Fast ein halbes Jahrhundert war das Haus in der Herbartstrasse 25 eine wichtige Grösse im Esperanto-Leben in Berlin. Es liegt am idyllischen Lietzensee im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
Als Hans Moser Ende der 1970er Jahre zum Leiter des Hauses berufen wurde, war eine seiner ersten Initiativen die Gründung einer Esperanto-Gruppe. Diese hatte Bestand und traf sich regelmässig bis das Haus 2015 geschlossen wurde. Als Hans Moser in Pension ging und in ein Seniorenheim umzog folgten ihm die Mitglieder der Gruppe und feierten am 6. November 2019 das 40-jährige Jubiläum der Gruppe.
Zur gleichen Zeit wurde das Haus in der Herbartstrasse 25 unter einem neuen Träger (Rotes Kreuz, Landesverband Berlin) und nach gründlicher Renovierung in den Innenräumen wieder eröffnet. Es wird wieder eine Esperanto-Gruppe geben, allerdings mit einem neuen Konzept und neuen Teilnehmern. Im Haus sitzt auch der DRK Kreisverband Berlin-Zentrum.
Esperantogruppe Lietzensee, Herbartstr. 25, 14057 Berlin
jeden Montag 14 – 16 Uhr (Kaminzimmer)
Die Herbartstrasse ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln über die Haltestelle Messe Nord/ICC mit S-Bahn (Ring) und Bus (X34, M49 ab Zoo) zu erreichen. Fussweg 5 min.
Zum Wirken von Hans Moser
Aus dem Jubilea Libro 2014
Beim 40-jährigen Jubiläum am 6. November 2019
Hans Moser skizziert in seinem Beitrag die Geschichte der von ihm 1978 begründeten Esperanto-Gruppe Lietzensee. Nachdem er 1977 Leiter des Kulturhauses am Lietzensee geworden war, lud er wöchentlich zu Esperanto-Treffen ein. Die Gruppe wuchs von 9 Teilnehmern 1977 auf ca. 40 in den 80-er und 90-er Jahren. Inzwischen wohnt Hans Moser mit seiner Frau Ursula in einem Seniorenwohnhaus und lädt die Gruppe (10 Personen) im 2-Wochen-Rhythmus abwechselnd in das „Nachbarschaftshaus am Lietzensee“ und in den Gemeinschaftsraum des Seniorenwohnhauses ein. Man trifft sich bei Kaffee, Tee und Kuchen, übt sich im Esperanto, übersetzt, singt und vervollkommnet seine Sprachkenntnisse.
Hans Moser erzählt von den vielen interessanten Aktivitäten der Gruppe, den Reisen zu Weltkongressen und anderen Esperanto-Veranstaltungen, den Treffen mit der Partnergruppe in Trient und in Berlin, den großen Veranstaltungen mit musikalischem Programm und seinen eigenen Geburtstagsfesten, zuletzt zum 75., mit ca. 60 Gästen. Hans Moser erinnert an die im Jahr 2013 im Alter von 93 verstorbene Ursula Palmer, die bis zuletzt aktives Gruppenmitglied war. Nun ist Maria Baier mit 93 die älteste. Die Gruppe besucht sie im Pflegeheim. Der rastlose Hans Moser, ein begeisterter Klavierspieler, wovon auch die Esperanto-Gruppe profitiert, blickt als Gruppenleiter hoffnungsvoll in die Zukunft.
Text: Fritz Wollenberg
Neues Konzept ab 2020: Esperanto als Therapie
Beim Roten Kreuz war man sehr angetan von dem Vorschlag eines neuen Konzepts, das auf den Erfahrungen eines Esperantisten aus Brasilien aufbaut.
In einem Beitrag für die Zeitschrift des Esperanto-Weltbundes UEA (Seite 85, April 2011) berichtet Alberto Flores (Brasilien) über die Anwendung von »Esperanto als Therapie«. Das wurde von 2010 an in einem Zentrum für Gesundheitsvorsorge von Senioren in Volta Redonda (RJ) erprobt (Centro de Prevenção à Saúde do Idoso Roque Garcia Duarte)
In seinem Beitrag geht zunächst auf Therapien im allgemeinen ein und identifiziert bei Esperanto die typischen Merkmale einer »Beschäftigungstherapie« mit einer zusätzlichen sozialen Komponente (neue Menschen kennenlernen). Das Lernen von Fremdsprachen wird oft als »Hirngymnastik« empfohlen, aber die meisten natürlichen Sprachen seien kompliziert und schwer zu lernen. Das führe nicht zu dem gewünschten Ergebnis, sondern zu Frustrationen.
Wegen des regelmässigen Aufbaus gäbe Esperanto den Teilnehmern mehr Selbstvertrauen gibt und erhöhe das Selbstwertgefühl. Man erfahre, dass man durchaus in der Lage sei eine Fremdsprache soweit zu erlernen, dass man damit kommunzieren könne. Und das Lernen in der Gruppe könne Spass machen.
Der 1923 geborene Alberto FLORES starb am 30. April 2019 im Alter von fast 87 Jahren. Bis ins hohe Alter wirkte er in seiner Heimatstadt als Esperanto-Lehrer.
Die Gruppe Lietzensee wird wissenschaftlich begleitet von zwei Experaten der Neurospsychologie:
- Dr. Encarna Teruel, Berlin, fakdelegitino de UEA, Neurologisches Rehazentrum für Kinder und Jugendliche, HELIOS Klinik Hohenstücken, Klinische Neuropsychologin GNP / OPK, Psychologische Psychotherapeutin (VT). Supervisorin GNP / OPK
und
- Dr. med. Christoph Klawe. Oberarzt Abteilung: Neurologie, Neurophysiologie und neurologische Frührehabilitation. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier , Präsident der Universala Medicina Esperanto-Asocio, UMEA [umea.fontoj.net]
Die erste Aufgabe (ca sechs Monate) besteht darin Werbung für das neue Angebot zumachen, wobei das Einzugsgebiet primär Charlottenburg ist, aber auch die durch die Ringbahn erschlossenen Gebiete und die mit dem Bus erreichbaren Teile von Spandau.
Werbung für das neue Konzept in Zeitungen und den zuständigen Bezirksblättern, wie Beliner Woche und Abendpost, aber auch speziellen Seniorenzeitschriften.
Um dafür interessante Themen anbieten zu können, ist die Beteiligung aller Esperanto-Freunde in Berlin und Umgebung gefordert, die kurze Vorträge und Präsentationen (15 – 20 min) zu ihren Esperanto-Aktiviäten und Erlebnisse (internationale Kontakte und Reisen) an einem bestimmten Montag anbieten.
Möglich aus ist die Vorstellung (mit Lesung) aus einem Esperanto-Text (können auch eigene Werke sein) oder die Vorstellung von beliebten Esperanto-Liedern (auch zum Mitsingen). Materialien können in einem abschliessbaren Schrank aufbewahrt werden.