Genau vor 100 Jahren, bevor sich Max Josef Metzger im Juni 1919 auf den Weg nach Berlin zum »Achten Deutschen Pazifistenkongress« machte, begann er in der »Katholischen Jugendzeitung« mit einem Esperantokurs.
Die »Katholische Jugendzeitung« war im Januar des Jahres 1919 zum ersten Mal erschienen und eine regelmässige Rubrik war von Anfang an »Die Plauderstunde mit dem Onkel« in der Onkel Max seinen »Neffen und Nichten« etwas von der Welt erzählt. Das Format der lockeren Plauderei mit Kindern hatte er schon früher eingeführt und 1916 gestanden, dass er Apfelstrudel mag.
In der Ausgabe vom April 1919 (Seite 13/14) hatte er über seinen Besuch beim Völkerbund in Bern berichtet. Er erklärte wie der Völkerbund funktioniert (“..einen Kaiser braucht man da nicht…)und wie er für den Frieden zwischen den Nationalstaaten wirkt: “Der Völkerbund wird nur dann eine schöne und einige Menschenfamilie begründen, wenn die einzelnen Menschen alle mehr als heute gut und fromm geworden sind…..”.
Sprachproblem beim Völkerbund
In der Ausgabe vom Mai (Seite 17/18) knüpfte er daran an und ging auf das Sprachproblem ein: “Die meisten Teilnehmer haben mehrere Sprachen verstanden und zwar fast alle Deutsch, Französisch und Englisch. Infolgedessen hat jeder in einer dieser Sprachen gesprochen und ein Dolmetsch jedesmal die wichtigsten Sachen übersetzt.” Er geht dann darauf ein, dass es bei einem Kongress von »Gebildeten« noch funktioniert, aber bei einem Kongress der Arbeiter in Bern hätte man immer in mehrere Sprachen übersetzen müssen, weil die Arbeiter zumeist nicht mehrere Sprachen beherrschen würden.
Er erwähnt, dass er den Erfinder der ersten »Welthilfssprache« Volapük, den badischen katholischen Geistlichen Martin Schleyer noch persönlich gekannt habe. Aber Volapük hätte einem besseren weichen müssen: Esperanto.
Er macht den lieben Nichten und Neffen klar:
Dieses Esperanto ist allem Anschein nach die Sprache der Zukunft!
und bietet an, sie in seine Geheimnissse einzuweihen. Er fängt in der Ausgabe vom Mai 1919 mit Informationen über die Grundlagen des Esperanto an und erklärt Hauptwörter, Beiwörter, Zeitwörter und die Zeiten.
Für die kleinen Schleckermäuler wählt er ein Beispiel mit Honig.
La mielo estas bona . Der Honig ist gut
La mielo estis bona . Der Honig war gut
La mielo estos bona . Der Honig wird gut sein.
Er kündigt an, dass in der Katholischen Jugendzeitung eine »Esperanto-Ecke« eingerichtet werde, die es tatsächlich bis zur letzten vorliegenden Ausgabe vom Dezember 1920 gab.
In der Plauderstunde vom Juni 1919 (Nummer 6, Seite 21/22) fängt er mit dem Esperanto-Kurs an, in dem er unter anderem die Verwendung der Umstandswörter, der Vorsilbe »-mal« und der Mehrzahl erklärt. Man konnte ein Esperanto-Lehrbuch beim “Verlag Volksheil” gegen 1,40 Kronen in Briefmarken bestellen.
Im Juli 1919 (Nr. 7, Seite 25/26) ist die »Plauderstunde« zum letzten Mal dem Esperanto gewidmet, denn ab jetzt gibt es die versprochene »Esperanto-Ecke« in jeder Ausgabe. Allerdings muss aus finanziellen Erwägungen die Nummer von August 1919 ausfallen, weil sich durch die höheren Arbeitslöhne die Druckkosten um 100 Kronen pro Ausgabe erhöht hätten. Aber mit mehr Abonnenten könnten die Kosten aufgefangen werden, deshalb sollen die Leser weitere Abonnenten werben.
Er berichtet von einem Besuch in Breslau, wo die abstinenten Mittelschüler (Quickborner) nicht nur Esperanto gelernt, sondern gleich eine »Katolika Mondjunularo« gegründet hätten. Sie wollten nun auf Esperanto einen Briefwechsel mit Schülern in England, Japan und sonstwo anfangen.
In der Ausgabe von August-September 1919 (Nummer 8/9 Seite 79/89) plaudert Onkel Max über die Notwendigkeit einer »Mindest-Bildung« für jeden Staatsbürger, der in der Republik mitreden will. Im Dezember 1919 (Nummer 12, Seite 37/38) erläutert er, wie eine Zeitung gemacht wird (Setzen, Korrekturlesen, Druck, Versand) und gibt Einblicke in den Ablauf bei der Herstellung der »Katholischen Jugendzeitung«, in in Graz bei der Universitäts-Buchdruckerei “Styria” (heute Styria Media Group AG, kurz Styria) hergestellt wurde.
Die zwei Jahrgänge 1919/1920 der »Katholischen Jugendzeitung« sind freundlicherweise von Frau Gertrud Rossmann, Archivarin des Christkönigs-Instituts, Meitingen, zur Verfügung gestellt worden.
In der Nummer 10/11 vom Oktober-November 1919 findet sich neben der Esperanto-Ecke ein Beitrag von »Tante Lisl«, die schreibt, dass die lieben Nichten und Neffen immer wieder fragen würden, wie denn Onkel Max aussieht.
Zu seinem Namenstag am 12. Oktober hat sie seine Abwesenheit durch eine Vortragsreise in Deutschland genutzt, um ein Foto in die Jugendzeitung zu »schmuggeln« und schreibt: “Auf dem Bild macht der Onkel ein recht ernstes Gesicht – er hat eben viele Sorgen und Mühe und Arbeit. Ihr müsst einmal selbst zu uns nach Graz kommen und denn werdet ihr sehen, dass der Onkel auch ein gar lustiges Gesicht machen kann, besonders, wenn er seine lieben Neffen und Nichten um sich hat“.
Pingback: Inauxguro Max-Josef-Metzger-Platz 6a de junio 2019 |