Weiteres zur Debatte über das sexuelle Problem / [Heinz Starkenburg]. – [Electronic ed.].
In: Der Sozialistische Akademiker. – 2(1896), H. 4, S. 227 – 229
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

Noch einmal Anarchismus und Sozialismus / von Heinz Starkenburg. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 1 = 3(1897), H. 4, S. 216 – 219
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

1 Treffer zu esperanto im Register Stichwort(5.10.2019)

Die Welthilfssprache Esperanto / Heinrich Peus. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 12 = 14(1908), H. 6, S. 366 – 370
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

2 Treffer zu Ihrer Suchanfrage
Stichwort: Weltsprache erzeugt am 5.10.2019

Zur Geschichte der Weltsprachebewegung / Franz Staudinger. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 14 = 16(1910), H. 3, S. 192 – 197
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006
Das Dokument im HTML-Format

Kritisches zur Weltsprachebewegung / Franz Staudinger. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 14 = 16(1910), H. 5, S. 315 – 319
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006
Das Dokument im HTML-Format

 

Veröffentlicht unter Geschichte, Borgius | Hinterlasse einen Kommentar

Esperanto 2019 bei Pol’and’Rock

Es gab auch 2019 wieder das “Esperanto-Dorf” beim Festival Pol’and’Rock einige Kilometer jenseits der Oder in Kostrzyn (knapp 100 km von Berlin und mit der Regionalbahn leicht zu erreichen). Das “Esperanto-Dorf” war wieder direkt beim Haupteingang.

Die Einladung war schon unter dem Titel Festival mit Esperanto-Dorf vor dem Sommer verbreitet worden.

Halina Komar, die massgeblich an der Organisation beteiligt war, hat darüber einen Bericht in der Zeitschrift  »juna amiko« geschrieben, von der das Thema sogar für das Titelbild ausgewählt wurde. Sie spricht von insgesammt 800.000 Besuchern.


Der Bericht ist in der Ausgabe 160 (3/2019) auf den Seiten 18/19. erschienen



Es gab Esperanto-Unterricht (Stano Marĉek) mit je  drei einstündigen Kursen morgens und  am Nachmittag und Vorträge von  Kamil Dudkowski über kostensparendes Reisen durch die ganze Welt.

Das »Esperanto-Dorf« ist aus den letzten Jahren als gastfreundlicher Ort bekannt und einige Besucher aus den letzten Jahren waren wieder gekommen.

Veröffentlicht unter Pol'and'Rock Festival, Fest, Polen, Kostrzyn | Hinterlasse einen Kommentar

Protokoll zur Mitgliederversammlung 2019-08-17

Protokoll zur Mitgliederversammlung am 17. August 2019 im Netz:

Protokoll – MV 2019-08-17

R. Schindler

Veröffentlicht unter Ronald Schindler | Hinterlasse einen Kommentar

Montags am Viktoriapark – Thema Oktober 2019

Ab 7. Oktober 2019 werden die Themenabende (bis April 2019 in der danziger50) als Esperanto-Kulturabende am Viktoriapark fortgeführt.

„Montags am Viktoriapark“ heißt es dann an jedem ersten Montag im Monat um 19.30 Uhr. Treffpunkt ist der Esperanto-Laden in der Katzbachstraße 25 (Kreuzberg)

Die Kreuzberger Katzbachstraße grenzt unmittelbar an den Viktoriapark und das Willy-Kressmann-Stadion.

Vekehrsverbindungen: U6, Buslinie 248 – Platz der Luftbrücke, Buslinien 104 und 140 – Dudenstraße/Katzbachstraße

7. Oktober 2019, 19.30 Uhr

Rückblick auf das Jubiläum „10 Jahre Zamenhofpark“ in Berlin-Lichtenberg am 9. August 2019 mit Fotos und Filmausschnitten

Der neue Schaukasten im Zamenhofpark wird enthüllt.
Foto: Anna Gamaleya

Im Esperanto-Laden in der Katzbachstraße 25 befindet sich seit 2015 die Geschäfts- und Informationsstelle des Deutschen Esperanto-Bundes und der Deutschen Esperanto-Jugend. Er wurde auch schon als Treffpunkt und Aktionsraum genutzt.

Ab Herbst 2019 wird die Bibliothek der Esperanto-Liga Berlin-Brandenburg hier zugänglich sein, und die Donnerstagsrunde (bisher in Charlottenburg bei Gerd Bussing) wird sich ebenfalls hier treffen.

 

Veröffentlicht unter Vortrag, Montags am Viktoriapark | Verschlagwortet mit , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Esperantoplatz – August 2019 – ein Sommerfest für den Klimaschutz

Rückblick auf das 7. Sommerfest auf dem Esperantoplatz am 28.8.2019

Klimaschutz spricht viele Sprachen – das wurde gleich beim „Willkommen auf dem Esperantoplatz“ klar. Es erklang zuerst in Deutsch und in Esperanto und wurde dann von am Fest Teilnehmenden in Polnisch, Englisch, Französisch, Kroatisch, Türkisch, Italienisch, Spanisch und Lettisch über den Platz gerufen.

Worum es bei diesem Fest ging, war für Neuankömmlinge sofort sichtbar, denn viele von den ca. 100 Festteilnehmerinnen und –teilnehmern – 20 davon sprachen Esperanto, hatten bald die Buttons am Stand des Quartiersmanagement Richardplatz Süd hergestellt und angesteckt.

In diesem Jahr waren der Verein Yopic e.V., die Esperanto-Liga Berlin-Brandenburg (ELBB) und das Interkulturelle Theaterzentrum (itz) die Veranstalter des Sommerfestes.

In ihrer Begrüßungsansprache  erläuterte die Vereinsvorsitzende Dr. Doris Habermann, wie Yopic e.V. mit seinem Projekt „Be Inspired“ zum nachhaltigen Klimaschutz in Neukölln beiträgt. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative.

Der Vorsitzende der ELBB Ronald Schindler verwies darauf, was durch koordiniertes Handeln der an den Sommerfesten auf dem Esperantoplatz Beteiligten möglich wurde.

Gabriele Bassow verband ihre Wünsche für ein schönes Fest mit der Einladung an Kinder und Jugendliche, die Angebote des Interkulturellen Theaterzentrums am Esperantoplatz noch stärker zu nutzen.

 

Dann lief ein buntes Programm ab, moderiert von Sofie Koscholke von Yopic e.V. und Fritz Wollenberg von der ELBB und eröffnet durch den Esperanto-Reggae-Sänger Jonny M, der zum dritten Mal auf dem Esperantoplatz auftrat und es wieder verstand, das Publikum im Alter von 5 bis 90 zu begeistern.

“Veganaj homoj manĝas ne la bestojn” – Vegane Menschen essen keine Tiere – war seine erste musikalische Botschaft an diesem Tag, ein Plädoyer für die Achtung des Tierwohls, die Einschränkung des Fleischkonsums und damit die Vermeidung der negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Im Internet kann man ihn in einem Videoclip mit diesem Lied nochmal erleben.

Ein Höhepunkt des diesjährigen Festes war die Einweihung der Klimaschutz-Stelen auf dem Esperantoplatz. Sie wurden im Projekt „Kool im Kiez – Lokaler Klimaschutz im Richardkiez“ (Förderung durch das Quartiersmanagement im Rahmen des Programms Soziale Stadt) durch den Träger AG URBAN geschaffen.

Der Stadtplaner Dipl.-Ing. Michael Pinetzki erklärte den Sinn dieser neuen Installation auf dem Esperantoplatz.

Die farbige Grafik gibt Auskunft über die Entwicklung von Temperatur, Niederschlagsmengen und CO2-Gehalt der Luft global, in Deutschland und Berlin. In einem der beiden Schaukästen findet sich das bekannte Plakat über den Esperantoplatz, das früher im inzwischen abgebauten Schaukasten zu sehen war, aber auch Informationen zur Bedeutung der Stelen. Sie symbolisieren die 10 Bäume auf dem Esperantoplatz, und wir erfahren, dass diese 10 Bäume den Sauerstoff für 20 Personen produzieren. Grafisch dargestellt sind noch weitere Zusammenhänge.

Safak Yildiz vom Bezirksamt Neukölln, Koordinierung des Quartiersmanagements, würdigte das Engagement für das Fest und den Klimaschutz, insbesondere aber die Arbeit der AG URBAN im Rahmen des Projektes „Kool im Kiez“, durch die die neue Installation auf dem Esperantoplatz möglich wurde. Mit dem Zerschneiden des Bandes übergab sie die Klimaschutz-Stelen der Öffentlichkeit.

Unter dem Motto „Rede Klartext unter der Zamenhof-Eiche!“ äußerten sich Anwohner zur Situation um den Platz. Eine Mädchengruppe unter Leitung von Michelle drückte ihre Gedanken zum Klima zuerst im Tanz aus. Dann sagten die Mädchen aus der Löwenzahn-Grundschule noch ganz deutlich, wie einfach jeder täglich zum Klimaschutz beitragen kann. Der Auftritt dieser Gruppe und die Percussion von Ricardos  Gruppe mit selbst gebauten Upcycling-Instrumenten waren in Kooperation von Yopic e.V. und itz entstanden.

Dank der Vermittlung des Elterncafés der Löwenzahn-Grundschule und der Bänke und Tische der Kirche St. Richard gab es auch wieder ein Café auf dem Platz, von dem aus Besucherinnen und Besucher bei Kaffee und Kuchen und/oder nichtalkoholischen Getränken das Programm auf dem Sternmosaik verfolgen konnten bis hin zu den abschließenden musikalischen Beiträgen der Band „QUERBEET (KLEZMER & MEHR)“.

Mit dem Träger Kiez & Natur wurde während des Festes auch gegärtnert. „Empowerment für Umweltbewusstsein“ heißt das ebenfalls durch das QM geförderte Projekt, in dessen Rahmen Baumscheiben und kleine Grünflächen gemeinsam mit den Bewohner*innen betreut werden.

Der Workshop „Kosmetik selbst gemacht“ am Stand von Yopic e.V. fand viele Fans, ebenso wie der Esperanto-Informationsstand, der Stand des QM und der der Kiezhausmeister mit ihrem Lastenfahrrad und ihren Angeboten Einige schauten sich auch diesmal in der geöffneten Kirche St Richard um.

Die fantasievoll geschminkten Gesichter der Kinder verrieten, dass das itz mit seiner Schminkaktion ankam.

Die schöne Atmosphäre des Festes mit seinen besonderen Inhalten entstand durch das Zusammenwirken von Anwohnern, Vereinen und Institutionen rund um den Esperantoplatz, zu denen der AWO-Jugendclub „Die Scheune“ und A-Z Hilfen gehören. Trotz schwieriger Situation war A-Z Hilfen wesentlich an der Vorbereitung des Festes beteiligt. Im Hintergrund sorgte Klemens vom itz dafür, dass Musik und Sprache alle auf dem Platz in guter Qualität erreichte. Finanziert wurde das Fest aus dem Aktionsfond des Quartiersmanagements Richardplatz Süd bzw, dem Projekt Empowerment für Umweltbewusstsein von Kiez & Natur im Rahmen des Programms Soziale Stadt sowie durch den Verein YOPIC e.V.

Text: Fritz Wollenberg, Fotos: Victoria Casodino und Fritz Wollenberg

Eine Seite aus dem Gästebuch des Festes

 

Veröffentlicht unter Fest, Esperantoplatz | Verschlagwortet mit , , , , | 1 Kommentar