Ausstellung zum Zamenhofpark in der Orangerie Lichtenberg

Der Zamenhofpark im Juni 2019 mit dem spektulären Rondell.
Foto: Fritz Wollenberg

Vom 19. November bis 14. Dezember 2019 wird die Ausstellung „10 Jahre ZamenhofparkEsperanto-Kultur in Berlin-Lichtenberg“, gestaltet durch die Esperanto-Liga Berlin in Zusammenarbeit mit dem Museum Lichtenberg im Stadthaus, auf der Galerie im Vestibül der Orangerie Lichtenberg (Kiezspinne), Schulze-Boysen-Straße 38, zu sehen sein.

Das Vestibül der Orangerie mit der Galerie
Foto: Fritz Wollenberg 2014

Das Jubiläum wurde am 9. August mit der Ausstellungseröffnung im Rathaus Lichtenberg eingeleitet. Die Ausstellung war dort bis zum 6. September zu besichtigen.

Ausstellungstafeln im Rathaus Lichtenberg
Foto: Fritz Wollenberg

Das Zamenhoffest der Esperanto-Liga Berlin-Brandenburg am 14. Dezember in der Orangerie (Lichtenberg) ist zugleich die Finissage der Ausstellung.

Auf 11 Tafeln wird anhand von historischen Fotos aus dem Museum Lichtenberg und Plänen zur gärtnerischen Gestaltung des Areals aus dem Straßen- und Grünflächenamt die interessante Geschichte des hübschen kleinen Parks zwischen Rosenfelder, Einbecker Straße und Marie-Curie-Allee dargestellt und, illustriert durch Fotos und Dokumente, gezeigt, wie Esperanto-Kultur in Lichtenberg zu verschiedenen Zeiten gepflegt wurde. Die 12. Tafel präsentiert die Sprache Esperanto im Überblick.

Themen der Ausstellungstafeln:

Ein Park entsteht am Friedrichsfelder Grenzgraben

Wie kam der Park zu seinem Namen?

Bürgerinnen und Bürger in ihrem Park

Das Esperantohaus in der Einbecker Straße

Esperanto-Kultur in der Partnerstadt Kaliningrad

Wir und Bialystok – die Geburtsstadt Zamenhofs

Zamenhofpark und Esperanto-Kultur in Leeuwarden

Die Esperanto-Gruppe in der Frankfurter Allee 285

Von Lichtenberg nach New York – der Verlag Mondial

Dänisch-Deutsch-Polnischer Esperanto-Kongress 2012

Hier tagt die Gesellschaft für Interlinguistik

Die Sprache Esperanto im Überblick

Etwas detaillierter wird die Ausstellung hier vorgestellt.

Fritz Wollenberg

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Wissenschaftler an der FU

Anfang November fand an der FU Berlin (Freie Universität in Berlin) eine wissenschaftliche Tagung mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 7. November statt. Sie wurde unter dem Titel »Das Ende von Babel?« mit dem Text  angekündigt.

  • Wie können wir bei über 6000 unterschiedlichen Sprachen auf der Welt eigentlich miteinander kommunizieren?

Auf dem Podium war unter anderem Federico Gobbo, der mit »Interlinguistik und Esperanto, Universiteit van Amsterdam« eingeführt wurde.

Es gab ein Interview mit Prof. Simon zu dieser Tagung in RBB Kultur und es wird eine Sendung im Deutschlandfunk Ende November (27. N0vember 2019, 19:05) geben.

Zum Inhalt der Diskussion heisst es:

  • Sollten wir alle als Zweitsprache eine Sprache sprechen, die leicht zu erlernen und für alle Menschen neu ist? Dafür plädieren Verfechter des Esperanto, einer Plansprache, die bereits im 19. Jahrhundert entwickelt wurde.
  • Oder sollten wir auf eine bestehende Sprache zurückgreifen und diese als „Weltsprache“ deklarieren, wie es mit dem Englischen der Fall ist?
  • Oder ist es vielleicht gar nicht mehr nötig, eine gemeinsame Sprache zu haben, da wir dank Künstlicher Intelligenz und maschinellen Übersetzungsprogrammen auch mittels unterschiedlicher Sprachen miteinander kommunizieren können?

Nach dem Bericht eines Teilnehmers (auf Esperanto in der Esperanto-Version dieses Beitrags).

Demnach konnten bei der Podumsdiskussion etwa 100 Teilnehmer gezählt werden (darunter fünf Esperanto-Sprecher) darunter der polnische Botschafter Andrzej Przyłębski, der mit der provokativen Forderung nach »Esperanto statt Englisch« im Sommer 2019 von der Presse zitiert worden war.

In dem Bericht heisst es, dass die Professoren der auf Latein basierten Sprachen sehr positiv auf Esperanto reagiert hätten und gar gefragt hätten »Warum sprechen wir eigentlich nicht alle Esperanto?«

Ein nicht namentlich genannter Professor, Spezialist für Englisch, soll angemerkt haben, dass die EU ja Esperanto als erste Sprache für alle Schüler einführen könne, wenn sie den Mut dazu hätte. Das sei nicht das, was man von einem Anglisten normalerweise erwarte.

Es gäbe offensichtlich mehr Unterstützer des Esperanto, zu denen aber die Espeanto-Community keine Verbindung hätte.

Weitere Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren:

  • Barbara Seidlhofer
    (Englisch als Lingua franca, Amerikanistik und Anglistik, Universität Wien)
  • Josef van Genabith
    (Multilinguale Technologien, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Saarbrücken)

Moderation: Matthias Hüning & Horst Simon (Freie Universität Berlin)

  • Begrüßung:
    Anita Traninger (Stv. Sprecherin Dahlem Humanities Center, Freie Universität Berlin
  • Georg Bertram (Dekan des FB Philosophie und Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin)

Prof. Horst Simon wurde am 4. November von  RBB Kultur zu der Tagung befragt.

Mitschnitt in der Mediathek als MP3-Datei 5 MB ca. 6:30 min

Sein Gebiet sei zwar die historische Sprachwissenschaft, aber er blicke auch in die Zukunft. Er spricht sich ausdrücklich für Englisch aus, weil es so einfach sei und weil der englische Kulturraum mächtig sei. Aber das könne sich ändern.

Es wird direkt nach Esperanto gefragt und Prof. Simon brilliert mit solidem Wissen über die Geschichte im 20. Jahrhundert und die aktuelle Zahl von Esperanto-Sprechern. Er weiss sogar, dass es Muttersprachler gibt und Esperanto heute in Familien gesprochen wird.

Die zweite Hälfte des Gesprächs dreht sich um den Niedergang von Latein und Griechisch zugunsten von Nationalsprachen und die Rolle der Künstlichen Intelligenz.

Dann wird zu der Verantstaltung an der FU eingeladen, die insgesamt öffentlich sei, darunter wird explizit ein Esperanto-Kurs erwähnt.

 

 

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Neustart Herbartstrasse

Gerade hat die Gruppe Lietzensee ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert und schon geht es weiter: Das Haus in der Herbartstrasse 25, das jahrzehntelang von Hans Moser geleitet wurde, hat einen neuen Träger: Das Rote Kreuz, Landesverband Berlin (Pressemitteilung 20. Juni 2019). Es soll zu einem Mehrgenerationenhaus werden.

Die neue Leitung konnte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es weiterhin eine Esperanto-Gruppe geben wird, welche die lange Tradition fortsetzen wird. Aber vermutlich mit anderen Teilnehmern. Vorläufig werden die Treffen jeweils

Montags von 14 bis 16 Uhr im Kaminzimmer

stattfinden. Allerdings gibt es einige Änderung zu früher. Da das Haus grundlegend renoviert wurde, befindet sich der Eingang jetzt an der Seite.

Die Eröffnung wird am 16. Dezember 2019 (nach 160. Zamenhofs-Geburtstag) stattfinden und wird sich um Leben und Werk des Begründers von Esperanto drehen.

Auch beim Konzept wird es Änderung geben. Es wird an die Arbeit von Alberto Flores angeknüpft, der in Brasilien in Volta Redonda (RJ)  unter dem Stichwort »Esperanto als Therapie« in einem Zentrum für Gesundheitsvorsorge von Senioren Kurse ageboten hat. Er berichtete darüber in der »revuo Esperanto« des Esperanto-Weltbundes UEA auf Seite 85 (2011).

Dr. Teruel m Esperanto-Park August 2019

Die wissenschaftliche Betreuung übernimmt Frau Dr. Encarna Teruel (HELIOS Klinik Hohenstücken Neurologisches Rehazentrum), die selbst seit vielen Jahren Esperanto spricht. Sie ist Fachdelegierte des Esperanto-Weltverbands und moderierte am 9. August 2019 die Festveranstaltung zum 10-jährigen Jubiläums des Zamenhof-Parks in Lichtenberg.

 

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40 Jahre Hans Moser

Hans Moser nach 40 Jahren Esperanto-Gruppe

Bis auf den letzten Platz besetzt war der Festsaal im »Seniorenheim Trautenaustrasse« am 6. November 2019 als Hans Moser zum 40-jährigen Jubiläum der »Esperanto-Gruppe Lietzensee« eingeladen hatte. Es waren alte Freunde und Weggefährten gekommen, darunter aus Tschechien der Verleger Petr Chrdle. Er überbrachte Grüsse vom Esperanto-Museum in Svitatiy, das Hans Moser selbst 2018 besucht hatte.

In seinem reich bebilderen Vortrag berichtete Hans Moser, wie er als Leiter des Nachbarschaftshauses Lietzensee 1979 die Esperanto-Gruppe mit neun Teilnehmern ins Leben gerufen hatte. In den folgenden Jahren baute die Gruppe ihre internationalen Konktakte aus, machte Reisen und liess kaum einen Esperanto-Weltkongress in Europa aus (Antwerpen 1982, Rotterdam 1988,  Prag 1996,  Bialystok 2009). Natürlich begrüsste die Gruppe auch beim Esperanto-Weltkongress in Berlin 1999, der im ICC quasi um die Ecke stattfand, die Freunde aus dem Ausland.

Gegenseitige Besuche gab es mit den Esperanto-Freunden in Trento (Trient), eine der Städtepartnerschaften von Charlottenburg.

Der Nachmittag war, wie es in der Esperanto-Grupe Lietzensee üblich war, reich mit Musik garniert. Zuweilen griff Hans Moser selbst in die Tasten und begleitete den Chorgesang.

Er hatte einen alten Text seines dänischen Freundes Kai Henriksen kopiert, der eine Esperanto-Fassung der Lied von »Lili Marlen« geschrieben hatte:

  • Sur la ŝip’ maristo sole sentas sin
    Dum en la haven’ knabin’ atendas lin.
    Noktojn plenĝuajn spertis li
    en haven’ kun ŝi. Lili,
    //: kun ŝi, Lili Marlen. ://

Zu den Lieder gehörten Klassiker, wie »Vivu la verda stel’« oder »Migrado mia korplezur’ (Das Wandern ist des Müllers Lust)« und zum Abschluss die »Eŭropa Himno« (Kantu kune amikaro, ni la ĝojon festas nun, nek rivero, nek montaro plu landlimoj estas nun’). Hans Moser hatte selbst die Übersetzung eines bekannten Liedes beigesteuert  (Wahre Freundschaft):

  • Amikeco daŭras eterne
    ankaŭ se ĝi estas for!
    Amikeco vivas je interne –
    ne forgesas fidelon la kor’Se la ŝtonoj portas viton
    kaj elfluas freŝa vin’;
    Kiam morto prenos la vivon
    ĉesos mi fideli vin.

Grüsse

Ronald Schindler (1. Vorsitzender) gratuliert im Namen der Berlin-Brandenburger Esperantisten.

Dr. Phillip Sonntag von Esperanto-Liga Berlin, deren Unterorganisation die Esperanto-Gruppe Lietzensee über vier Jahrzehnte war, gratulierte mit einer Deklamation im Namen des Vorstands auf Deutsch und Esperanto. Der Vorsitzende Ronald Schindler überreichte Blumen und ein Buche.

„Ich gratuliere insbesondere der Leitung der Lietzensee-Gruppe, das ist, für diese sensationell lange Zeit, Leitung und Umsicht von Hans Moser! Mi gratulas al la estraro de la Grupo Lietzensee, por sensacie longa tempo, la saĝan gvidadon de s-ro Hans Moser.
Die Gruppe lebt genau das, was L Zamenhof schon immer wollte: Harmonie in Bialystok, und weil es so einfach, so offensichtlich ist, war er ein Hoffender, der erste Esperantist: Esperanto sollte für die ganze Welt geeignet sein!

Und das wurde in Berlin angewandt, mit Gründung der Gruppe durch Hans Moser am 13. Juni 1977.

La grupo vivas ĝuste tion, kion Zamenhof jam ĉiam volis:

harmonio en Bjalistoko, kaj ĉar tio estas tiel simpla, tiel evidenta, li estis homo, kiu esperas: Esperanto taŭgu por la tuta mondo!

La ideo pri formado de Esperantogrupo estiĝis jam je la dektria de junio Mil-novcent-sepdek-sep. Tio estis la unua tago de Hans Moser kiel estro de la maljunula centro.

 

Auch Ulrich Brandenburg, der Vorsitzende des Deutschen Esperanto-Bundes überbrachte Glückwünsche.

Hans Moser und Aleksandr Danko

Zum musikalischen Rahmenprogramm gehörte ein Konzert der Akordeon-Virituosen Alekstandr Danko. Er brillierte zusammen mit Hans Moser auf dem Bajan, einer russischen Variante des Knopfakkordeons. Lange ist es her, dass er 1995 nach Berlin kam und seitdem allein und in verschiedenen Ensembles auftritt. Darunter auch im Klezmer-Bereich mit anderen Esperantisten (Harrys Freilach, wovon die Gruppe »Klezmorim Sennomaj« befruchtet wurden, die beim Esperanto-Treffen ARKONES in Poznan aufgetreten ist.

So hört sich Danko an: http://www.aldanko.de/Musik/Danko01.mp3

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Gruss aus Paris

Es ist alles andere als Zufall, dass das Zamenhof-Fest in Paris am selben Tag (14. Dezember 2019) stattfindet, wie das Zamenhof-Fest in Berlin oder Wien.

Mit Paris verbindet Berlin eine besondere Beziehung: Ein Abkommen über die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Paris und Berlin wurde am 2. Juli 1987 im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin unterzeichnet. Dazu heisst es auf der Website des Senats: Die Partnerschaft wurde in dem Wunsch beider Städte begründet, die in der Geschichte verankerten Verbindungen zwischen den Metropolen zu verstärken und ihre Beziehung im Geiste der deutsch-französischen Freundschaft und der europäischen Identität zu vertiefen.

Diesem Anspruch werden die langjährigen Freundschaftlichen Kontakte gerecht, die zwischen den Esperanto-Freunde in Berlin und Paris bestehen. Eine nette Gemeinsamkeit 2019 ist, dass der in Berlin gefeierte Jonny M. (2017 und 2018 auf dem Esperanto-Platz in Neukölln, 2018 im Polnischen Institut) nun in Paris auftritt.

Raymonde Coquisart, die nicht nur in Paris für die Kontakte verantwortlich ist, sondern auch die Städtepartnerschaften (ĝemelurboj) für den Esperanto-Weltverband fördert, hat zu den Zamenhof-Festen ihre ganz persönlichen Erinnerungen an fünf Besuche in Berlin übermittelt.

Sie schreibt, dass sie in ihrem mehr als 40-jährigen Esperanto-Leben insgesammt fünfmal in Berlin war, unter anderem zum 84.  Esperanto-Weltkongress 1999 und erinnert sich speziell an die Familie Tautorat. Sie möchte gerne wieder Berlin besuchen, etwa zu einem Esperanto-Kongress, oder auch einfach so.

  • Antaù 40 jaroj, eble iom pli, mi deĵoris ĉe franca poŝto. Tie estis asocio pri ĝemeliĝoj inter pariza francaj poŝtoj kaj tiuj en Hamburgo kaj Berlino. Mi jam lernis Esperanton fine de 1972 kaj ege interesiĝis pri la mondaj kontaktoj. Tial havi pliajn rilatojn eksterlande multe allogis min kaj mi partoprenis vojaĝojn al tiuj du urboj. Mi foje renkontis la geesperantistojn kaj tiuj eventoj plifortigis la rilatojn inter ni.
  • Pere de la poŝtaj ĝemeliĝoj, mi vojaĝis 2 foje al Hamburgo kaj 2 foje al Berlino. Poste, mi ĉeestis la 58-an Germanan Esperanto kongreson en 1989, Silvestran Feston en 1989 kaj la 84-an UK en 1999. Do entute 5 vizitoj al Berlino … Renkontitaj geesperantistoj ofte estis niaj geamikoj Ge-Tautorat.
  • Dum tiuj 25 jaroj, mi kompreneble multon vizitis en Berlino kaj povis vidi la evoluon de la vivo en la urbo. Mia plej granda kaj profunda deziro estus denove vojaĝi al Berlino, prefere okaze de esperanto kongreson sed ne devige …. Eble iun tagon, mi esperu …. !!!

Vor fast 10 Jahren im Sommer 2010 erreichte das Motorboot »Esperanto« aus Berlin kommend die französische Hauptstadt und lag Anfang Juni mehrere Tage im Hafen »Arsenal« in der Nähe des Hauptquartiers der französichen Esperanto-Verbandes UFE. Es gab einen Abend, in dem sich ein Dutzend Esperanto-Freunde in der engen Kajüte des Motorboots drängten, weil das Wetter zu schlecht war um an Deck zu sitzen.

Nach dem fluchtartigen Aufbruch nahm die »Esperanto« den Weg die Seine hoch nach Moret-sur-Loing, wo Raymonde Coquisart wohnt. Sie konnte am Morgen des 12. Juni am Anleger des Ortes an Bord gehen und wenigstens die kurze Strecke zur nächsten Schleuse auf dem Canal-de-Loing nach Süden mitfahren.

Der Besuch der pariser Esperanto-Freunde auf dem Motorboot »Esperanto« im Hafen Arsenal.

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Montags am Viktoriapark – Dezember 2019 – Ostberlin-Brandenburger Esperanto-Frauenpower

Esperanto-Kulturabend im Esperanto-Laden, Katzbachstraße 25 (Kreuzberg, Vortrag und Diskussion in Esperanto – Für Gäste wird resümiert bzw. übersetzt.

Verkehrsverbindungen: U6, Buslinie 248 – Platz der Luftbrücke, Buslinien 104 und 140 – Dudenstraße/Katzbachstraße

2. Dezember 2019, 19.30 Uhr

“Ostberlin-Brandenburger Frauenpower in der Berlin-Brandenburger Esperanto-Sprachgemeinschaft” Gemeinsam schauen wir anhand vieler Fotos darauf, was Frauen aus Ostberlin und Brandenburg in der Berlin-Brandenburger Esperanto-Sprachgemeinschaft bewirkten.

Die Berliner Esperanto-Lehrerin  Hella Sauerbrey (1920-1981) bei einem Kurs 1980, Foto Fritz Wollenberg

Im Januar 2019 begann noch im Zentrum danziger50 zum Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht” in Deutschland eine Serie zu Frauen in der Berlin-Brandenburger Esperanto-Szene. Aus der Vielzahl der aktiven Frauen stellten wir vor bzw. erlebten: Wera Blanke, Judith Meyer, Ina Tautorat, Sabine Trenner, Lena Karpunina und Hildegard Stolpe.

Im März wurden Westberliner Frauen vorgestellt, unter ihnen Emmi Stox, die erste Frau an der Spitze der Esperanto-Liga Berlin. Ein Pendant dazu soll die Veranstaltung am 2. Dezember sein, mit der wir die Serie abschließen.

Hella Sauerbrey war nicht nur die erfahrenste Esperanto-Lehrerin in Ostberlin und unterrichtete dort an der Volkshochschule. Sie veröffentlichte Übersetzungen  und zahlreiche Rezensionen, gehörte ab 1976 dem Zentralen Arbeitskreis Esperanto an und wurde 1981 in den Zentralvorstand des DDR-Esperanto-Verbandes im Kulturbund gewählt. Auch in der Methodik-Kommission arbeitete sie mit. Nach ihrem Tod 1981 schrieb ihr französischer Freund Raymond Devendille “Leterojn al forestanta amikino” (Briefe an eine abwesende Freundin). In diesen Briefen wird ihre Persönlichkeit nochmal lebendig.

Wir werden aber auch auf Frauen schauen wie die Esperanto-Lehrerin und Übersetzerin Monika Ludewig, die Chemie-Ingenieurin Linde Knöschke, die sich schon ab 1968 in der ersten Jugendkommission des Zentralen Arbeitskreises Esperanto im Kulturbund engagierte und die langjährige Vorsitzende des Bezirksarbeitskreises Potsdam Hanna Scheffs.

Im Zusammenhang mit dieser Veranstaltungsserie sind schon einige Frauenbiografien in der Esperanto-Wikipedia ergänzt bzw. aktualisiert worden Das wird mit dieser Abschlussveranstaltung fortgesetzt.

Zum Treffen: Montags am Viktoriapark

 

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Zamenhof-Fest 2019

Einladung zum Zamenhoffest der ELBB in Berlin: (PDF Esperanto Zamenhoffesto 2019)

Wie in den letzeten Jahren findes es in der Kiezspinne – Orangerie statt, Schulze-Boysen-Straße 38, D-10365 Berlin

Samstag, 14a Dezember 2019 – 15:00 – 19:00 h

mit der Ausstellung „10 Jahre Zamenhofpark

Vorläufiges Programm (Beiträge sind willkommen)

  • Begrüssung
  • Festvortrag „Esperanto-stacio“ in Halbe
  • Grussvorte von Gästen
  • Vorstellung von interessanten Büchern des Jahres 2019
  • Konzert mit Birke und Bertilo mit Alena (USA) | Video von NASK 2019
  • Halinka kantigas!

Während der ganzen Veranstaltung gibt es einen Büchertisch

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Borgius Vision für einen Völkerbund

Im Jahr 1919 erschien als Nummer 9 in einer Reihe von »Flugschriften« des »Bundes Neues Vaterland« eine Schrift von Dr . Walter Borgius (*1870 in Frankfurt an der Oder) ein Text mit dem Titel »Der Völkerbund. Seine Kultur- und Wirtschaftsaufgaben«, die sich heute visionäre Beschreibung einer Entwicklung liest, die zumindest in Europa noch in Werden ist. Er schlägt ein Parlament und eine übernationale Verwaltung vor und erkennt klarsichtig, dass das zu Sprachproblemen führen wird.

In der Zeitschrift »Weltwirtschaftliches Archiv« 15. Bd. (1919/1920), pp. 430-432 hat  der Völkerrechtler Dr. Hans Wehberg (Berlin) die Schrift wie folgt kommentiert:

  • Borgius macht zunächst, im Anschluß an Erzbergers bekanntes Buch, dessen Grudgedanken ihm nicht radikal genug erscheinen.
    Vorschläge für die Organisation eines Völkerbundes. Die Minıster der auswärtigen Angelegenheiten aller Staaten sollen Stellvertreter ernennen, die im Haag zu einem internationalen Rat vereinigt werden sollen. Die bisherigen Gesandtschaften sollen dadurch überflüssig gemacht und die Verhandlungen von Staat zu Staat in einem Zentralpunkt geführt werden.
    Neben den internationalen Rat soll ein internationaler Parlamentsausschuß treten. Der Verfasser sieht ferner Grenzverschiebungen im späteren Völkerbund vor und tritt für eine radikale Abrüstung ein. Das internationale Heer zur Exekution soll nicht aus natioınalen Kontingenten zusammengestellt sein, sondern auf internationaler Grundlage organisiert werden. Weiterhin verlangt Verfasser die Einführung einer Weltsprache.
    Mit großer Schärfe versucht Borgíus schließlich den Nachweis zu erbringen, daß wir bisher keine Weltwirtschaft gehabt haben, sondern nur zwischenstaatliche Beziehungen zwischen den nationalen Volkswirtschaften.
    Das Ziel des Verfassers ist die möglichst umfassende Internationalisierung, insbesondere der Hochseeschiffahrt, des Post- und Telegraphenwesens. des Münzwesens, der Verteilung der wichtígstelı Rohstoffe, des Handels, der
    Kolonialverwaltung, der wichtigsten Versicherungszweige, des Auskunftswesens, der internationalen Rechtsverfolgung, des Patentwesens. des Ausstellungswesens usw. Es sollen also auf allen diesen Gehíeten keine nationalen Institute mehr bestehen bleiben, sondern Weltwirtschalftsämter, Weltpostämter usw. geschaffen werden. Borgius ist sich ganz klar darüber, daß dieses System schließlich zu einem Völkerbundesstaate führen und daher die Entwicklung über den Wilsonschen. Völkerbund hinausgehen wird. Diese Prognose erscheint mit zutreffend, doch wird nicht zu leugnen sein, daß sich gerade auf wirtschaftlichem Gebiet seine Ideen nur im Laufe langer Jahre werden verwirklichen lassen. Borgius geht durchaus eigene Wege. Seine Schrift ist daher weitgehende Beachtung wert.

Wehberg hat 1921 selbst einen Kommentar zur Satzung des Völkerbunds veröffentlicht und war  von 1924 bis  1962 der Herausgeber der Zeitschrift »Friedenswarte«, die von Alfred Hermann Fried begründet worden war.

Borgius erläutert im Abschnitt über Sprache seinen eigenen Werdegang und will das von ihm konstatierte »Scheitern der Weltsprachenbewegung« überwinden.

  • Ich bin weder „Esperantist“, noch „ldist“ (Reform-Esperantist), noch sonst Vertreter einer der zahlreichen Weltsprachensysteme. Im Gegenteil: Nachdem ich eine Reihe von Jahren hindurch eifriger Mitarbeiter erst des „Esperanto“, dann des „Ido“ gewesen war, habe ich schließlich die Überzeugung gewonnen, daß es auf diese ın Wege nicht geht. Immerhin stehe ich deshalb nicht dcm Gedanken einer künstlichen Neutralsprache grundsätzlich ablehnend gegenüber, bin vielmehr geneigt, die bisherigen Mißerfolge der Weltsprachenbewegung lediglich bestimmten Fehlern zur Last zu legen, die mir in der Weltsprachenbewegung entgegengetreten sind. Ihr bisheriger Mißerfolg liegt meines Erachtens hauptsächlich an zwei Umständen:

Er betrachtet die bisherigen Projekte als »Dilettantenarbeit« und macht sich damit bei Esperantisten keine Freunde. Seine umfassende Kritik an Esperanto hatte er 1908 mit  der Broschüre »Warum ich Esperanto verließ« veröffentlicht. Zuvor war er im Berliner Vorstand der Deutschen Esperantisten-Gesellschaft und trat zusammen mit weiter Vorstandmitgliedern wegen der »Reformunwilligkeit« der Deutschen Esperantisten zurück. Kurz zuvor hatte er noch in der Schrift »Das Weltsprache-Problem« die Vorzüge des Esperanto gerühmt.

Er fordert nun eine ernsthafte fachliche Herangehensweise von den Sprachwissenschaftlern, die sich mit wenigen (drei) Ausnahmen bisher nicht um das Problem gekümmert hätten. Zumindest einer der genannten (Jespersen)  hat es 1928 mit Novial versucht, das recht hübsch aussieht.

  • Zweitens aber hat die Sprachwissenschaft auf diesem wichtigen Gebiete bisher vollkommen versagt. Mit verschwindenden Ausnahmen vereinzelter Personen, die sich für die Bewegung interessierten [wie Schuchardt-Wien für das Volapük, Baudonin de Courtenay-Petersburg für das Esperanto, Jespersen~Kopenhagen für das Ido [Reform-Esperanto]]. haben die Sprachwissenschaftler aller Nationen dieser interessantesten Kulturerscheinung ihres Fachgebietes gegenüber nichts bezeigt, als den üblichen jede Berührung ablehnenden akademischen Dünkel gegenüber dem Nicht-Zunftgenossen, der an die Probleme der Zunftgelehrsamkeit zu rühren wagt, bzw., wo sie sich einmal mit der Frage befassen mußten, (wie z. B. Brugmann und Leskien auf Ansuchen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften) ihren Witz an einigen offenkundigen konkreten Mängeln gerieben, ohne dem Problem selbst irgendwie näher zu treten. [Ganz wie die Naturwissenschaftler gegenüber der Wünschelrute und dem Hypnotismus, die Techniker gegenüber der Luftschifffahrt) Hier wird der Völkerbund einzusetzen haben:
  • Er muß aus den wissenschaftlichen Neuphilologen aller Länder einen Sonderausschuß einsetzen, der mit der Aufgabe betraut wird, die bisherigen zahlreichen Entwürfe einer Neutralsprache zu prüfen; festzustellen, was an ihnen Gemeinsames und Brauchbares ist, was für Mängel und Grundfehler sie aufweisen, und endlich an der Hand der bislang im Laufe der Jahrzehnte gemachten Erfahrungen und Ergebnisse die Grundlagen für eine einwandfreie Internationalsprache zu schaffen. Dies ist keineswegs so schwierig und aussichtslos, wie der Laie auf den ersten Blick meint, wenn man nur erst einmal auf wirklich systematischem Wege und mit dem notwendigen wissenschaftlichen Rüstzeug an die Arbeit herangeht.

Aber bis dahin kann man übergangsweise weitermachen…..

  • Bis das Ziel erreicht ist, kann aber getrost das Esperanto oder Reform-Esperanto als provisoische Neutralsprache den Zwecken des Völkerbundes dienen

 

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Montags am Viktoriapark – November 2019 – Bertha von Suttner (Vortrag)

Esperanto-Kulturabend im Esperanto-Laden, Katzbachstraße 25 (Kreuzberg, Vortrag und Diskussion in Esperanto – Für Gäste wird resümiert bzw. übersetzt.

Verkehrsverbindungen: U6, Buslinie 248 – Platz der Luftbrücke, Buslinien 104 und 140 – Dudenstraße/Katzbachstraße

4. November 2019, 19.30 Uhr

Bertha von Suttner – Zu Leben und Werk der ersten Friedens-Nobelpreisträgerin

Vortragender: Petr Chrdle, Autor des soeben erschienenen esperantosprachigen Buches “Sen laco por paco – Vivo kaj verko de Bertha von Suttner”. („Unermüdlich für den Frieden – Leben und Werk Bertha von Suttners“)

Petr Chrdle wird natürlich auch KAVA-PECH (Kongress- und Schulungs-Agentur von Petr Chrdle) vorstellen. Die Geschichte der 1991 gegründeten Agentur, die in Dobřichovice (Ĉeĥio) ihren Sitz hat und auch als Verlag tätig ist, beschreibt der Verleger selbst im KAVA-PECH-Blog. Bis 2017 hatte er schon mehr als 190 Buchtitel publiziert (80 in Esperanto, die anderen in Tschechisch, Englisch, Deutsch und Französisch

Vorbestellte Bücher bringt er mit nach Berlin.  Es besteht die Möglichkeit, Bücher des Verlags zu kaufen.

Berlin besucht der tschechische Verleger aus Anlass des Jubiläumsfestes der Esperanto-Gruppe Lietzensee, gegründet vor 40 Jahren unter Leitung von Hans Moser. Es findet statt am 6. November um 14.00 Uhr in der Trautenaustr. 6 (Berlino-Wilmersdorf).

Zum Treffen: Montags am Viktoriapark

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Werbung 1907

Bevor sich der Berliner Dr. Walter Borgius mit lautem Knall von Esperanto abwandte, hatte er 1907 eine der damals häufigen Propagandaschriften unter dem Titel »Das Weltsprache-Problem« verfasst.

Borgius ist einer der wenigen Esperantisten, die mit Frankfurt/Oder, der Stadt des Deutschen Esperanto-Kongresses 2020 in Verbindung gebracht werden können. Dort wurde er am 2. November 1870 geboren. Er studierte Volkswirtschaft, Jura und Philosophie in Tübingen, Berlin (bei Max Weber), Breslau (bei Werner Sombart) und Heidelberg.

Seine Promontion 1897 an der an der Universität Heidelberg hatte das faszinierende Thema »Die Fruchtmarktgesetzgebung in Kurpfalz im 18. Jahrhundert«. Es gibt eine Eintrag in der deutschen Wikipedia und sehr knapp in der Esperanto-Version.

Schon als Student war er politisch interessiert und veröffentlichte unter dem Pseudonym »Heinz Starkenburg« Beiträge in der Zeitschrift »Der sozialistische Akademiker« im Umfeld der Sozialdemokratie. Bleibenden Ruhm hat er sich durch eine Anfrage bei Friedrich Engels erworben, den er um eine Erklärung bat, was unter »ökonomischen Verhältnissen« zu verstehen sei. Engels antwortete am 25. Januar 1894 und das Schreiben wurde im Wortlaut in der Nummer 20, vom 15. Oktober 1895 (Seite 373/374 PDF) veröffentlicht. Das fand sogar Eingang in Marx-Engels-Werke (MEW) Bd. 39, S. 205–207.

Andere Beiträge von Borgius/Starkenburg in der Zeitschrift »Der sozialistische Akademiker« befassen sich mit Anarchismus und Freier Liebe. Die Zeitschrift war ursprünglich 1895 von Johann Sassenbach als »Organ der sozialistischen Studirenden und Studirten deutscher Zunge« gegründet worden. Zwei Jahre später kam es zu Differenzen und Sassenbach schied aus der Redaktion aus. Von da an führte Joseph Bloch die Zeitschrift unter dem Titel »Sozialistische Monatshefte« als Herausgeber bei neuer Zählung im Juli 1897 fort. Die Ausgaben sind in einer Datenbank der Friedrich-Ebert-Stiftung (mit Textsuche) zugänglich.

Von Heinz Starkenburg (Adresse: Mannheim) gibt es dann nur in Nummer 3 (1897) Seite 216 – 219 einen Beitrag mit dem Titel »Noch einmal Anarchismus und Sozialismus, aber nichts von Borgius.

Ein einziger Beitrag von Heinrich Peus. (1908), H. 6, S. 366 – 370 stellte »Die Welthilfssprache Esperanto« vor und es gab 1910 »Kritisches zur Weltsprachbewegung« von Franz Staudinger, wobei auch Esperanto explizit genannt wird.

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte Borgius eine Anstellung in Berlin als Geschäftsführer des „Handelsvertragsvereins“ in Berlin, später auch des „Deutsch-Französischen Wirtschaftsverbandes“ und des „Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsverbandes“ bis 1923.

Meyers Großes Konversations-Lexikon  von 1907 erläutert die Aufgabe dieser Organisation:

Damit hatte Borgius einen ganz handfesten professionellen Zugang zu den Sprachproblemen, die den internationalen Handel behinderten. Das zieht sich durch die Argumentation in seiner Schrift »Das Weltsprache-Problem«

Die dünne Broschüre war nicht in einem Esperanto-Verlag erschienen, sondern in der Reihe »Sozialer Fortschritt« m Verlag Felix Dietrich in Leipzig. In dieser Reihe hatte Borgius schon als Nummer 31/32 über »Handelspolitik und Handesverträge« geschrieben. In der Reihe veröffentlichten viele Wortführer der Bewegung, die sich für »Sozialen Fortschritt« in weitestem Sinne einsetzet. Darunter Adolf Damaschke, der Begründer der Bodenreformbewegung, der Friedensaktivist  Leopold Katscher (der 1902 auch eine Biografie von Bertha von Suttner verfasste), bzw deren Mitarbeiter und Esperanto-Pionier Alfred H. Fried. Es gab viele Vertreterinnen der Frauenbewegung (Henriette Fürth, Else Lüders, Alice Salomon, Adele Schreiber, Käthe Schirrmacher) und einigen davon ist Borgius später bei seinem Engagement für den „Bund für Mutterschutz“ begegnet.

Er war viele Jahre – relativ unbemerkt – im Vorstand und konnte sich offensichtlich aus den »Zickenkrieg« heraushalten, mit dem die Frauenrechtlerinnen versuchten ihre Position in dem Verein durchzusetzen. Die Initiative kam ursprünglich von der Dichterin Ruth Bré (Elisabeth Bouness), die aber  von dem Berliner Mehrheit im Vorstand bald an den Rand gedrängt wurde. In ihrer Dissertation (Matriarchale Utopien, freie Liebe und Eugenik (PDF).  Der Bund für Mutterschutz im Wandel zeitgenössischer Ideen und politischer Systeme) hat Julia Polzin den Einstieg und das Agieren von Borgus in den Bund für Mutterschutz auf den Seite 114 bis 344 untersucht.

Borgius hatte 1904 selbst vorgehabt einen »Verein zur Reform des gesamten Sexuallebens« zu gründen und war ziemlich enttäuscht, als ihm Ruth Bré  erklärte, dass sie diesen Verein schon gegründet hätte.

Julia Polzin schreibt:

  • Letztendlich erkannte Borgius das Potenzial des Bundes, ließ seinen Plan vom eigenen Verein fallen und bot Bré seine Mitarbeit an. Spätestens jetzt wird Borgius Bré wohl enthüllt haben, dass sich hinter  dem Pseudonym Heinz Starkenburg, den sie so häufig in ihren Schriften zitiert hatte, er selbst verbarg.
    Borgius alias Starkenburg wurde mit Meyer und Landmann bekannt gemacht. Borgius überzeugte sie, ihm die „fernere Propaganda (fast ausschliesslich in Berlin)“ zu überlassen.
    Dann plädierte Borgius dafür, den offiziellen Sitz, die Geschäftsstelle des Bundes in die Weltmetropole Berlin zu verlegen, statt ihn in der Provinz zu belassen.
    In Berlin sollte der BfM auch öffentlich groß eingeführt werden. Bei der Zusammenstellung einer offiziellen ErstunterzeichnerInnensliste drang Borgius darauf, diese ausschließlich mit prominenten Namen zu besetzen und Namen wie Metta Meinken und Heinrich Meyer davon zu streichen.
    Landmann, der mit Bré über konkrete Mütteransiedlungen in Eden korrespondierte, war einverstanden.

Zur Position von Borgius schreibt Polzin (Seite 114/115) unter Verwendung von Zitaten aus seiner Schrift »Die Ideenwelt des Anarchismus«, Leipzig 1904,

  • Auch forderte er die „absolute Autonomie der geschlechtlichen Persönlichkeit“ für Männer und Frauen. Das hieß für Borgius nicht nur die Zerschlagung der grundsätzlich verwerflichen Ehe, sondern auch der Familie, was der Idee Brés widersprach. Borgius’ Ziel war die „Atomisierung der Gesellschaft in freie Einzelindividuen“.
    Denn Ehe und Familie bedeuteten für AnarchistInnen Herrschaft und Ausbeutung der Geschlechtlichkeit und der Arbeitskraft der Schwachen: „Wem die Kuh gehört, dem gehört das Kalb.“ Das in sich widernatürliche, künstliche Konstrukt der Ehe töte zudem den eigentlichen Genuss des Liebeslebens, der auf den Hauptreizen des Neuen und des Überwindens von Widerstand respektive des Siegens bzw. des Besiegtwerdens basiere. Die „brutale Unzweckmäßigkeit“ der Ehe erschließe sich auch aus der unterschiedlichen physiologischen Veranlagung der Geschlechter: der „aufs äußerste beschränkten Fortpflanzungsfähigkeit“ der Frau und der nahezu un-
    beschränkten Zeugungsfähigkeit des Mannes.
    Zudem sei es unmöglich, erklärte Borgius, dass ein einziger Mensch alle sexuellen, emotionalen, sozialen und geistigen Bedürfnisse eines anderen dauerhaft erfüllen könne. Nach der Zerschlagung der sozialen Herrschaftsstrukturen spreche nichts gegen das Zusammenleben freier Individuen, so lange sie wollten, eventuell auch per Vertrag in den jeweiligen Einzelbereichen. Von weniger streng reglementierten Eheformen oder von der freien Liebe hielt Borgius aber nichts! Denn das Wesen
    der Ehe, das monogamische Prinzip (dieses staatlich eingebläute „hohle Heiligenbild“, dieser „Spuk“), bleibe auch bei leichter zu lösenden Arrangements erhalten.
    Die Freiheit der Frau ließe sich nur durch deren allgemeine Berufstätigkeit oder eine gesellschaftlich organisierte bedingungslose Existenzgrundlage als Gegenleistung zu ihrer Gebär-, Still- und Erziehungsleistung verwirklichen.

Inwieweit seine Ehefrau damit einverstaden war, ist leider nicht überliefert. Beim Esperanto-Kongress in Dresden findet man ihn jedenfalls in der Teilnehmerliste unter Nummer 1024 mit einer Hedwig(1025) im selben Quartier in der Dresdener Lockwitzerstrasse 16 (Strehlen) (Haus 3 bis 7 sowie 14 bis 26 denkmalgeschützte Wohnhäuser der Zeit um 1900 in geschlossener Bebauung, die sowohl im Jugendstil als auch im Stil der Neurenaissance gehalten sind und reichen plastischen Schmuck haben. Die Häuser 14 und 16 wurden 1905 von Schlossermeister Franz Wagenlöchter aus Dresden-Neustadt nach Plänen seines Bruders Wilhelm erbaut. Beide Gebäude sind dreigeschossig. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut. Bemerkenswert sind „[d]ie für Dresdner Verhältnisse recht ausgefallenen Fassaden der Wohnhäuser“,[4] so ist die Gestaltung des Eingangsbereiches Nummer 14 mit darüber befindlichem Balkon und Konsolen bemerkenswert; die Fassade zeigt Porträtreliefs. Ein Gutachten der Dresdner Baupolizei beanstandete ausschließlich die Dimensionierung und die Gestaltung der Dachaufbauten, die zum Beispiel am Haus Nr. 16 mit Ranken im Jugendstil geschmückt sind. Der Gestaltungsstil wurde jedoch von dem Amt akzeptiert und das Gebäude am 8. Dezember 1904 in dem Gutachten als zulässig betrachtet.)

 

Die Familie Borel hatte sich offensichtlich schon viel früher angemeldet.

Ausstieg aus Esperanto

Kurz nach dem Kongress in Dresden war es mit den Sympathien für Esperanto zuende. Borgius veröffentliche eine Abrechung mit Esperanto, in der er hauptsächlich die Reformunwilligkeit der führenden Persönlichkeiten anprangerte.

Druckerei und Verlag waren Liebheit & Thiese in Berlin, wo auch seine handelspolitischen Veröffentlichungen erschienen.

Borgius blieb politisch aktiv. Neben seiner Tätigkeit im Vorstand des „Bund für Mutterschutz“ stand er in Kontakt mit oppositionellen Kräften während des Ersten Weltkriegs. Er hatte aus gesundheitlichen Gründen eine Einberufung vermeiden können.

Bund neues Vaterland

Er wird unter den Mitglieder des Bund Neues Vaterland genannt, der  die bedeutendste deutsche pazifistische Vereinigung im Ersten Weltkrieg (am 16. November 1914 gegründet) war. Er hatte seinen Sitz in der Tauentzienstraße Nr. 9 (Charlottenburg?). Bis 1922 waren es nur etwa 200 Mitglieder, darunter aber illustre Namen.

Ende 1918 gab sich der Bund ein neues Grundsatzprogramm, in dem es hieß: „Der Bund Neues Vaterland ist eine Vereinigung, um ohne Verpflichtung auf ein bestimmtes Parteiprogramm an dem Aufbau der deutschen sozialistischen Republik auf demokratischer Grundlage und darüber hinaus an dem großen Werke der Völkerverständigung mitzuarbeiten.“

Trotz dem Bekenntnis zum »großen Werke der Völkerverständigung« scheint es keine erkennbaren Kontakte zur Esperanto-Bewegung gegeben haben, die über gewisse Sympathien von einzelnen Persönlicheiten hinausgehen.

 

 

 

 

 

4 Treffer zu starkenburg im Register Stichwort(5.10.2019)

Die Soziologie des ökonomischen Materialismus / [Heinz Starkenburg]. – [Electronic ed.].
In: Der Sozialistische Akademiker. – 1(1895), H. 11, S. 193 – 196
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006
Das Dokument im HTML-Format

Agrar-Programm und Land-Agitation / [Heinz Starkenburg]. – [Electronic ed.].
In: Der Sozialistische Akademiker. – 1(1895), H. 17, S. [309] – 311
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

Freie Liebe : Weiteres zur Debatte über das sexuelle Problem / [Heinz Starkenburg]. – [Electronic ed.].
In: Der Sozialistische Akademiker. – 2(1896), H. 4, S. 227 – 229
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

Noch einmal Anarchismus und Sozialismus / von Heinz Starkenburg. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 1 = 3(1897), H. 4, S. 216 – 219
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

1 Treffer zu esperanto im Register Stichwort(5.10.2019)

Die Welthilfssprache Esperanto / Heinrich Peus. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 12 = 14(1908), H. 6, S. 366 – 370
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006

2 Treffer zu Ihrer Suchanfrage
Stichwort: Weltsprache erzeugt am 5.10.2019

Zur Geschichte der Weltsprachebewegung / Franz Staudinger. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 14 = 16(1910), H. 3, S. 192 – 197
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006
Das Dokument im HTML-Format

Kritisches zur Weltsprachebewegung / Franz Staudinger. – [Electronic ed.].
In: Sozialistische Monatshefte. – 14 = 16(1910), H. 5, S. 315 – 319
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006
Das Dokument im HTML-Format

 

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