Grüne Spuren auf dem schwarzen Kontinent

Wenn man von Esperanto in Afrika hört, tauchen immer die gleichen Namen einer Handvoll Aktivisten auf, die zudem noch über diverse Länder verstreut leben. Es ist schwer ein realistisches Bild von der tatsächlichen Breite der Esperanto-Bewegung in Schwarzafrika zu bekommen. Inwieweit die oft ausgesprochen jungen Leute, die auf Fotos von Zusammenkünften, nationalen Kongressen oder den zahlreichen Kursen tatsächlich Esperanto sprechen oder es benutzen, ist aus der Ferne schwer zu ermitteln.

Die wenigen Afrikaner, die man gelegentlich in Europa treffen kann, haben die gewaltige Hürden bei der Beschaffung ihres Visums überwinden müssen. Oft wird ein Antrag ohne Begründung abgelehnt. In den meisten Fällen ist damit auch eine zeitaufwändige Reise in Hauptstadt verbunden, wo man in der Botschaft persönlich vorstellig werden muss und Auskunft über seine finanzielle Situation geben muss (nicht zu vergessen die Verpflichtungserklärung des deutschen Gastgebers bei einem Kurzaufenthalt).

Vortrag in der Danziger50 am 27. April 2017

GrunerH1Deswegen war es sehr lehrreich von Horst Gruner aus erster Hand etwas über das Esperanto-Leben in Afrika zu erfahren. Er arbeitete im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik in den letzen zwei Jahrzehnten in verschiedenen Ländern, darunter in Tansania,  Kamerun und im Kongo. Es konnte private Fotos zeigen, die ihn bei Esperanto-Treffen zeigen. Oft fanden auch Treffen im privaten Umfeld statt.

Ein Bericht von ihm mit dem Titel »Esperantumu ĉe la fontoj de Nilo« erschien 1994 in der »revuo Esperanto« (87/2: 26).

GrunerH 1994 Mwanza

Beim 2. Esperanto-Kongress von Tansania 1994 in Mwanza – unter den Augen des Staatsgründers Nyerere

Währendseiner Zeit in Tansania hat er am Esperanto-Kongress in Moshi teilgenommen, von wo aus man einen prächtigen Blick auf den Kilimandscharo hat.

Er lebte 2 Jahre in Daressalam, wo er Esperanto unterrichtet und eine kleine Gruppe aufgebaut hat.

MazingiraWährend seiner Zeit in Tansania lernte er einen jungen Mann kennen, der unbedingt zur Schule gehen wollte, aber nicht einmal eine Hose hatte. Das war Mramba Simba Nyamkinda, heute Bürgermeister in der kleinen Gemeinde Salama im Westen Tansanias. Die Hilfs-Organisation Mazingira (Swahili für Umwelt) unterstützt seine Projekte (Schulen, Wasserversorgung, Fürsorge für Waisen, Mikrokredite) – auch mit Spenden aus der Esperanto-Szene. Es gibt jährliche Berichte über die Fortschritte und die Verwendung der Mittel.

Eines der Projekte ist eine Rundfunkstation (UKW 91,7 MHz) in Bunda, über deren Ziele mehr im Jahresbericht 2016 zu lesen ist. Aktuelles über Twitter und Facebook.

Ein Bericht über den Aufbau des Radios ist 2011 in der Zeitschrift »kontakto« erschienen (PDF)

Mit Unterstützung von Mramba Simba fand Ende 2016 der 6. Afrikanische Esperanto-Kongress in Bunda statt.

Ein Berliner, der über 100 Jahre vor Horst Gruner in Daressalam gewesen ist, war der inspirierende Ernst Kliemke. (Direktor der Ostafrikanischen Eisenbahn und der Ostafrikanischen  Bank)

2017 soll zum ersten Mal ein Weltjugendkongress (IJK) in Afrika stattfinden. Vom 5 bis 12. August 2017 in Aneho (Togo)

http://ijk2017.tejo.org

Man kann sich über den Stand der Vorbereitungen informieren, sich anmelden oder jungen Afrikaner die Teilnahme durch eine finanzielle Zuwendung ermöglichen. Das geht von 1 $ symbolischem Beitrag über 32 $ für einen Tag, 199 $ für den ganzen Kongress bis zu 2.899 $ als »Goldsponsor« mit freiem Eintritt.

Horst Gruner ist in ständigem Kontakt mit Afrika. Ein Bild aus neuerer Zeit zeigt ihn 2012 bei der Verleihung von Urkunden an die erfolgreichen Absolventen des Esperanto-Unterrichts im Esperanto-Club in der “Paroisse Sainte Rita, Mont Ngafula” (Stadtteil von Lukunga in Kinshasa, Demokratische Republik Kongo)

Gruner H 2012- Paroisse Sainte Rita, Mont Ngafula

Über den Esperanto-Unterricht im Kongo heisst es in einer Übersicht (DOC) zusammengestell von D-ro Lajos (Ludoviko) Molnár kaj D-rino Julianna (Julinjo) Farkas

Kongo Demokratia Respubliko  (Kinŝasa)

Paroisse Catholique Sainte Rita, Cité Pumbu, Commune de MONT NGAFULA, Kinshasa – RDC; kursogvidanto: F-ino Alexandrine OMBA TSHAMENA; paperpoŝta adreso: EKM Projekto Esperanto en Lernejoj B.P. 761 KINSHASA XI. RD CONGO / DR KONGO; retpoŝta adreso:

Iniciatinto de la projekto: S-ro Emile MALANDA NIANGA,

Ecole primaire TATA MAMA, 45 bis, Avenue Kukiele, Quartier MFIDI, Commune de Makala, Kinshasa-RDC; paperpoŝte: EKM, Projekto Esperanto en Lernejoj, B.P. 761 Kinshasa XI. RD Congo; kursogvidanto: S-ro Ben BONANZA KATUSEVANAKO; retpoŝtaj adresoj: ; Laŭ la informo de S-ro Emile MALANDA NIANGA en la lernejo okazas ankaŭ edukado de estontaj instruistoj de Esperanto.

Esperanto en la KULTURA TAGO EN KINŜASO (filmo kun kaj de Alexandrine)

Zur Verbreitung von Esperanto in Afrika hat Horst Gruner auf das Buch von Heidi Goes (Afero de Espero) hingewiesen. Es ist ein Auszug aus ihrer Diplomarbeit an der Universität Gent (BE) aus dem Jahr 1999, die sich auf Togo und Tansania konzentriert hatte. In der Esperanto-Version (Download PDF) wurde das auf weitere Länder erweitert.

Der Reiseschriftsteller Tibor Sekelj hatte 1962 eine »Karavano de Amikeco« mit 8 Teilnehmern aus 4 Ländern in 2 Autos durchgeführt. Die Reise dauerte ein Jahr und führte durch Ägypten, den Sudan, Äthiopien, Somalia, Kenia und Tansania. Das ist Thema  seines Buches »Ĝambo rafiki« (Swahili: Hallo, Freund  –  Orginal auf Esperanto). Ein zweite Tour war geplant, wurde aber nicht realisiert.

Dabei hat er auch eine Esperanto-Flagge auf den Kilimandscharo gebracht. (Bild bei Ipernity nicht verlink- oder kopierbar, nur mit Tricks dank Utho zu sehen). In Tansania konnte Sekelj sogar eine Audienz beim Präsidenten Nyerere bekommen. Allerdings fehlte es dem Unternehmen an Nachhaltigkeit und die zahlreichen Kontakte und Berichte in der Presse verpufften, weil sich niemand um die Interessenten kümmerte.

 

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